Kapitel 4

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Als wir wieder draußen vor dem Gebäude standen atmete ich erst einmal tief durch. Das gab mir neue Energie und ich drehte mich zu Talli um. "Also, dann lass uns diesen Noah finden.", meinte ich. "Dazu müssten wir erst einmal wissen wo dieser Skatepark liegt.", meinte Talli ernüchternd.
Sofort schwand ein bisschen meiner Euphorie. "Es kann ja nicht so schwer sein, einen Skatepark hier zu finden. Ich meine, so viele wird es hier ja nicht geben." Ich hoffte es zumindest, wenn doch, dann hatten wir einen langen Abend vor uns.

"Das ganze müssen wir aber schnell hinbekommen, denn ich muss um acht zu Hause sein, und wir haben es schon fünf Uhr. Meine Mutter versohlt mir den Hintern, wenn ich nochmal zu spät nach Hause komme.", erklärte mir Talli.
Ich hob triumphierend meine Arme in die Höhe. "Probleme die ich nicht habe.", sagte ich selbstsicher. "Nein, aber du wirst am Freitag ganz andere Probleme haben.", holte mich Talli auf den Boden der Tatsachen zurück.
Wenn ich gerade noch breit lächelnd in der Gegend rumstand, mit beiden Armen in die Luft gestreckt, so verzog sich mein Gesicht zu einer genervten Fratze und meine Arme sackten wie leblos nach unten. Spielverderberin. Das war alles was ich dachte, aber sie hatte ja Recht. Talli war in der Zwischenzeit schon voraus gegangen. "Kommst du endlich oder willst du ewig dort so dumm in der Gegend rum stehen?", rief sie mich. Ein Hoch auf die besten Freundinnen. Ich holte zu ihr auf und wir liefen in eine unbestimmte Richtung.

"Sag mal, weißt du überhaupt wo du hinläufst?", fragte ich sie nach einer Weile. Talli hielt mir ihr Handy unter die Nase. "Ja, während du vorhin dort so dämlich rumstandest, hab ich auf Google nachgesehen, wo das alte Fabrikgelände liegt." Ich nickte anerkennend. Selbstverständlich wäre ich selber nie auf diese Idee gekommen, zum Glück hatte ich meine pragmatisch denkende beste Freundin dabei.

"Und?", fragte ich sie. "Wo müssen wir hin?" Talli seufzte tief, bevor sie antwortete. "Glücklicherweise gibt es nur ein altes Fabrikgelände hier am Hafen. Zu unserem Pech liegt es am genau entgegen gesetztem Ende."

Der Fußmarsch bis zu dem Park dauerte gefühlt ewig. Talli und ich verliefen uns sage und schreibe drei Mal, bevor wir den richtigen Weg dorthin fanden. Als wir den Park schließlich doch fanden, blieben wir beide erst einmal stehen.

Der "Park" konnte nicht wirklich Park genannt werden. Es war eher ein Schrottplatz, auf dem Kinder und Jugendliche mit ihren Skateboards, Rädern oder Rollerskates auf alten, verrosteten Dingen herumfuhren, die man nicht mal im entferntesten Halfpipes nennen konnte. Unschlüssig ob wir darein gehen sollte, schauten wir uns an.

Ich schluckte und ging langsam durch das "Tor". Im Grunde genommen auch nur ein riesiges Loch im Zaun. In dem provisorischen Skatepark war mehr los, als ich gedacht hätte. Es liefen viele Jugendliche herum. Dass es so viele waren, half mit nicht gerade bei meiner Suche nach diesem Noah.

Ich schaute mich um, in der Hoffnung ich entdeckte ihn irgendwo. Aber Fehlanzeige! Es sahen fast alles gleich aus: Alle waren groß, viele hatten braune Haare oder gar eine Cap auf, sodass man gar nicht erkannte, welche Haarfarbe sie hatten.

Wir mussten wohl sehr verloren ausgesehen haben. Ein Typ kam nach kurzer Zeit auf uns zu und sprach uns an. "Na Ladys. Wie kann ich euch behilflich sein?", fragte er mit schmeichelnder Stimme. Er stellte sich gleich neben Talli und legte ihr einen Arm um die Schultern. "Euch helfe ich immer gerne, ganz besonders dir, kleine Schönheit.", meinte er zu Talli. Diese schob seinen Arm von ihren Schultern und trat ein Schritt von ihm weg und auf mich zu.

"Wir suchen jemanden.", näselte sie in dem typischen Dialekt, der in unserer Stadt oft in den Reichenvierteln gesprochen wurde. Mit diesem wollten all die "Superreichen" den Normalsterblichen klar , machen, dass sie etwas besseres sind.

Aus dem abgedrehten Leben der Lissi ConnorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt