-Kapitel 78: Ich habe Harper verloren.-

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Liam


 Ich lausche allesamt Geräuschen zu, nur um ihre Stimme zu überhören, selbst wenn mir das alles schwer fällt. Aber das ist die einzige Möglichkeit, nicht umzukehren und mich ihr völlig hinzugeben. Ich kann ihr nicht widerstehen, ich kann nicht ruhig bleiben. Es fällt mir schwer. Ich habe, verdammt nochmal, Verlangen nach ihr. Ich habe Sehnsucht nach ihr. Aber ich kann nicht. Ich werde daran gehindert und ich hasse mich dafür. Ich hasse mich dafür, dass ich eine so bescheuerte Wette eingegangen bin, sie nicht durchgeführt habe, aber trotzdem Scheiße gebaut habe. Ich habe sie nicht durchgeführt, nein, aber ich habe etwas getan, wofür ich mich schäme.  

Ich halte mitten auf der Straße an und will zurückfahren. Ich will ihr alles erklären, aber dann fällt mir ein, dass ich das nur noch schlimmer machen werde. Wenn ich diese Strafe nicht akzeptiere, dann habe ich sie endgültig verloren. Chuck wird die Wahrheit sowas von verdrehen, dass sie mir kein einziges Wort mehr glauben wird. Der Gedanke selbst gibt mir einen starken, schmerzvollen Stich in die Seite. 

Das laute Hupen reißt mich aus meinen Gedanken, sodass ich fest das Lenkrad umschlinge und einmal tief Luft hole. Bald darauf fahre ich an und versuche mich zu kontrollieren.


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Ich klopfe gegen die Tür.

"Mister Coleman.", spricht das Dienstmädchen. "Hi.", murmele ich und trete sofort ein. Ich laufe die große Treppe hinauf und stürme in Masons Zimmer, woraufhin ich beide im Bett rumknutschen sehe. "Oh mein Gott, Liam!", ruft Mila und springt von seinem Schoß. Ich schaue weg, als ich sie im BH sehe. "Alter. Kannst du nicht anklopfen?", meint Mason, aber sein Tonfall klingt eher amüsiert und nicht genervt, so wie ich das von Milas Ton raushöre. "Tut mir Leid, ich wusste nicht, dass ihr...dass ihr...sowas macht.", entgegne ich verlegen. 

"Wie sollst du auch?", erwidert Mila genervt. 

"Wir sehen uns dann morgen.", spricht Mason. 

"Morgen werde ich mit Harper Geschenke kaufen gehen. Aber wenn ihr wollt, könnt ihr ja mitkommen.", meint sie. 

Ich drehe mich wieder um und starre sie mit einem "Bloß-nicht"-Blick an. "Mal schauen. Ich ruf dich dann später an.", antwortet Mason.

"Ok, bye.", sagt Mila, schaut mich mit einem ernsten Blick an und verschwindet dann aus dem Zimmer. 

Ich würde alles tun, nur damit sie Harper nichts von der Wette erzählt. Es macht mir zu schaffen, wenn ich jedesmal mit der Angst leben muss, Mila würde ihr irgendwann alles erzählen, sobald die beiden alleine sind. 


Mason starrt mich an und liest sofort ab, dass ich gerade in richtiger Scheiße stecke. Er setzt sich sofort aufrecht hin und fragt:"Was hast du getan, Liam?"

Ich beiße meine Zähne zusammen, drehe mich von ihm weg und fahre durch meine Haare. "Alter, du bist seit heute wieder in New York, Liam. Was kannst du getan haben innerhalb so kurzer Zeit? Hast du es ihr gesagt?"

Ich schüttele den Kopf. "Nein. Verdammt, nein. Ich kann nicht. Es bringt mir nichts. Sie wird mir nicht glauben."

"Warum sollte sie dir denn nicht glauben? Du hast doch nichts getan.", sagt er. Ich schaue ihn schweigend an. "Warte...warte...", spricht er und erhebt sich,"bevor ihr weggeflogen seid....du wolltest mir etwas gestehen, Liam."

Ich beiße meine Zähne zusammen. "Ich habe ihr K.O Tropfen gegeben.", sage ich knapp und er weitet seine Augen. 

"Ich...ich wusste nicht, dass ich irgendwann Gefühle für sie haben würde. Ich fand sie heiß, okay, ich dachte, sie wäre wie jedes andere Mädchen, das ich einfach nur flachlegen konnte und fertig. Wie jedes verdammte Mädchen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich so sehr in sie verlieben würde, dass ich vor nichts, aber vor der Trennung von ihr Angst haben würde. Verdammt, ich habe sie in ernste Gefahr gebracht, sie hätte die Tropfen, die ich ihr reingegeben habe, nicht verkraften können. Ich habe nicht nachgedacht, ich habe ihr Drogen mitunter gemischt, weil Chuck das so wollte. Ich war... war...verdammt, ich habe meine Kontrolle verloren, ich habe sie ausgezogen...ich wollte sie küssen, sie fühlen....fuck, ich wollte sie berühren. Ich war kurz davor, die verdammte Wette durchzuführen. Ich habe versucht mich zusammenzureißen, auch wenn sie mich küssen wollte, auch wenn sie mich wie ein kleines Kind anstarrte. Aber plötzlich fielen ihre Augen zu und ich...verdammt ich habe angefangen, aber ich konnte es nicht zu Ende bringen. Ich habe es nicht geschafft, weil ich....weil ich mich in diesem Moment....ich fühlte mich nicht gut....es hätte jedes andere Mädchen sein können, aber nicht Harper. Verdammt, Mason, nicht Harper!"

Mason zieht mich am Nacken zu sich und drückt mich. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter, doch meine Tränen kann ich nicht zurückhalten. "Nicht Harper!", wimmere ich und kneife meine Augen zu. 

Seit langem habe ich mein Vertrauen wieder einer Frau gewidmet, ich sehnte mich nach der Liebe, die ich von Mum nie bekam. Harper gab mir diese Liebe, aber ich habe es versaut. Ich habe alles kaputt gemacht. Ich habe mich verliebt, noch nie hatte ich dieses so starke Gefühl...aber nun habe ich Angst. Ich habe Harper verloren. 







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