Kapitel 2.

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Nachdem Jane sich gewaschen und angezogen hatte, wurde sie bereits von ihrem Stiefvater aus dem Haus gescheucht.

In der Zeit, wo Joel das Auto aus der Garage fuhr, warteten Jane und Sina vor dem Haus. Schweigend standen Mutter und Tochter nebeneinander. Es schien als würde niemand die Mut haben, ein Thema anzufangen oder auch nur den Mund aufzumachen.

"Magst du Joel inzwischen?" Sinas Frage. Sofort getroffen- ins Schwarze. Das dunkele Thema. Das sonst niemand angehen wollte, denn die Antwort war klar und deutlich. Trotzdem war Jane überrascht.

"Wie bitte?!" Sie sah ihre Mutter entgeisert an. Ihre Augen besaßen ein Funkeln, dass Sina zurückzucken ließ. "Ich hasse ihn und er hasst mich! Zwischen uns wird sich nie etwas ändern."

Einen Augenblick war Stille. Zögernd wendete Jane ihren Blick ab. Da legte Sina ihre Hand auf Janes Schulter. "Was macht er den falsch? Er probiert doch schon alles mögliche, damit ihr mehr zusammenfindet."

Jane schüttelte den Kopf.
"Du bist blind vor Liebe."
"Gib' ihm doch eine Chance."
"Mom, es reicht."
Mehr brauchte und würde Jane nicht sagen. Sie wollte nicht mehr über Joel reden, sie wollte nicht einmal an ihn denken. Es war ihr ein Rätsel, wie Sina an einen so schlechten, charakterlosen Mann geraten konnte.

Einige -scheinbar endlosen- Momente später fuhr Joel aus der Garage und ließ Mutter und Tochter einsteigen. Wortlos setzte Jane sich auf den Rücksitz und begann mit ihrer besten Freundin zu schreiben.

Hey, Marie
Hallo, Jane. Wie geht's dir? Warum bist du schon wach? Es ist ziemlich früh für dich.
Joel hat mich geweckt. Wir sind gerade von Zuhause weggefahren, keine Ahnung wohin. Bin voll müde.

Auf einmal wurde Jane ihr Handy aus der Hand gerissen.
"Was soll das?!"
"Du sollst die Aussicht genießen. Außerdem hast du Handyverbot, vergessen?", bemerkte Sina und steckte Janes Handy ein.

Widerwillig verschränkte Jane ihre Arme und blickte gelangweilt nach draußen. Aussicht genießen, Ja, sehr schöne Aussicht, von wegen!, dachte Jane und strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Können wir wenigstens Musik anmachen?"
" Nein!", zischte Joel mit scharfer Stimme.
"Kleines, du weißt, dass dein Vater keine Musik mag."
"Er ist nicht mein Vater!"

Plötzlich klingelte das Telefon. Jane zuckte zusammen. Sina ging dran, sagte jedoch nichts. Es war, als würde sie keine Stimme haben, denn ihr Mund stand offen.

Wer war derjenige, der ihre Mutter anrief? Was sagte er zu ihr? Waren es so schlimme Worte, dass sie Sina dem Atem raubten und ihr Angst einjagten?
Schließlich legte Sina auf.

"Mom, wer war das?"
Sina antwortete nicht.
"Wer war das, Mom?"
Wieder antwortete Sina nicht.
"Joel.", hörte Jane Sina mit leiser, zittriger Stimme sagen, "Fahr schneller."

Joel hinterfragte nicht. Er schien zu wissen, wer am Telefon gewesen ist. Also trat er auf das Gaspedal und es wirkte, als wollte er nicht davon runtergehen. 

Das Mädchen Ohne ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt