Kapitel 27.

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Der Mann lehnte sich nach Vorne und hob seine Hand, die immer und immer näher zu Janes Gesicht kam. Sie würde ihm nur zu gern seine Hand wegschlagen oder auch nur Ausweichen, doch sie war nicht in der Lage sich zu bewegen. Sie fühlte sich wehrlos, schon beinah hilflos. Sie war wie gelähmt. Der Mann grinste, denn er wusste, dass Jane sich nicht zu helfen wusste. Was würde er nun tun? Würde er sie schlagen, oder, - oder würde er sie erwürgen? Doch so weit kam es nicht. John schritt ein und schlug dem Mann auf die Finger. Ein leiser Knall erfüllte die Luft und hallte durch den Raum. Der Blick des Mannes lag nun ganz allein auf John.
"Glaub nicht, dass ich dich vergessen habe.", sprach der Mann in einer bedrohlichen Stimmlage, "Über dich habe ich mich auch schon schlau gemacht: Dein vollständiger Name ist John Liam Gwendsdom. Du bist ein 14 Jahre alter Schüler, wirst am 10 Oktober des Jahres jedoch noch 15. Deine Eltern heißen Victor und Charlotte Gwendsdom. Du hast eine ältere Schwester, die 23 Jahre alt ist und Emma Gwendsdom heißt. Aber nicht mehr lange, denn ihr Freund, Justin Roberts, hat ihr vorgestern einen Heiratsantrag gemacht."
Allen war bewusst gewesen, welche Mimik John bei all den Fakten abliefern würde, doch wenn es nun keine ernste Situation gewesen wäre, hätte Jane sich schlapp lachen können.
"Was machst du hier?", fragte Jane. Es reichte ihr. Dieser Mann war überall, wo sie war. Sie war nicht sicher. Sie konnte nicht einmal aus dem Haus gehen, ohne sich beobachtet zu fühlen. Er war bereits ein schlimmer Teil ihres Lebens geworden, aber nun war er so weit gegangen, dass er John auswendig gemacht hatte. Irgendjemand musste die Polizei rufen! Es war kein Spaß, es war es nie gewesen, nein, dies war Stalking.
Jane hätte am liebsten ihre Hände in die Luft geschmissen und wäre schreiend weggerannt, doch aus irgendeinem Grund zwang sie sich, ruhig sitzen zu bleiben.
Der Mann antwortete nicht auf ihre Antwort, denn Schritte ertönten. Victor kam mit einer Tasse Cafe ins Wohnzimmer und stellte es auf den Glastisch.
" Wenn ich richtig gehört habe, haben Sie bereits mit den Kindern geredet, nicht?"
"Ja, und ich muss Ihnen sagen, dass sie wundervolle Kinder haben, so nett und höflich. Wir verstehen uns fantastisch. "
Jane biss die Zähne zusammen. Er log, das war doch sowasvon klar. Aber Victor schien es nicht zu verstehen: "Wirklich?"
"Natürlich!", meinte John mit viel Ironie in der Stimme und verdrehte die Augen, doch sein Vater verstand es noch immer nicht. Er lächelte und klopfte dem angeblichen Tischler auf die Schulter, wobei er sprach: "Sie haben wirklich eine positive Ausstrahlung, besonders auf Kinder, wie es scheint.
Jane seufzte ausgiebig, schlug sich die Hand gegen die Stirn und hätte nicht gedacht, dass sie somit so viel Aufmerksamkeit geben würde. Victor sah sie fragend an, der Stalker warf ihr einen nervösen, drohenden Blick zu und John folgte ihrem Beispiel.
" Was habt ihr denn?", wollte Victor wissen und Jane war überrascht von seiner Naivität und der Dummheit, die er ausstrahlte.

Das Mädchen Ohne ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt