Kapitel 30.

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Wie Jane befürchtet hatte, stellten die Polizisten fest, dass der Mann geflohen war. Er hatte das kleine Fenster eingetreten und war geflüchtet, so in etwa wie Jane und John. Doch der Mann hatte einen, wenn auch kleinen, Fehler begangen; er hatte Fingerabdrücke hinterlassen, die die Polizisten zum Teil entnehmen konnten.

Kurze Zeit später, als Jane und John vor dem Mehrfamilienhaus hockten und den Polizisten amüsiert zuhörten, wie sie sich stritten, wurde Jessica von dem heutigen Vorfall informiert. Im Nu war sie auf dem Weg und da würde Jane erst klar, dass Jessica sie auf keinen Fall zum Krankenhaus bringen würde. Es war komisch, denn überall in der Umgebung durfte sie hin, ja sogar an einen Ort, wo es nicht sicher war, aber zu einem Ort, der ihr tatsächlich helfen würde, würde sie sich nicht nähren dürfen.
"John, bist du noch dabei?"
"Wobei?" Sein ruhiger Blick lag auf ihr und machte sie nervös.
"Dabei, mit zum Krankenhaus und zu dieser Straße zu gelangen."
"Klar, ich kann es dir versprechen. Ich werde das mit dir durchziehen."
"Danke, John. Ohne dich würde ich es nicht angehen können."
"Kein Problem, mich interessiert es schließlich auch, wer du wirklich bist."
Jane blickte John an. Er lächelte, sie lächelte und sie waren sich ziemlich nahe. In einem Liebesfilm hätten sie sich jetzt geküsst, doch in Wirklichkeit kam genau in diesem Moment
Janes Mutter mit einer schwarzen, glänzenden Limousine vorgefahren. Sie ließ eine Fensterscheibe runterfahren und rief Jane zu: "Komm, Schatz. Wir fahren nach Hause. "
Jane stand auf, ging einige wenige Schritte in Richtung Auto, blieb jedoch stehen. Sie blickte zurück zu John und sagte nur: "Wir sehen uns morgen,... in der Schule."
Er nickte und lächelte. Jane war sich sicher, er hatte verstanden, was sie meinte. Sie stolzierte zum Auto und stieg ein. Schließlich führen sie nach Hause.
"Mom?"
" Ja, Schätzchen?"
"Kann ich dich was fragen?"
"Immer doch."
"Kannst du mich morgen noch mal ins Krankenhaus bringen?"
Jessica antwortete nicht. Sie reagierte überhaupt nicht. Ihre Zähne waren zusammengebissen, ihre Augen geradewegs auf die Straße gerichtet und ihr Körper an sich war sichtlich angespannt. Das war eine eindeutige Antwort: "Nein!"
Jane hatte es gewusst und nun stand ihre Entscheidung fest: Sie würde am nächsten Tage ausreisen, mit John.

Das Mädchen Ohne ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt