Kapitel 18

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LUNA

"Sie?" Taddl nahm Emilia das Handy aus der Hand und sah sich das Bild darauf genauer an.
"Ja... Das ist Micha, das ist Nala, das ist Maurice und das ist..." erzählte Emilia und zeigte dabei mit dem Finger auf die Personen.
"...Manuel..." beendete Taddl ihren Satz.
"Was hast du gesagt?" fragte Emilia und auch ich fragte mich ob ich mich verhört hätte aber Taddl nickte nocheinmal.

Auch Ardy hatte den Namen gehört.
"Es ist Manu. Woher kennst du ihn?" Taddl reichte mir das Handy und sah dann wieder Emilia an.
Ich sah mir das Bild genauer an und tatsächlich war Manuel zu sehen, unverwechselbar dieses Lächeln und diese Augen.
"Ich wohne mit ihm zusammen, seit ein paar Wochen. Warum?" erklärte Emilia und ich lachte beim Gedanken an ein paar entfernte Erinnerungen.

Wir waren damals 15 Jahre alt.
Es war ein ganz normaler Tag im Heim.
Naja fast, denn heute sollte ein neues Kind kommen.
Alle waren schon gespannt, denn obwohl es nicht besonderes war das ein neues Kind ins Heim kam, war das Kind ein bisschen anders.
Gerüchte erzählten das er oft abgehauen ist und schon in 5 Heimen war, doch in keinem wollten sie ihn behalten.
Angeblich waren seine Eltern gesuchte Mörder und auf der Flucht, wieder andere sagten er wurde auf der Türschwelle vom Kloster gefunden, als er noch ein Baby war.
Was fest stand, war dass er hier her kam und hier bleiben sollte.
Dann kam ein Junge durch die Tür, seine grünen Augen funkelten jeden in der großen Halle in der wir waren an und seine braunen schulterlangen Haare fielen ihm ins Gesicht.
1 Woche lang sprach keiner mit ihm, er aß allein, machte alles andere allein und sah niemanden an.
Doch nach einer Woche hatte ich die Schnauze voll und so ging ich auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Der Junge sah mich vom Teppich auf dem er gerade saß an.
"Hallo. Ich bin Luna. Der da vorne ist Taddl, daneben sitzt Ardy und daneben Marley. Willst du mit uns essen?"

"Ich hätte damals mit jeder Antwort gerechnet 'verpiss dich' oder 'ne lass mal' oder ähnliches aber der Junge hob den Kopf, nickte schüchternd lächelnd, nahm meine Hand, ließ sich von mir hoch ziehen und kam mit zu unserem Tisch. Und seit dem Tag aßen wir jeden Tag zusammen und machten auch so viel zusammen. Er stellte sich als Manuel vor und auch sein Verhalten wurde besser. Er machte nicht mehr so viel Mist und war netter zu allen, aber unser Glück war nicht für lange Dauer denn nach 4 Monaten wurde Manuel adoptiert und zog mit seinen neuen Eltern sehr weit weg."
Emilia lächelte mich an. "Und dann?" fragte sie.
Ich gab ihr das Handy zurück und zog die Schultern ahnungslos hoch. "Nichts und dann. Er verschwand, als wenn er niemals existiert hätte. Das Heim hatte zwar eine Adresse doch sie zogen nocheinmal um und die Nummer von ihm war auch nicht die richtige und auch die Suche die wir später gestartet hatte, endete im nichts."

Emilia nickte.
"Dann kommt jetzt wohl mein Teil der Geschichte."
Ich sah sie erstaunt an. "Aber du kennst Manu erst seit ein paar Monaten und er müsste jetzt eigendlich schon.... ja ich glaube schon 24 Jahre alt sein."
Emilia nickte. "Ja er ist auch schon 25. Aber meine Geschichte beginnt nicht erst vor ein paar Monaten.
Manuel kam bei Micha in die Klasse. Er war ein Einzelgänger.
Bis er Louisa kennen lernte. Sie war das Opfer der Klasse und seit dem ersten Tag nahm Manu sich vor ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Sie blühte auf und sie kamen zusammen. Keiner traute sich mit Manu anzulegen, er war der größte in der Klasse. Micha war ein Freund von Louisa und so bald auch ein Freund von Manu. Dann starb Louisa bei einem Unfall und Manu ging daran kaputt. Ihre gemeinsame Hündin Nala blieb bei Manu und Micha und dieser versuchte alles zu tun um Manu zurück ins Leben zu holen.
Naja und dann habe ich Micha kennengelernt und den Rest der Geschichte kennt ihr."
Sie biss sich auf die Unterlippe und sah starr geradeaus.
Ich musterte sie und warf Taddl einen viellsagenen Blick zu.
Irgendwas fehlte in ihrer Geschichte.

"Du magst ihn oder?" Taddl sprach den Gedanken aus der mir ebenfalls durch den Kopf ging.
Emilia zuckte mit dem Schultern, doch eine Träne rollte über ihre Wange.
"Ja das tust du. Mehr als nur mögen." Taddl zog sie an seine Schulter.

"Ja er mich aber nicht mehr...." schluchste Emilia irgendwann leise.
Marley schüttet den Kopf und Ardy flüstert. "Emilia vertrau mir, Manu gibt so schnell keinen Menschen auf. Wenn er sich für jemanden entschieden hat bleibt er."
"Und ich kann mir vorstellen das er gerade die Wohnung auseinander nimmt, weil er solche Angst und Sorge um dich hat." setze Marley noch hinzu und ich nickte zustimmend.

"Schreib wenigstens Micha eben. Nur das er weiß das du safe bist."
Ardy sah Emilia an und schließlich nickte diese.
Sie schaltete ihr Handy an und lächelte schwach.
"Was ist?" fragte ich sie und sie hielt mir Handy unter die Nase.

Und jetzt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt