Kapitel 32

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1 Woche später, waren wir schon im Auto zu Justins Familie. Ich konnte keinen Ausweg mehr finden und saß nun mit Ty und Justin, die mit Hemd dort saßen, in einem Auto. Ich mit rotem Pulli und Rentieren drauf, schwarze Jeans und hohen Schuhen. Manchmal bemerkte ich Justins Blicke auf mir, aber das wahrscheinlich nur, weil ich ihn genauso oft anstarrte wie er mich. Beide sahen verdammt gut aus. Vielleicht wollten sie nur sicher sein, dass der Weihnachtsmann ihnen was bringen wird, aber, dass die Beiden so kindisch waren, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Bei allem Respekt, aber das ging dann doch ein wenig zu weit, in diesem Alter noch an den Weihnachtsmann zu glauben. Der Wagen hielt. Sie stiegen alle aus, genau wie ich. Jedoch war ich diejenige, die davor wie gebannt stehen blieb. Das Haus war schön gestaltet. Wirklich traumhaft, genau wie all diese Häuser hier. Der Schnee war gut, um einen Schneemann zu bauen, weswegen man schon einige Versuche sah. Die Lichterketten sollten einen eigentlich ein gutes Gefühl geben, aber mir schnürte es die Kehle zu. Meine Augen wurden leicht wässrig und das nur von Schmuck. Das alles hier war lächerlich. Ich war mir bewusst, dass ich eine starke Frau war, aber wenn es um Familienfeste und allgemein um Familie ging, dann war ich die schwächste Person die es auf dieser Welt gab. Ich schluckte hart, atmete unregelmäßig und konnte den Hauch meines Atems sehen so kalt war es. Mit langsamen und wackeligen Schritten dackelte ich zu den anderen. Justin dachte wahrscheinlich genauso wie ich, denn, als ich neben ihm Schritt halten konnte, griff er schnell meine Hand. Ich drückte leicht zu, um ihm verstehen zu geben, dass ich genauso aufgeregt war wie er. Das hier war das erste Treffen mit seiner Familie, seit Justin seine Versuche gestartet hatte.

"Was ist, wenn sie mich nicht mehr dabei haben wollen?", flüsterte er ernst und besorgt. Ich blickte ihn leicht lächelnd an. Er erwiderte meinen Blick.

"Wenn sie dich nicht dabei haben wollen, dann hätten sie das schon vor Jahren gesagt und außerdem liebt deine Familie dich so, wie du bist.", versicherte ich ihm. Ja, jetzt war sein Leben perfekt. Er hatte Familie, war nicht mehr drogenabhängig und begann dank Scooter bald wieder seine Karriere als Popstar. Justin schien meine Worten Glauben zu schenken und erwiderte dies mit einem kleinen Lächeln. Ein Lächeln, das auch mich zum schmunzeln brachte. Dieses Lächeln brachte mich dazu, noch nervöser zu werden, wo ich eigentlich dachte, dass das gar nicht mehr schlimmer ging.

"Willkommen!", rief Pattie uns allen zu und bat jeden rein. Justin zögerte leicht, aber Pattie umarmte ihn dann so fest, dass sie schon eine Glücksträne vergoss.

"Geh rein mein Schatz.", lächelte sie überglücklich und wendete sich dann zuletzt an mich. Sie umarmte mich stürmisch und liebevoll, aber inzwischen war ich das schon ein wenig gewohnt.

"Ich danke dir so sehr.", flüsterte sie erstickt.

"Ich hab nicht viel gemacht...das war hauptsächlich er."

"Aber ohne dich hätte er nicht angefangen aufzuhören." Ich ließ somit das Gespräch sein, da ich bemerkte, dass es sinnlos sein würde und wenn ich ehrlich war, dann war es mir ein wenig zu persönlich. Immerhin sprachen wir hier über Justin und auch wenn dem nicht so war, dann fühlte es sich komisch an nicht in seiner Gegenwart über ihn zu sprechen. Klar, mit Pia und den allen machte ich es ständig, aber bei seiner Mutter? Das war so ein komisches Gefühl, dass mein Bauch rebellierte, aber das war dann bestimmt der Hunger. Pattie schloss die Tür hinter mir. Mit zögernden Schritten lief ich in Richtung Wohnzimmer, wo man schon alle Verwandten von Justin sah. Es war komisch, dass sie Justin alle umarmten und sich alle freuten, dass er endlich wieder der Alte war. Komisch war auch, dass mich alle ebenfalls nett und herzlich begrüßten. Komisch war, dass Justin mich die ganze Zeit betrachtete. Es war alles komisch und so neu für mich, dass ich alles gar nicht richtig realisieren konnte. Unter dem Weihnachtsbaum lagen etliche Geschenke. Große und kleine. Alles, wirklich alles, war neu für mich. Schon lange bekam ich diese Gefühle nicht mehr. Gefühle, von dem jeder Mensch ausging sie zu haben. Eine Selbstverständlichkeit war es für die Meisten, aber ich fühlte es seit langem nicht mehr. Gefühle der Liebe zur Familie und Bekannten. Obwohl das nicht einmal meine Familie war. Ich ließ mich von allen umarmen, genoss es, obwohl ich eigentlich dachte, dass es ein Disaster werden würde. Mein Herz raste. Wir setzten uns zu Tisch und aßen das wundervollste Essen, das ich jemals gegessen hatte. Pattie war eine begabte Köchin und mir war jetzt auch klar, warum die Familiefeste hier statt fanden. Ich schielte zu Justin rüber. Seine Augen glänzten. Jeder wollte mit ihm reden. Wahrscheinlich war er sonst nie dabei oder einfach nicht am Tisch, das erklärte dann wenigstens den ganzen Tumult. Nach dem Essen schalteten wir die Musik an. Langsame Weihnachtsmusik ertönte, während die Kinder sich an die Geschenke ranmachten.

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