1.Kapitel

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Bella

Ich sehe aus dem Autofenster und beobachte die vorbeiziehende Landschaft.
,,Bist du aufgeregt?", fragt meine Mutter neben mir. Ich antworte nicht. Sie weiß, dass ich sauer auf sie bin. Ich wollte nicht aus Frankreich weg, ich wollte nicht nach Oxford ziehen. Und vor allem will ich unter keinen Umständen auf diese neue Zauberschule. Ich hatte mich auf Beauxbaton wohl gefühlt. Ich weiß nicht, warum meine Eltern unbedingt in ein anderes Land ziehen wollten. Ich hatte auch nicht gefragt, ich bin einfach wütend.
,,Warum redest du denn nicht mehr mit uns?", wirft mein Vater von hinten ein.
,,Weil ich nicht will", zische ich, ohne ihn anzusehen. Nach anderthalb Stunden hält meine Mutter vor dem Bahnhof. Er heißt King's Cross, oder so. Wiederwillig steige ich aus und knalle die Autotür zu. Mein Vater öffnet gerade den Kofferraum, als ich eine auffällige Menschenmenge entdecke. Vor allem fällt mir ein rothaariger Junge auf, der ungefähr in meinem Alter ist. Ich wende mich meinem Gepäck zu.
,,Soll ich das machen?", bietet mein Vater mir an.
,,Nein", murmle ich und hieve meinen Koffer aus dem Auto. ,,Ich kann das selbst." Wieder fällt mein Blick auf den Jungen.
,,Tschüss", sage ich und stelle mich losgehbereit vor meine Eltern.
,,Sollen wir nicht mit rein kommen?", fragt meine Mutter und streicht mir über die Wange. Ich ziehe mein Gesicht weg.
,,Nein."
,,Okay, dann Tschüss, meine Große", sagt mein Vater und zieht mich in eine feste Umarmung. Ich drehe mich wieder zu meiner Mutter, da ich weiß, dass sie mich ebenfalls in ihre Arme schließen möchte. Nachdem ich diesen Schritt überwunden habe, sage ich erneut 'Tschüss', drehe mich weg und gehe über den überfüllten Parkplatz. Der Bahnhof ist noch voller, was meine Laune nicht unbedingt steigert. Viele Menschen haben mich schon immer genervt, weshalb ich auch noch nie auf einem Konzert war. Ich hätte wahrscheinlich nach nicht einmal zehn Minuten einen Wutanfall bekommen. So ganz weiß ich jetzt auch nicht, was ich tun soll, also stehe ich allein rum und versuche meine Aggressionen im Griff zu behalten. Plötzlich entdecke ich leuchtend rote Haare in der Menschenmasse. Es ist der Junge von vorhin. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Bedürfnis auf ihn zu zu gehen. Zuerst verstecke ich mich hinter einer Säule und beobachte die Familie, die mit ihm da ist. Der Mann, die pummelige Frau, das Mädchen und die drei Jungs haben allesamt rote Haare. Deshalb fallen das braunhaarige Mädchen und der schwarzhaarige Junge, die zwischen ihnen stehen, sehr auf. Plötzlich sieht der Junge zu mir. Sofort blicke ich auf den Boden und ziehe das Ticket für den Zug aus meiner Jackentasche. Kurz sehe ich wieder zu ihm. Er schaut mich immer noch an und grinst ein wenig. Jetzt rennen sie nacheinander alle  durch die Absperrung zwischen Gleis neun und zehn. Unsicher sehe ich mich um und renne ihnen hinterher. Es ist ein berauschendes Gefühl. Irgendwie verdrängt es ein bisschen diese Lustlosigkeit und diese Wut, die in mir tobt. Ich drängle mich durch die vielen Menschen, gehe unauffällig an den Rotschöpfen, die sich gerade verabschieden, vorbei und hüpfe in den Zug. Ich bin froh, dass ich ein leeres Abteil finde, in das ich mich setze. Die weichen Sitze lassen die Fahrt vielleicht nicht ganz so schlimm werden. Schnell wird mir langweilig, deshalb beobachte ich die ganzen Leute, die sich vor dem scharlachroten Zug, verabschieden. Wenige Augenblicke später klopft es an meine Abteiltür und der rothaarige Junge kommt herein.
,,Ist hier noch frei?", fragt er. Ich nicke und versuche heute das erste Mal zu lächeln.
,,Cool, danke." Er tritt weiter in das Abteil, hebt seinen Koffer auf die Ablage über dem Sitz und setzt sich gegenüber von mir. Ihm folgen das Mädchen mit braunem buschigen Haar und der Junge mit dichten schwarzen Haaren.
,,Ich bin übrigens Ron", sagt der Rothaarige und hält mir seine Hand hin. Ich sehe ihn erst ein wenig misstrauisch an, nehme dann aber seine Geste an.
,,Ich bin Bella. Hallo."
,,Hi, Bella. Ich bin Hermine", sagt das Mädchen und setzte sich neben mich. Der schwarzhaarige Junge setzte sich neben Ron. ,,Du weißt sicher wer ich bin?", stöhnt er.
,,Nö", antworte ich gleichgültig. Irgendwie klingt das eingebildet. ,,Wieso sollte ich?" Ich versuche meinen französischen Akzent so gut, wie möglich zu verstecken.
,,Oh, ähm, tut mir leid... ich bin Harry."
,,Okay."
,,Wie alt bist du?", fragt Hermine.
,,Vierzehn."
,,Wir auch", sagt Ron. ,,Ist das dein erstes Jahr in Hogwarts? Ich habe dich hier noch nie gesehen."
,,Ja. Eures nicht. Oder?"
,,Nein, wir sind von Anfang an dabei gewesen." Ich lächle. Dieses Mal war es ein echtes Lächeln. Das erste seit sechs Wochen.
Ein paar Stunden später, hält der Zug im Bahnhof von Hogwarts. Die Schüler drängeln sich alle gleichzeitig nach draußen. Die Erstklässler folgen einem riesigen Mann, der sich als Hagrid herausstellt, und ich laufe Hermine, Harry und Ron hinterher. Wir stellen unser Gepäck in die Eingangshalle und gehen dann in die sogenannte Große Halle. Es ist mir außerordentlich peinlich bei den Erstklässlern in der Mitte der Halle zu stehen. Ich rage weit über die Köpfe der kleinen Schüler und Schülerinnen hinaus. Ich lasse meinen Blick über die vier Tische schweifen, jeder steht für ein Haus. Das Lächeln eines blonden Jungen stößt mir ins Auge. Es ist kein nettes Lächeln. Eher ein feixendes. Ich schüttle den Kopf, verdrehe die Augen und sehe nach vorn zu einer Frau, die gerade einen dreibeinigen Hocker heraufbeschwört und einen sehr alten Hut in der Hand hält.
,,Jetzt werdet ihr den jeweiligen Häuser zugeteilt. Wir fangen mit einer neuen Schülerin an, die dieses Jahr ihr viertes Jahr in Hogwarts absolviert. Isabella Thompson", rief die Frau mich auf. Ich versinke in Scham, als ich nach vorn schreite und mich auf den Stuhl setze. Ich spüre den Blick meines Cousins auf mir ruhen. Am liebsten möchte zu ihm, in sein Haus, Slytherin. Doch dann fallen mir Ron, Harry und Hermine ein und ich bin sofort wieder unentschlossen. Die drei wirkten so freundlich und sind gleich auf mich eingegangen. Die Frau setzt mir den Hut auf, der anfängt zu murmeln: ,,Mmmmmhhh..... ich sehe hier viel Mut, Selbstlosigkeit und Freundschaft... ABER", brüllt er und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, ,,ich sehe da auch etwas anderes... etwas... kaltes. Mh... trotzdem... ich denke das wäre das beste Haus für dich: GRYFFINDOR!" Der Tisch ganz links fing an zu jubeln und wackelig ging ich zu ihnen und setzte mich neben Ron. Mein Blick fällt auf Draco, der mich ansieht. Das Lächeln auf seinen Lippen ist verschwunden. Ich hätte auch gedacht, dass ich nach Slytherin komme. Meine Eltern waren dort. Meine Tante, mein Onkel, Draco. Jeder aus meiner Familie. Ich weiß gerade nicht wirklich, wie ich mich fühlen soll. Auf der einen Seite bin froh, bei Ron, Harry und Hermine zu sein, auf der anderen Seite hatte ich mich schon ein wenig gefreut, Zeit mit meinem Cousin zu verbringen, da ich ihn so lange nicht mehr gesehen hatte, seit meine Eltern sich mit seinen verstritten haben. Dumbledore, der Schulleiter, hält noch eine Rede, in der er das sogenannte Trimagische Tunier ankündigt. Wenig später kommen Schüler und Schülerinnen aus den Schulen Beauxbaton und Durmstrang herein maschiert. Ich versuche mich so gut, wie möglich, vor meinen ehemaligen Klassenkameraden zu verstecken, da diese nicht gerade erfreut darüber waren, dass ich gegangen bin. Nachdem der ganze Tumult sich gelegt hatte taucht Festmahl vor unseren Tellern auf. Eigentlich habe ich überhaupt keinen Hunger, doch zwinge ich mich, mehr oder weniger, wenigstens ein bisschen Pudding zu essen.

Nächstes Kapitel folgt am 03.10.17

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