Kapitel 13

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Bild = Toni

"Was willst du?" pampte ich die Person vor mir an.
Mit ihr hätte ich niemals gerechnet. Warum kommt sie zu mir? Gerade ich müsste doch eigentlich ihre Feindin sein oder nicht?
Toni stand vor mir und schaute mich besorgt an.
"Was ist los?" Sie setzte sich neben mir auf die Bank und ich spürte ihre warme Hand auf meiner Schulter. „Ich hab dich ebend in den Park laufen sehen und ich wollte nur gucken ob es dir gut geht. Warum weinst du?"
Ich blieb jedoch still und schaute nur weiter geradeaus und die Tränen liefen mir über die Wangen. Ich konnte gerade nicht sprechen. Ich wollte einfach nur alleine sein und das am besten für immer.
"Ist es wegen Travis?" Nachdem sie seinen Namen gesagt hatte schaute ich zu ihr rüber. Sie lächelte mich liebevoll an.
Ich blieb aber trotzdem weiterhin still. Sie soll nicht wissen dass ich mich in Travis verliebt hatte. Schließlich war sie seine beste Freundin. Sie würde ihm das verraten, und dann würden beide mich auslachen, weil ich so dumm bin und auch noch gedacht hatte, dass ich eine Chance hätte.
Ich war so naiv und dumm.

"Ja es ist wegen Travis." Nachdem sie noch mal seinen Namen gesagt hatte schluchzte ich noch mehr als vorher. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen.
Ich hatte mich wie immer in einen Jungen verliebt, den ich nicht haben kann.
Was mache ich bloß falsch?
Ich schluchzte und legte meinen Kopf in meine Hände. Sie sollte mich so einfach nicht sehen.
Peinlich genug, dass ich wegen einen Jungen weinte, der eine andere küsst oder mit ihr schläft.
Wir sind ja noch nicht mal zusammen. Er darf ja machen was er will.

"Mach dir keine Sorgen. So wie Travis dich ansieht ist es eindeutig. Auch wenn er es sich selbst nicht eingeatehen will" Jetzt hob ich meinen Kopf und schaute sie an. Sie lächelte immer noch und hatte ihre warme Hand auf meinen Rücken gelegt.

„Was ist eindeutig?" fragte ich und blinzelte ein paar Mal, damit die Tränen verschwanden.
Sie streichelte sanft meinen Rücken. „Er mag dich, Phoebe." Ich schüttelte meinen Kopf und legte ihn wieder in meine Hände.
Mögen...mögen ist ein Wort für Freunde. Er wird mich niemals lieben. Er wird mich immer nur mögen – als Freund.
„Bei dir ist noch mehr oder?" Sie seufzte und ich merkte ihren Blick in meinen Nacken. Ich blieb still und ließ meinen Kopf da liegen wo er war.
„Du hast dich in ihn verliebt oder?"
Ich blieb immer noch still. Ich wusste nicht was ich machen sollte.
Sollte ich es ihr sagen oder nicht?
Ich war verzweifelt und fing wieder an zu weinen.
„Hey – Nicht weinen." Diesmal streichelte sie nicht nur meinen Rücken, sondern nahm mich in den Arm.
Ihre Körperwärme übertrug sich auf mich und ließ mich etwas entspannen.
Mein Atem wurde langsamer und ich hörte auf zu weinen.
Sie löste sich wieder von mir und schaute mir in die Augen.
„Du hast dich verliebt, stimmt's?"
Sie hielt mein Kinn, sodass ich nicht wieder runter schauen konnte.
Ich nickte leicht und ich merkte wie vereinzelte Tränen unkontrolliert meine Wange hinunter liefen.
„Ach Gott, du brauchst nicht weinen." Sie lächelte und nahm meine Hände. Sie drückte sie leicht und schaute mir in die Augen.
„Ich weiß wie Travis sein kann. Ich kenne ihn schon etwas länger." Sie lachte.
„Nimm dir das nicht zu herzen." Ich schüttelte meinen Kopf und riss meine Hände aus ihrem leichten Griff.
„Ich kann nicht anders Toni." Kurz schaute ich zu Boden und dann wieder in ihre braunen Augen.
„Er hat letztens mit Abigail geschlafen und ich bin in dem Moment auch noch in das Zimmer gelaufen. Und heute hat er mit Ashley rumgemacht." Wieder liefen vereinzelt die Tränen an meiner Wange runter.
„Wieso muss ich das immer mit sehen?" Jetzt schluchzte ich und Toni nahm mich wieder in den Arm.

„Hey." flüsterte sie mir ins Ohr, damit ich mich beruhigte.
„Ich glaub ich weiß was der Grund sein könnte. Sowas macht er nämlich nur wenn er sauer ist und sich ablenken will. Das kenne ich nur sehr gut von ihm." Sie löste sich von mir und kratzte sich am Kopf.
„Weißt du noch letztens auf der Beach Party?" Ich nickte.

"Ich hab gesehen und mit gehört wie Abigail zu Travis gesagt hatte, das du immer noch Gefühle für diesen David hast und mit ihm zusammen kommen möchtest." Meine Augen formten sich zu schlitzen und meine Trauer war wie weggeblasen. Nur noch Wut herrschte in mir.
Diese kleine verlogene H***.

Ich schüttelte meinen Kopf. "Diese miese Schlange. Warum sagt sie so etwas?"

Toni legte wieder ihre warmen und weichen Hände auf meine. „Wahrscheinlich will sie einfach nicht, dass ihr euch näher kommt.
Sie hat bestimmt gesehen, dass ihr euch ziemlich gut versteht und will unbedingt verhindern dass ihr zusammenkommt, weil sie Travis für sich haben will."
Sie seufzte und schaute zu Boden. „Sorry, dass ich nicht dazwischen gegangen bin. Aber ich kannte dich ja noch nicht und wusste auch nicht das du gar nichts von diesem David willst."

Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und lächelte sie an.
„Du kannst dafür doch gar nichts. Das ist allein Abigails schuld." Ich nahm sie in den Arm.
Als ich mich von ihr löste, seufzte ich. "Und was soll ich jetzt machen?"
Sie fuhr sich durch die Haare und lächelte.
"Also erst mal solltest du zurück in die Schule gehen, stark sein und das alles nicht an dich ranlassen. Oder zumindest so tun als ob - Und wenn du Travis so richtig nerven willst gebe ich dir einen einfachen Rat. Ignoriere ihn. Das hat ihn schon immer genervt, weil er es hasst ignoriert zu werden."
"Und was bringt es mir wenn ich ihn ignoriere?" fragte ich und runzelte die Stirn.
"Du wirst sehen - In null Komma nichts wird er bei dir angekrochen kommen." Sie lachte und sah geradeaus, wo gerade ein älteres Ehepaar lang ging und sich anlächelte.

Also wenn ich schon alt werden muss dann will ich so sein wie das Paar. Ich und mein Mann auf einer Veranda nebeneinander mit grauen Haaren unsere Enkel spielen um uns herum und wir lieben uns noch wie am ersten Tag.
Ja das wäre schön.

Ich hab mir vorgenommen es so zu machen wie Toni gesagt hatte, also ging ich zur zweiten Stunde wieder in die Schule.
Am Anfang war es schwer Travis nicht anzuschauen und zu ignorieren, aber im laufe des Schultages wurde es einigermaßen besser.
Den ganzen Schultag über ignorierte ich Travis also, der öfter mal mit Ashley rumknutschte.
Immer wieder versetzte mir der Anblick einen Schlag ins Gesicht, aber ich fand, dass ich es ganz gut überspielen konnte.
Nach Tonis Stärkung ging es mir schon viel besser. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so lieb und so hilfsbereit sein würde.
Sie wäre echt eine gute Freundin.
Mr.Kingsley ließ mich heute zum Glück ausnahmsweise mal in Ruhe und in der letzen Stunde hatte ich Geschichte.
Ich betrat den Geschichtsraum setzte mich auch meinen Platz und beobachtete die anderen.

John, Dallas, Jeremy und Michael waren die größten Klassenclowns. Sie machen immer irgendwelchen Unsinn oder irgendwelche Späße.

Dann gab es noch die Gruppe von Jungs die ziemlich still waren und in ihrer Freizeit nur am Computer verbrachten.

Die "coolen" Mädchen wiedersprachen gerne Lehrern und Arbeiten fast nie gut mit, aber im Grunde genommen sind sie von ihrer Persönlichkeit her ganz in Ordnung – nicht so wie Abigail und ihre Gefolgschaft.

Es gibt noch ein paar Einzelgänger und ein paar andere Mädchen die sich mehr auf die Schule konzentrierten aber auch frech sein können wenn sie wollen.
Alles in allem hat diese Klasse ihre ganz eigene persönliche Ausstrahlung und ich liebe sie so wie sie ist.

Als der Unterricht begann stellte sich Mrs. Baker vor die Klasse und verkündete, dass wir in zwei Tagen mit der Oberstufe einen Ausflug ins Museum machen werden.
Ich hörte auf zu Atmen und starrte Mrs. Baker an.
Was hatte sie gerade gesagt? Mit der Oberstufe?
Ich schluckte.
Travis ging in die Oberstufe. Das hieß einen ganzen Tag lang musste ich sehen wie Ashley und Travis rummachten.
Hier konnte ich wenigstens in den Pausen aufs Klo gehen um sie nicht sehen zu müssen, aber da ging das nicht.

"Och nö!! Man können wir nicht was anderes machen als in so ein langweiliges Museum zu gehen?" fragte John.

"Nein können wir nicht! Seid froh dass wir überhaupt etwas machen. Ich müsste das nicht machen - Wir können auch Sachen aus dem Buch abschreiben wenn euch das lieber ist!" motzte sie uns an und schlug ihre Zettel auf den Tisch.

"Nein bloß nicht." kam es von der hinteren Ecke der Klasse.

Den Rest der Stunde erklärte sie uns was wir im Museum für eine Aufgabe hatten und ließ und dann 5 Minuten eher gehen.
Ich hatte echt Bange vor dem Tag, was sich nachher auch bestätigte.



She Loves a Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt