Kapitel 7.

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Schön erfrischt, gewaschen und umgezogen humpelte Jane in ihr Zimmer. Auch wenn jeder Schritt weh tat und ihr keine Bewegung einfiel, die harmlos wäre, war Jane erleichtert. Alles war ihr fremd, nichts gab ihr ihre Erinnerung wieder, sie war immer noch verwirrt, doch es erging ihr gut.
Sie ging zum Fenster und wollte soeben die Rollade runtermachen, als von draußen ein Fotolicht auftauchte. Sie war wie erstarrt. Der Statur nach zu urteilen, war es der selbe Mann, der sie vor dem Krankenhaus fotografiert hatte. Es war ein riesiger Schock und für Jane fühlte es sich an, als würde sie diesen Mann direkt in die Augen blicken. Blitzschnell ließ sie die Rolladen runterfahren und hockte sich unter den Tisch. Ihr Herz pochte so schnell, als würde es gleich explodieren. Sie wurde verfolgt, wohlmöglich war dies schon Stalken. Sie würde kein Auge zudrücken können, denn wer weiß schon, wozu diese Person dort draußen fähig war. Nun hockte sie einfach da, unter ihrem Schreibtisch, der bestimmt nicht zum Verstecken gedacht war, und könnte weinen. Es wurde ihr zu viel. Sie wusste nicht, wer sie war, wer diese Person war, was passiert war, ob sie ihren "Eltern" trauen konnte, ob sie überhaupt jemanden trauen konnte und warum dieser Mann sie verfolgte. Es war zum Schreien, oder zum Weinen. Sie war verwirrt, fühlte sich hilflos und ja, jetzt auch auf irgendeiner Weise nicht mehr sicher. Sie traute sich ja nicht einmal unter dem Tisch hervorzukommen.
Plötzlich wurde die Tür langsam aufgemacht. Janes Herz schien fast stehenzubleiben, doch sie durfte erleichtert aufatmen, als sie sah, dass es Max war.
"Was machst du da?", fragte er sichtlich verwirrt, jedoch auch ein Stück amüsiert.
Jane öffnete ihren Mund, aber vorerst kam kein Wort heraus.
"Schätzchen, ich glaube, du bist aus dem Alter heraus, indem es normal war, sich unter Tischen zu verstecken, nicht?"
"Eigentlich... schon.", bekam Jane heraus, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie alt sie überhaupt war.
" Was ist dann los?"
"D..da ist ein Mann... da ist ein Mann im Garten." Sie versteckte ihr Gesicht in ihren Händen. Es war ihr peinlich, dass Max sie so vorfand. Er sollte nicht denken, dass sie ein Angsthase war, aber... Es war einfach furchtbar.
"Soll ich nachgucken?"
"Nein!" Janes Stimme schien zu tun, was sie wollte. Es war eine Tonlage zwischen Schreien und Quitschen, die ihren Mund verließ und Max ein kleines, nicht kneifbares Lächeln aufs Gesicht zauberte.
" Na gut, möchtest du heute bei uns schlafen?"
" Ja, ja, gerne." Auf einmal konnte Jane problemlos unter dem Tisch hervorkrabbeln und zu Max in die Arme rennen, erst dann überfielen sie die Schmerzen.

Das Mädchen Ohne ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt