Kapitel 5.

21 3 0
                                    

Spät am Abend, als die Schmerzen von Jane nachgelassen haben und sie bereits langsam gehen konnte, kam Max ins Zimmer.
"Hallo, Jane.", sagte er, "Ich habe gute Neuogkeiten; du darfst das Krankenhaus verlassen. Du hattest wirklich Glück, dass du nur ein paar wenige Prellungen davongetragen hast."
Jane lächelte ein wenig. Auch, wenn sie immer noch verwirrt und schlapp war, freute sie sich auf ihr Zuhause.
Max gab Jane ihre Anziehsachen und stolzierte wieder aus dem Raum. Wieder blieb Jane zurück und sie fragte sich, wie oft ihre Eltern sie wohl alleine lassen würden. Sie blickte auf die Sachen hinunter, die in ihren Händen lagen, gebügelt und wie neu. Wohlmöglich war es neue Kleidung, die frisch gekauft wurde... Nur warum sollte ihr Vater ihr neue Klamotten geben? Jane hatte keine Ahnung, nicht die geringste.
Sie zog sich um und betrachtete sich daraufhin im Spiegel. Das Shirt war Oversize, aber genau so gefiel es ihr. Die Hose und Schuhe waren perfekt auf einander abgestimmt und die goldene Kette war ein gelungenes Accesoire.
Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet und Max lugte in das Krankenzimmer. "Steht dir.", meinte er und Jane zuckte zusammen. Für einen Moment war ihr Herz stehen geblieben, es war doch gar nichts passiert. Also warum war sie so schreckhaft? War sie schon immer so schreckhaft gewesen? "Danke.", sagte sie kurz und versuchte den Schreck mit einen freundlichen Lächeln zu überspielen, "Ich bin dann so weit."
Max stoß die Tür auf und legte den Arm um Jane, als sie zu ihm kam. Gemeinsam stolzierten sie den Flur entlang. Es war ein komisches Gefühl neben Max zu gehen. Es war ein komisches Gefühl, dass er seinen Arm um sie legte. Es war, als wäre es das erste mal, das ihr vermeidlicher Vater mit ihr umherging. Und noch komischer war Es, als eine Krankenschwester ihm einen Beutel mit zerrissenen Sachenanbot, und Max sofort, ohne überlegen zu müssen, abdankte. Doch sie sagte nichts dazu, auch, wenn sie die zerrissenen Klamotten gerne gehabt hätte, denn wer weiß, vielleicht hätte es ihr geholfen. Vielleicht hätte sie den Anblick, das Anfassen oder den Geruch mit irgendetwas in Verbindung bringen können.

Vor dem Krankenhaus ließ Max Jane für nur wenige Momente allein, den er wollte das Auto vorfahren. Also stand Jane unter dem Glasdach des Eingangs, lehnte sich an einen Balken und sah zum Kreisverkehr. Doch sie fühlte sich beobachtet. So unauffällig wie möglich versuchte sie sich umzuschauen und tatsächlich entdeckte sie eine Person. Diese Person war ca. 100 Meter von ihr entfernt, hockte in einem Busch und hatte soeben ein Foto von Jane gemacht. Jane wusste nicht genau, ob es ein Mann oder eine Frau war, aber an den breiten Schultern zu erahnen, schien es ein Mann gewesen zu sein. Jane konnte den Mann nicht ein weiteres Mal ansehen, es wäre zu auffällig. Sie war nun nicht allein verwirrt, sondern auch nervös. Wer war dieser Mann? Warum beobachtete dieser Mann sie? Kannte er sie? War er für den Unfall verantwortlich? War er an dem Unfall beteiligt? Als sie sich kaum noch davon abhalten konnte, zu dem Beobachter zu gucken, fuhr Max mit einem riesigen, Gold lackierten Geländewagen vor. Er ließ das Beifahrerfenster runterfahren und rief ihr zu: "Steig ein."
Jane lächelte erleichtert und öffnete die Tür. Die Inneneinstattung war mindestens genauso luxuriös wie das Auto von Außen. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie war sich sicher, dass sie dieses Auto nie im Leben gesehen hatte.
Sie musste sich lediglich auf die Zehenspitzen stellen, um ins Auto einsteigen zu können. Mühevoll setzte Jane sich auf den Sitz und schnallte sich blitzschnell an. Auf einmal fing ihr Herz an schneller zu schlagen. Sie hatte unerklärliche Angst.
"Alles okay?", fragte Max und sah Jane beunruhigt an.
Sie nickte stumm und der Vater startete den Motor. Musik sprang an und schon besserte sich James Laune. Sie wippte im Rythmus und lächelte ein wenig. Max musste Grinsen und drehte die Musik laut auf. Sie machten und gemeinsam sangen sie mit. Ob diese entspannte Stimmung immer zwischen ihr und ihrem angeblichen Vater herrschte?

Das Mädchen Ohne ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt