Kapitel 15

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EMILIA

Ich rannte zum Friedhof.
Außer Atem kam ich beim Grab meiner Eltern an.
Ich brachte meine Atmung wieder unter meine Kontrolle und begann das Grab von Laub und Unkraut zu befreien. Dann holte ich 2 frische Blumensträuße vom Gärtner neben dem Friedhof.
Ich stellte einen aufs Grab und wollte gerade die Rose und den anderen Stauß  dazu legen als ich eine vertraute Gestalt wahrnahm. Ich wusste das er mich suchte, aber ich konnte und wollte ihn jetzt nicht sehen und auch nicht mit ihm sprechen. Es war besser wenn ich einfach verschwinden würde und so schrieb ich schnell auf ein Stück des Blumenstraußpapieres und legte sie auf das Grab. Zielstrebig ging er auf das Grab zu und ohne es wirklich zu wollen, versteckte ich mich hinter der nächsten Ecke und wartete dort darauf das Micha wieder verschwand.
Doch Er schiehn länger bleiben zu wollen und so ging ich zum Grab von Louisa.
Ich war noch nie hier gewesen, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich es ihr schuldig war.
Also legte ich den zweiten Blumenstrauß auf ihr Grab, zündete die Grableuchte an und kniete mich davor.
"Ich weiß nicht ob du hier bist.
Ich weiß nicht mal ob es sowas wie den Himmel oder 'das Leben danach' überhaupt gibt aber...
Es tut mir leid.
Ich wollte ihm nie weh tun.
Nicht ihm, nicht Nala und sicher auch nicht Micha.
Doch anscheinend bin ich in sowas ziehmlich gut.
Ich liebe ihn, aber er mich nicht.
Ich tu ihm nur weh wenn ich bleibe, also werde ich verschwinden.
Es wird so sein als wenn es mich nie gegeben hat und er wird ohne mich weiter leben.
Es ist besser so.
Ohne mich sind sie besser dran.
Alle, Manu, Micha, Nala....
Einfach alle."
Schritte rissen mich aus meinen Gedanken und ließen mich aufschrecken.
Micha bog gerade um die Ecke als ich hinter der nächsten verwand.
Ich sah wie er vor ihrem Grab stehen blieb und auch das er den Zettel, den ich zuvor geschrieben hatte, in seiner Hand hielt.
Okay, dachte ich, also würden alle meine Nachricht bekommen.
Ich ging zurück zum Grab meiner Eltern und holte meine Tasche, die ich zuvor in der Hektik in einen der Büsche geschmissen hatte und wollte den Friedhof dann verlassen.
Doch Micha hatte den gleichen Plan und so musste ich mich mal wieder verstecken.
Gerade noch rechtzeitig, denn Micha sah sich suchend um, als wenn er etwas gesehen hätte.
Doch schließlich gab er es auf sich umzusehen, schüttelte den Kopf, stieg ins Auto und fuhr  wahrscheinlich zurück nach Hause.

Ich dagegen lief eher zeillos durch die Gegend und würde sicher jetzt noch laufen wenn mich nicht eine Stimme aus den Gedanken gerissen hätte. Erst jetzt bemerkte ich den Regen der still und leise vom Himmel fiel.
"Ist es nicht ein bisschen spät für einen Spaziergang? Und dann auch noch ohne Jacke."
Ich drehte mich nach der Stimme um und blickte in ein freundliches aber müdes Gesicht.
"Ja hab keine mit und kann auch keine holen." Ich lächelte den jungen Mann freundlich an.
Dieser schiehn von meiner Antwort sichtlich iritiert zu sein, denn er antwortete nur "Dann geh doch nach Hause, da ist es doch sicher warm."
Ich sah auf den Boden, denn Tränen sind plötzlich hochgekommen.
Zuhause... ja wenn man sowas noch hätte.
"Hey alles okay?" fragte mich die Stimme wieder, Besorgnis schwang in ihr mit und ich sah ihn an.
"Ja alles okay. Ich... ich hab nur sowas wie ein Zuhause gerade nicht mehr..." Ich versuchte es witzig zu sagen, dabei zu lächeln als wenn es nur ein Scherz wäre aber es gelang mir nicht.
"Und wo willst du dann heute Nacht hin?" das fragte eine andere Stimme. Diese gehörte zu einem anderen jungen Mann den ich jetzt erst war nahm. Auch er lächelte freundlich, schiehn aber ebenso besorgt zu sein.
"Weiß nicht. Vielleicht einfach hier oder so." antwortete ich ihm und zog ratlos die Schultern hoch.
Ein kurzes Schweigen  folgte, in diesem sich die beiden Jungs ansahen.
Dann sahen sie wieder auf mich und schüttelten die Köpfe.
"Was ist?" fragte ich sie und wie aus einem Mund antworteten sie mir "Du bleibst garantiert nicht allein hier!"
Ich schüttelte lachend den Kopf und erntete nur erstaunte Blicke der beiden. "Wo soll ich denn sonst hin?" fragte ich sie und beide sahen sich zunächst ratlos an. So weit hatten sie nicht gedacht.
Doch dann sagte der eine, der mich angesprochen hatte, wie selbstverständlich "Na du kommst natürlich mit zu uns!?"
Ich sah ihn erstaunt an. "Nichts gegen dich oder euch beiden im allgemeinen, aber ich kenne euch doch garnicht."
In der selben Sekunde streckte er mir die Hand entgegen. Überrascht nahm ich sie und schüttelte sie.
"Hallo ich bin Daniel Tjarks und das ist Marius Ley. Wir sind etwas verrückt und wohnen ganz in der Nähe und lassen dich hier nicht allein in der Kälte stehen." Er lächelte noch breiter als ohnehin schon und sah mich an.
Er schüttelte noch immer meine Hand und sah mich erwartungsvoll an.
"Ja...Ja ist okay. Aber nur für eine Nacht." lenkte ich schließlich ein und Daniel und Marius veranstaltete einen kleinen Freudentanz.
"Dann komm. Mir wird nämlich auch langsam kalt." lachte Daniel und erst jetzt sah ich das er nur ein T-Shirt mit Kaputze trug.
Also gingen wir los.


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