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-Feena-


Zu meinem Unmut verging mein Geburtstag schneller als mir lieb war.

Nur langsam freundete ich mich damit an, ins Erwachsenenalter gekommen zu sein. Der größte Spaß blieb mir ohnehin verwehrt, denn restlos betrinken konnte man sich theoretisch erst ab 21. Nicht, dass ich das vorgehabt hätte, aber dadurch fiel die Party wohl doch etwas gesetzter aus und lief nicht grundlegend aus dem Ruder.

Die nächste Katastrophe ließ jedoch nicht lange auf sich warten.

Der Anfang der Woche war kein guter. Allein deshalb weil Mom und die Jungs zurück nach Kalifornien fliegen mussten, doch es kam noch schlimmer, denn am Mittwoch ereilte uns eine Hiobsbotschaft, die mir gehörig den Boden unter den Füßen weg riss und meiner guten Laune ein Ende versetzte.

In zwei Tagen würde sich unser nächstes Konzert nach meiner unfreiwilligen Pause ereignen und ich hatte Bill Schneider zum Flughafen geschickt, damit er unseren Drummer abholte.

Zu meiner Verwunderung sah ich den Kumpel meines Vaters zwei Stunden später allein vom Flughafen kommen. Ich glaubte Thomas zuerst in unserem Tourbus. Als Bill aber ein dementsprechend nachdenkliches Gesicht zog ahnte ich Böses.

„Wo ist Thomas?"

Er schüttelte mit dem Kopf und sorgte bei mir für aufkommende Panikattacken.

Der Rest von Green Day, der an langen Tischen hockte und gerade das Catering fürs Abendessen genoss, sah erstaunt auf und machte lange Gesichter.

Ich stand ruckartig auf. Ich konnte nicht glauben, was ich sah.

Bills Kopfschütteln erschien mir wie in einem schlechten Film und kam mir vor wie in Zeitlupe.

„Tut mir leid."

„Wie? Es tut dir leid?"

„Dein Drummer ist nicht mitgekommen."

In diesem Moment schien sich die Erde zu öffnen und mich zu verschlucken. Zumindest fühlte es sich genauso an.

„Thomas lässt ausrichten, dass er die Band nicht mehr mit sich und seinem Studium vereinbaren kann."

„Er lässt es ausrichten?", lachte ich sarkastisch, obwohl ich kurz vorm heulen war. Ich konnte nicht glauben, was mir Schneider da an den Kopf warf.

Es fühlte sich ein bisschen so an als hätte ich eine Todesnachricht erhalten.

„Es tut mir leid, Kleine."

Meine Lippen zitterten. Ich war froh, dass ich dem Rest der Band den Rücken zugewandt hatte. Mit 18 heulte man nicht mehr in der Öffentlichkeit. Auch nicht, wenn man mit einem Großteil von ihnen aufgewachsen war und man sie schon von Windeln auf kannte.

„Das hier kam gerade als Fax rein. Frisch ausgedruckt", reichte mir Bill ein Schreiben, was ich ergriff und zitternd festhielt.

„Es tut mir leid. Aber ich kann das nicht mehr. Das bin nicht ich", las ich und zerknüllte den Zettel Sekunden später, schmiss ihn auf den Boden.

„Feena", wollte mir Bill Schneider seine Hand auf die Schulter legen, da ihm mein verzweifelter Zustand nicht entgangen war, aber ich schüttelte sie weg.

„Scheiße", fluchte ich laut und rannte dann blind vor Tränen unter den verwirrten Augen meines Gitarristen in Richtung Tourbus...

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-Billie-

„Was hat sie denn?"

Wir senkten kleinlaut unsere Blicke. Der Rest meiner Jungs sah betreten nach unten.

„Ein Problem. Genau wie du jetzt", sagte ich ernst, was James wohl nicht sofort verstand.

Er trat näher und sah uns verwirrt an.

„Euer Drummer hat sich gerade verabschiedet. Der kommt nicht mehr."

„Was? Wie bitte?"

„Ja, Kumpel uns hats gerade auch gerade umgehauen. Der hat ausrichten lassen, dass er aus der Band aussteigt. Er hat sich gar nicht erst ins Flugzeug gesetzt"

„Ich muss mit Feena reden."

Er wollte los laufen, aber ich stellte mich vor ihn und fing ihn ab.

„Ganz schlechter Zeitpunkt. Wenn hier einer mit ihr redet, dann bin ich das. Du nimmst dein Telefon und versuchst euer Kameradenschwein jetzt nochmal zu bequatschen und wir klären das hier."

„Aber..."

„Kein aber. Feena ist für die nächsten Stunden erfahrungsgemäß eh nicht ansprechbar."

Widerwillig sah mich der Gitarrist an, kam dann aber meinen Worten nach und verschwand zum Festzelt, das uns als Aufenthaltsbereich diente.

Ich sah meine Band seufzend an, die nicht weniger betrübt als ich schaute.

„Wenn der Tag schon so los geht, weißt du wie der Abend ist", maulte Tré und zog eine schiefe Grimasse.

„Das war der Todesstoß. Dass überleben die nicht", sprach Mike leise und brachte damit das auf den Punkt was ich dachte.

„Sie hat aber auch immer ein Pech", gab ich ihm zu verstehen und fuhr mir nervös durch die schwarzen Haare.

„Was mache ich denn jetzt? Die sollten morgen als Voract spielen und haben keinen Drummer."

„Also ich würde auch einsteigen, Beej."

Aber ich sah Frank nur unsicher an.

„Nimms mir nicht übel, aber ich halte es für keine gute Idee, wenn jemand von uns mit der Band spielt. Das würde ihre Autorität beschneiden und dann schauen alle wieder nach uns und nicht nach Feena und Jimmy. Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe und nicht mehr."

„Und wie willst du bis morgen einen geeigneten Drummer auftreiben?"

Gute Frage. Mein Blick glitt zu den Tourbussen. Ich brauchte eine schnelle Lösung, die für alle vertretbar war. So schnell wie möglich....

somewhere now (Green Day fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt