„Also wie machen wir es nun?", fragte mich Noah nach einer Weile der Stille. Überrascht blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. Ich war wollte einfach nur so schnell weg von Erics Wohnung, dass ich ihn beinahe vergessen hatte.
„Ähm...", stotterte ich deswegen nur. Einige Momente konnte ich gar nichts sagen und starrte deswegen nur in sein abwartendes Gesicht. Sein hübsches, attraktives Gesicht. Falscher Zeitpunkt Lissi!„Ich werde nach Hause fahren und das Geld holen, wenn du willst treffen wir uns anschließend im Pablo's Inn." Meine Stimme klang irgendwie belegt und wenig selbstsicher. Noah sah mich einfach nur irritiert an.
„Du musst aber nicht mitbekommen, wenn du nicht willst.", beeilte ich mich hinzu zu fügen. Jetzt änderte sich seine Miene. „Doch klar, ich komme auf jeden Fall mit. Mit Eric und seinen Vollpfosten lass ich dich ungern allein.", sagte er schnell. Beinahe wäre mir ein lautes ‚Arrw' rausgerutscht, doch ich unterdrückte es. Das hätte vor Noah sehr peinlich werden können.„Gut, dann sehen wir uns nachher?" Ich war mir so unsicher bei ihm, dass nichts von meinem sonstigen Selbstbewusstsein übrig war. „Ja bis nachher.", sagte Noah. Er hob den Arm, als wolle er mich umarmen und mein armes Herz begann wild zu klopfen. Aber kurz vor mir stoppte er, als hätte er es dich anders überlegt. Er hob nur noch die Hand und winkte mir zu, dann drehte er sich um und ging.
Vollkommen überfordert stand ich da und wollte zurück winken, aber Noah war schon längst weg. Also schlug ich den Weg zur U-Bahn ein.
Ehrlich, ich hätte mir für meine Dummheit selbst vor den Kopf schlagen können. Nicht ein Wort hab ich zum Abschied heraus bekommen, nicht eins. Noah muss doch jetzt denken, ich wäre total behindert. Gott, es war zum Haare raus reißen. Oder viel eher den Kopf gegen die Scheibe zu schlagen. Denn das tat ich, während ich mit der U-Bahn nach Hause fuhr. Es ertönte ein lautes Dong und ich bereute meine Entscheidung sofort. Nicht nur das mir jetzt der Kopf weh tat, es schauten mich auch noch alle Leute an.
Mit hochrotem Kopf setzte ich mich wieder aufregt hin und versuchte krampfhaft bis zu meiner Station keine dämlichen Dinge mehr anzustellen. Einmal blamieren, warte, zweimal blamieren am Tag reicht.
Ein meiner Station stieg ich aus der U-Bahn aus und machte mich auf den Weg nach Hause. So früh wie heute ging ich sonst nicht nach Hause und ich konnte den ganzen Hausfrauen, die mich von der Küche aus beobachteten, deutlich ansehen, dass sie das auch wussten. Viele schauten mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster. Wahrscheinlich fragten sie sich gerade, warum ich nicht in der Schule war.
Oh Gott, bitte lass das kein neues Gesprächsthema unter Nachbarn werden. Wenn mein Paps erfährt, dass ich so früh zu Hause war, würde er wissen dass ich geschwänzt habe. Ich bin gerade erst drum herum gekommen ihm eine Dummheit zu Beichten, von dieser wollte ich ihm auch nicht unbedingt erzählen.
Ich beeilte mich etwas schneller zu gehen und verschwand eiligst im Haus. Erst als ich den Blick der gaffenden Nachbarinnen entkommen war, konnte ich wieder durchatmen.
Lange hielt dieser Zustand aber auch nicht an. Als ich oben in meinem Zimmer stand, um Erics und Noahs Geld zu holen, kamen mir die ersten Zweifel, ob ich dies überhaupt finden würde.
Peinlich verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Wo hatte ich nochmal meine ganzen Ersparnisse aufbewahrt? War es in meiner Michael Kors Schminktasche oder doch in den Louis Vuitton Schuhkarton?Mit der Wucht eines Hurricans durchforstete ich mein ganzes Zimmer. Dabei schaffte ich es sogar noch mehr Unordnung zu schaffen, als ohnehin schon herrschte. Klamotten flogen durch die Gegend, Schminkpinsel wurden aus Bechern gekippt und rollten fröhlich über die Kanten meines Schminktisches.
Nach einer Stunde Suchen gab ich es auf. Ratlos stand ich in der Mitte meines Chaos und warf den Kopf in den Nacken. Wo zur Hölle waren meine Ersparnisse? Ich stand kurz davor laut los zu schreien.Genervt und verzweifelt warf ich mich auf mein Bett. „Au, verfickt noch mal.", protestierte ich laut. Ich war auf Shampooflasche gelandet. Wütend pfefferte ich das Ding vom Bett und vergrub mich in meinem Kissen.
Aber Moment mal... da viel mir wieder etwas ein.
Hektisch suchte ich jetzt den Chaosboden meines Zimmers nach der Flasche ab. Wo war die denn jetzt?Zwischen einem Haufen Dreckwäsche und einem Stapel Schulbücher fand ich sie. Hastig schraubte ich den Deckel ab und illerte hinein. Und da waren sie, meine Ersparnisse. Sicher verstaut in einer leeren Schampooflasche. Manchmal konnte ich aber auch echt bescheuert sein. Ich
Ich nahm mir die 250€ für Eric und das Restgeld für Noah heraus, dann stellte ich die Flasche zurück auf meinen Schminktisch.
Glücklich wollte ich mein Zimmer verlassen, als ich über einen besonders großen Berg an Chaos stolperte. Aufräumen wäre vermutlich auch nicht so verkehrt. Ein wenig Zeit hatte ich sogar noch. Also machte ich mich daran alle sauberen Klamotten, die aus meinem Schrank gewühlt hatte, wieder dort hinein zu legen. Schmeißen traf es wohl eher, aber es sah besser aus als vorher.
Während ich alle Klamotten wieder in den Schrank räumte, fiel mir ein besonderes Kleidungsstück in die Hand. Also eigentlich war es gar nicht so besonders, aber im Moment weckte es eine Idee in meinem Kopf - und das will schon was heißen.
Es war ein schwarzes, lockeres Top, welches über und über mit Pailletten besetzt war. Dazu war der Ausschnitt auch noch sehr gewagt. Aber für ein letztes Treffen mit Noah, war es vollkommen geeignet. Wenn er dann immer noch kein Interesse an mir zeigte, dann war es hoffnungslos. Kleiner Bonus: Eric ließ bei dem Ausschnitt vielleicht auch noch mal über den Preis reden...
In Windeseile machte ich mich fertig, frischte mein Make-up auf und machte mir die Haare. Mit dem Endergebnis halbwegs zufrieden machte ich mich wieder auf ins Hafenviertel. Mein Herz raste in meiner Brust und wenn es möglich war, schlug es mit jedem Schritt den ich näher kam noch ein wenig schneller.
Der Weg von der U-Bahnstation bis zum Pablo's Inn war ein Geduldspfad für mich. Es kostete mich alle Selbstbeherrschung nicht euphorisch los zu rennen. Bei meinem Geschick würde ich wohl eh auf der Fresse landen.
Als ich vorm Pablo's Inn ankam, wartete Noah dort schon. Er stand da in einer schwarzen Jeans, mit weißem Shirt und darüber eine dunkle Lederjacke. Allein dieser Anblick sorgte dafür, dass mein kleines Köpfchen komplett überfordert war und mein Herz schneller schlug.
Langsam ging ich auf Noah zu. Als er mich sah, lächelte er. „Ah, die mutige Lissi hat sich her getraut.", grinste er. Ich verdrehte die Augen, konnte es aber nicht verhindern, ebenfalls breit zu grinsen. „Also, wollen wir reingehe?", fragte er und hielt mir bereits die Tür auf. Ich nickte. „Klar."
Ich ging an ihm vorbei durch die Tür. Dabei konnte ich seinen ganz speziellen Eigengeruch wahrnehmen. Am liebsten hätte ich mich zu ihm gedreht und die Nase an seinem Shirt vergraben, aber das wäre echt komisch gekommen.Wir setzten uns in eine kleine Ecke des Cafés und warteten. Von Eric war noch keine Spur zu sehen. Fast jede Minute schaute ich auf mein Handy, Umzug schauen wie spät es war.
„Ganz ruhig.", sagte Noah. „Eric ist an dem Geld interessiert, er wird schon kommen."„Na hoffentlich bald.", murmelte ich. Die Zeit, bis Paps und der Drache zurück kamen, wurde immer knapper.
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Aus dem abgedrehten Leben der Lissi Connor
HumorEs war einmal im Märchen, da verlor Cinderella nach einer berauschenden Ballnacht ihren Schuh. Mir ist letztens so ziemlich dasselbe passiert: Nach einer berauschenden Partynacht hab ich ein sehr wertvolles Schmuckstück verloren. Meine beste Freundi...