Wings // Yoonmin

5

Als Yoongi nach Hause kam legte er sich erstmal fluchend auf die Couch. Sein Tag hatte so gut angefangen, und jetzt war er schlecht drauf. Wieso hatte der Mann sich auch dafür entschieden nicht zu springen.
Nie konnte mal etwas nach seinem Geschmack laufen.
Seine Hand fuhr in die schwarzen Haare und zogen einmal kurz daran. Alles was er gerade wollte war schlafen.
Seine Augen schlossen sich und Yoongi wollte gerade wirklich ins Land der Träume gleiten, als er plötzlich eine Präsenz in seinem Zimme spürte.
Der Raum war still und während seine Augen immernoch geschlossen waren versuchte er sich schlafend zu stellen, doch die genervte und gleichzeitig auch ziemlich nervige Stimme des anderen machte ihm einen Struch durch den Plan.

‘’Lucifer, ich weiß dass du nicht schläfst.’’

Seine Zähne knirschten und ein  genervtes Schnauben entkam Yoongis Nase. Voll allen hatte er auf ihn am wenigsten Lust.

‘’Verpiss dich’’ zischte er, die Augen immernoch geschlossen.
Er musste nicht mal hinsehen um zu wissen wer in deinem Zimmer stand und, wie immer, seine Ruhe raubte.

Das Klackern der Schritte ertönte, als der Mann sich der Couch näherte und gerade als Yoongi die Augen öffnen wollte, hatte sein Rücken schon Kontakt mit dem Boden aufgenommen.

‘Diese Pisser’ dachte er sich und stand wütend auf, um den großen Blonden ins Gesicht zu starren.

‘’Mach das noch ein Mal und du weißt wie es sich anfühlt ein gefallener Engel zu sein."

Seine Stimme bebte vor Wut und egal wie sehr es dem größeren missfiel es zuzugeben, lief es ihm eisig kalt die Wirbelsäule hinunter. Lucifer war zwar kleiner und sah nicht so stark aus, aber mit ihm wollte man sich nicht anlegen. Es wäre schon fast ein Selbstmordkommando es auszuprobieren.

‘’ So..’’ Der dunkelhaarige lief ein paar Schritte auf den anderen zu.
‘’ Was führt dich hierher Namjoon?’’ Seine Aussprache wurde mit jedem Wort schärfer.

Der blonde riss sich am Riemen. Er durfte sich nicht einschüchtern lassen.

‘’Nenn mich nicht Namjoon, das ist nicht mein Name.’’ fest und bestimmend schallte seine Stimme durch den Raum, doch das machte Yoongi nur noch wütender.

Was erlaubte er sich so mit ihm zu reden?

‘’ Und? Ob ich dich nun Namjoon oder Gabriel nenne macht keinen Unterschied. Du bist und bleibst der Bastard der du bist’’

Die Hände des größeren ballten sich zu Fäusten, als er die verächtlichen Worte hörte. Er musste sich zusammen nehmen um den anderen nicht wieder zu schlagen.

Langsam atmete er aus.

Er war immer noch ein Engel, einmal hatte er schon die Beherrschung verloren und nochmal wollte er nicht dass es passiert. Er sah hinunter in Yoongis pech schwarze Augen, die nur Wut und provokation ausstrahlten.

‘’Vater will dass du endlich zur Besinnung kommst und  deiner Aufgabe nach gehst.’’

Ironisch lachte der kleinere auf.

‘’Meiner Pflicht nach gehe?!’’ Sein Lachen schlug um in ein bitteres Grinsen.

‘’ER war derjenige der MICH aus dem Himmel geschmissen hat. MIR hat er das wichtigste genommen. Was hast DU das Recht zu MIR zu gehen und MIR zu sagen was der alte Sack dort oben von mir will?! Er will dass ich die Drecksarbeit für ihn übernehme. Aber weißt du was? Er kann jemand anderen dort hin schicken. Ich habe nichts mehr mit ihm zu schaffen.’’

Mit jedem Wort, welches seinen Mund verließ wurde er wütender und so auch seine Augen roter.
Sie schienen in einer grellen Farbe und Namjoon hatte Schwierigkeiten ihm überhaupt in die Augen zu sehen.
Und doch konnte er seinen Blick nicht abwenden, denn in diesem Moment wurde ihm etwas klar. Nie hatte er es geglaubt wenn andere es gesagt hatten. Doch nun konnte er nichts anderes machen, als es ihnen wirklich zu glauben.

Sein Bruder war nicht nur physikalisch gefallen.
Psychisch, was noch viel schlimmer war, war er schon am Abgrund angekommen.
Sein Blick glitt über das Gesicht des älteren, was früher so anders war.
Als sie noch jünger waren strahle es nur so vor Freude und Enthusiasmus, doch wenn er nun seinen älteren Bruder ansah, sah er nur die blasse, fast krank aussehende Haut, die roten dunkel unterlaufenen Augen, die einfach nur müde aussahen und die rabenschwarzen Haare, die einst so schön gold gewesen waren. Es war als wäre sein Bruder ein Monster geworden. Als hätte man seine gesamte Persönlichkeit einmal auf den Kopf gestellt.

‘’Was ist nur aus dir geworden Bruder?’’ flüsterte er und sah seinen Bruder mit traurigen Augen an.
Es zerriss ihm das Herz ihn so zu sehen.

‘’Was aus mir geworden ist?’’ fing Yoongi ruhig an und ging mit langsamen Schritten auf Namjoon zu.
Seine Hände legten sich an die Flügel Ansätze des jüngeren und sein Zeigefinger malte langsam Muster auf dem schneeweißeißen Gefieder. Sein Kopf kam dem Ohr des jüngeren näher und leise aber bedrohlich flüsterte er:

’’ Was meinst du wie es sich anfühlt,’’

Seine Finger nahmen behutsam eine der weichen Federn in die Hand und er begutachtete sie genau.

‘’Wenn dein eigener Vater’’

Seine Hand schloss sich nun um sie und er übte langsam aber ansteigend Druck auf die Feder aus.

‘’Mit seinen eigenen Händen’’

Ruckartig zog der die Feder aus dem Rücken des jüngeren, der schmerzverzerrt das Gesicht verzog und versuchte einen Schmerzenslaut zu unterdrücken.
Fasziniert sah er die entstandene Wunde an und sah zu wie sich langsam aber sicher Blut bildete

Amüsiert nahm Yoongi die Feder zwischen ihre beide Gesichter, sah seinem Bruder schellmisch in die Augen, während dieser nur mit weit offenen die Feder zwischen ihnen ansah. Scharf zog er die Luft ein, als er sah wie sie sich vom Federansatz langsam schwarz färbte und dann, ohne Vorwahnung, zu Staub zerfiel.

Zischend, aber umso verbitterter verließen die folgenden Worte Yoongis Mund.

‘’Dir die Flügel ausreißt, dich blutend am Boden winzeln lässt und dich als Entschuldigung, im nächsten Moment in die Menschenwelt verbannt.’’