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Jimins Augen weiteten sich als sein Gegenüber die Worte aussprach.
"I-Ich, Ich weiß es nicht Yoongi." Die Worte verließen seinen Mund, fluteten den stillen Raum, doch Jmin fühlte sich nicht als wäre er im Zimmer des dunkelhaarigen Jungens, der nervös vor ihm saß. Er fühlte das Bett nicht mehr, auf welchem er saß. Alles worauf er sich konzentrierte waren drei Worte, die seinen Geist einnahmen.
Yoongi ist normal. Yoongi ist normal. Yoongi ist-
"Bessere Frage" Sein Gedankengang wurde unterbrochen. Als der ältere wieder anfing zu sprechen.
"Glaubst du an den Teufel?"
Jimins Hals wurde taub, als würde etwas darin stecken und ihm sowohl die Worte als auch den Atem rauben.
Er versuchte das Zittern zu kontrollieren, welches langsam anfing sich über seinen Körper auszubreiten.
Doch er konnte es nicht.
Wie eine Welle übernahm es ihn.
Vom Kiefer, über die Arme, bis zu den Händen.
Sein Verstand setzte aus, als Yoongi seine Hände  nahm und versuchte ihn zu beruhigen, vielleicht war es doch keine so gute Idee es ihm zu erzählen. Es schmerzte den dunkelhaarigen, als Jimin geschockt ihre verschränkten Hände betrachtete und dann zurückwich.
Sich ihm entzog.
Jimin war verwirrt. Niemand hatte gesagt, dass Yoongi übernatürlich war. Alles was gefragt wurde war, ob Jimin an das Übernatürliche, oder gar an den Teufel glaubte.
Doch sein Körper reagierte, ohne seinen Verstand zu fragen. Als wüsste er was los war.
Es war als hätte er ein Puzzle gelöst und würde nun das große, fertige Bild betrachten.
Egal was es war, das Yoongi sagen würde, Jimin wusste, er war nichts gutes.
Allein seine Ausstrahlung schrie danach die Flucht zu ergreifen. Sein Verhalten erst recht.
"Jimin"
Erneut wurde er aus seinen Gedanken gerissen und sah den ihm gegenüber sitzenden an.
"Glaubst du, du bekommst es hin mir zuzuhören, ohne eine Panikattacke zu bekommen? " Sein Ton war sanft, beruhigend und Jimin merkte wie er ruhiger wurde.
Kurz schloss er die Augen um das Zittern wenigstens ein bisschen in den Griff zu bekommen.
Egal was Yoongi ihm erzählen würde, egal wie abgedreht es auch sein möge, er wusste er würde ihm glauben.
Und egal wie viel Angst er auch hatte, er würde versuchen es zu akzeptieren und damit zu leben, denn egal wer der Junge gegenüber ihm war, oder eher egal Was er war, er war es auch schon vorher gewesen und würde sich nicht ändern.

Jimin gab ein Nicken von sich, öffnete die Augen und sah den älteren an.
"Ok, lehn dich zurück, das wird lang. Und bitte, bitte versuch mir zuzuhören, bis ich fertig bin. Wenn du dann gehen willst, geh."
Er fuhr sich durch die Haare und sah Jimin in die Augen.
Und alles was der jüngere darin sah war Angst.
Angst alleine gelassen zu werden.
Und so fing er an zu erzählen.

"Du musst wissen Jimin, ich war nicht immer so wie ich jetzt bin. Als ich klein war hat mein Vater immer gesagt, ich soll den Leuten helfen, so viel es geht.
Ich soll jeden versuchen glücklich zu machen und immer gehorsam sein.
Regel nummer 1 war:

bete zu Gott und er wird dir helfen.

Und so wuchs ich auf, immer nett zu jedem, jeden Abend gebetet. Nicht ein Tag verging an dem ich nicht zu Gott sprach. Doch ich habe nie nach etwas gebeten. Ich habe ihm von meinem Tag erzählt, habe ihn gefragt wie es ihm geht. Wenn ich Probleme hatte, versuchte ich sie alleine zu lösen und wenn ich es geschafft hatte, habe ich es stolz erzählt. Ich lebte glücklich und genauso glücklich starb ich auch, im Wissen, dass mich Gott empfangen würde. Und so kam es.
Denn eines Tages wachte ich nicht neben den Tieren auf, die ich hütete, sondern in einem weißen Raum. Dort war nichts und doch fühlte es sich nicht leer an.
Ich wusste dass ich tot war.
Es verging Zeit, ich weiß wirklich nicht wie lange, aber irgendwann hörte ich eine leise Stimme. Sie flüsterte mir zu umspielte mein Sein und gab mir einen Sinn.
Es waren keine Sätze die sie mir zusprach, keine Worte, nicht einmal Silben würde ich es nennen, doch ich wusste was es bedeutete.

So fing  mein zweites Leben an Jiminie.

Nach und nach kamen mehr dazu und halfen mir die Menschen zu leiten. Irgendwann beschloss Gott uns zu helfen. Wir konnten den Menschen nicht hinterher eiern wie kleine Hündchen, und ewig brauchen bis wir sie fanden.
Und so gab er uns Flügel.
Das Gefühl wohin wir auch wollten fliegen zu können und mit einem Flügelschlag den richtigen gefunden zu haben...
Es ist wahnsinn.
Du kannst dir das Gefühl nicht vorstellen, über allen anderen zu schweben, den Wind im Gesicht und die Flügel weit ausgespannt. Man wird süchtig danach, so viel kannst du mir glauben."
Eine Gänsehaut zog sich über Jimins Arme, er war verwirrt von Yoongis Geschichte, aber die Art und Weise, wie der ältere vor ihm saß, in Erinnerungen schwelgend und einfach nur glücklich, ließ ihm kalt und warm zugleich werden. Die Geschichte hörte sich schön an und umso verwirrter war der Junge, wieso Yoongis  Charakter so eine radikale 180 Grad Wendung gemacht hatte.
Doch eine ander Frage hing ihm noch im Kopf.
"Wie alt bist du Yoongi?"
Der Junge sah auf und lächelte ein wenig traurig.
"Für immer jung, würde ich mal sagen. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen."
Jimin nickte nur zu der Aussage und sah den dunkelhaarigen vor ihm auffordernd an.
Er wollte den Rest der Geschichte hören, denn auch wenn er anfangs Angst gehabt hatte, fühlte er sich nun sicherer.
Er wusste nicht wieso, aber alles was er im Moment wollte, war Yoongis komplette Vergangenheit zu kennen, egal wie abgefahren, komisch, oder schlimm sie auch war.
Der ältere nickte nur und fuhr mit seiner Erzählung fort.

Wings // YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt