Kapitel 25.

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Sie standen auf und verließen blitzschnell das Zimmer, wobei sie verdammt gut darauf aufgepasst haben keine einzige Scherbe zu verschieben. Sie liefen den Flur der Wohnung entlang, bis ins Wohnzimmer und schrien: "Wir müssen die Polizei rufen!"
Johns Eltern sahen sie irritiert an. Sie wechselten kurz Blicke aus und dann erhob sich Johns Vater, Victor: "Wir können die Polizei nicht rufen, denn wir haben gerade echt Stress mit den Behörden."
Jane war entsetzt. Es hatte erst vor wenigen Minuten einen Angriff auf sie und John gegeben und diese Eltern wollten nichts dagegen unternehmen, nur weil sie im Moment keine Lust auf die Behörden hatten?!
"Aber wir können unseren Bekannten von der Tischlerei anrufen. Vielleicht kann heute noch einer seiner Arbeiter vorbeikommen.", fügte Charlotte, Victors Frau, hinzu.
"Ja, genau so machen wir das!", entschied Victor und griff bereits nach dem Telefon.
Inzwischen hatten Jane und John den selben entgeisterten Blick aufgesetzt und beide verstanden nicht, wie diese Eltern so uneinsichtig sein konnten.
Während Victor das Zimmer verließ, um zu telefonieren, ging auch Charlotte davon. Jane und John blieben allein zurück und setzten sich gleichzeitig auf das Sofa.
"John?"
" Ja, was gibt's?"
"Bei dem Artikel, den wir auf deinem Computer, den mit den Bildern... Standen dort irgendwelche Namen? Oder der Name von der Straße?"
"Ich glaube, dort standen Namen, aber so weit war ich nicht mit dem Durchlesen gekommen. Wir müssen noch einmal an den Computer."
"Ja, aber dein Zimmer ist voller Scherben."
"Wie ich meine Mutter kenne, wird sie es gleich aufgeräumt haben, dann könnten wir wieder rein."
" John?"
"Ja, Jane, ich sitze immer noch neben dir."
Jane lachte auf. "Ich weiß. Ich wollte nur sagen, dass ich vor habe zum Krankenhaus und zu dieser Straße zu kommen." Sie senkte ihre Stimme. "Ich glaube nicht, dass meine Eltern mich dorthin bringen würden." Sie machte eine Sprechpause, wobei sie schluckte und John einen unauffälligen Seitenblick zuwarf. Er sah sie interessiert an. Sie sprach langsam und leiserer weiter, sodass sie schon flüsterte: "Ich... ich weiß, dass es sich jetzt komisch anhören wird, aber... ich muss da unbedingt hin und... ich möchte, dass du mitkommst."
Jane brauchte John nicht anzugucken, um zu wissen, dass er sehr überrascht war. Sie wusste genau, was sie gesagt hatte und sie meinte es ernst. Sie glaubte nicht daran, dass Max und Jessica sie zum Krankenhaus, geschweige dem zu irgendeiner Straße bringen würde. Doch sie würde diese Reise nicht allein antreten können. Sie brauchte John, John und seine Anwesenheit.
"Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll."
"Ja, ja, ich weiß, dass es eine große Bitte ist.", sagte Jane und wollte John in die Augen blicken, aber irgendwie wollten Janes Augen nicht vom Boden aufsehen.
Kurze Zeit herrschte Schweigen. Jane würde es verstehen, wenn John ihr sagen würde, dass er nicht mitkommen könnte. Sie würde es wirklich verstehen, doch das heißt nicht, dass sie nicht enttäuscht wäre. Aber genau in dem Moment, wo Janes Hoffnung beinah gestorben wäre, kam Johns erstaunliche Antwort: "Ich werde mitkommen."
Abrupt sah Jane auf. Ein Lächeln erfüllte ihre Lippen, denn sie könnte kaum glauben, dass John sich auf so etwas, nicht besonders ungefährliches einließ.

Das Mädchen Ohne ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt