Die kitzelnden Sonnenstrahlen auf meiner Nase weckten mich am nächsten Morgen. Ich wälzte mich noch ein paar Mal in meinem großen, federweichem Bett hin und her, doch einschlafen konnte ich nicht mehr. Also öffnete ich meine Augen, gähnte und setzte mich auf. Mein Blick wanderte durch den Raum. Die großen Fenster auf der rechten Seite gewährten mir einen Blick in den riesigen Schlossgarten, auf der anderen Seite stand mein weißer, verschnörkelter Kleiderschrank daneben die Tür zum Flur. Geradeaus war ein Türbogen, der in das mamorierte Badezimmer führte. Ich saß in der Mitte des Raumes auf meinem Himmelbett, als eine zierliche Frau schwungvoll die Tür öffnete.
"Rafael, vas-y. On est plus tard pour le petit-déjeuner"
Prinzessin Jade Aimée.
Sie sah genauso erschrocken aus wie ich mich fühlte, als sie bemerkte, dass ich nicht ihr Bruder war.
"Escuse-moi princesse Selina... Äh ich meine Entschuldigung... Ich hab mich wohl in der Tür geirrt", stotterte sie.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Gestern war mir gar nicht aufgefallen, wie süß sie redet mit dem stark ausgeprägten Akzent oder ihre kleine Stupsnase. Ihre Stirn lag die ganze Zeit in Falten und ein Muttermal zierte die Stelle über ihrer Lippe. Dieser kleine Punkte und so viele andere Ungereimtheiten an ihrem Körper hinderten sie daran wunderschön zu sein, wie ich es gestern noch vom Weitem gedacht hatte. Sie war nicht schön. Sie war wie Kunst. Kunst ist nicht immer schön, aber sie löst in uns Gefühle aus.
"Kein Problem Prinzessin Jade Aimée", sagte ich immer noch lächelnd. Sie stieg in mein Lächeln ein.
"Bitte nur Jade"
"Gut aber dann für dich auch nur Selina"
Ich klopfte auf die Bettdecke neben mir. Sie deutete meine Geste richtig und setzte sich.
Das Bett sackte unter ihrem Gewicht kaum ein, so klein und leicht war Jade. Der bittersüße Geruch ihres Parfüms ging mir durch die Nase, als sie ihre braunen Haare zurückwarf.
Ich hätte sie die ganze Zeit einfach nur anstarren können und sie löste ihren Blick auch nicht von mir, jedoch war es mir ziemlich unangenehm und ich fing unser Gespräch wieder auf.
"Wie gefällt es dir hier in Deutschland"
"Soweit ich das beurteilen kann ganz gut, aber es geht hier ja nicht darum dein Land sondern dich kennenzulernen",erklärte sie.
Ihre Augen strahlten mir entgegen. Sie lösten in mir ein Gefühl aus wie nach Hause kommen.
"Klar wir werden bald eine Familie"
"Du hast recht eine bunte und lustig zusammengewürfelte Familie", schmunzelte Jade, "Zwing mich aber nicht auf deiner Hochzeit in einem pinken Kleidchen rumzulaufen und Blüten zu streuen"
Anscheinend waren ihre pastellfarbenenen Kleider nur Tarnung. Vielleicht war sie genauso ein Modemuffel, wie Lichthofen.
"Was hast du gegen pinke Kleider?"
"Man sieht damit immer aus wie ein kleines verwöhntes Baby... oder wie ein Schwein je nach dem"
Ich musste laut auflachen.
"Ich würde ja gerne noch weiter mit dir über Kleider reden, aber ich muss glaube ich mal Rafaels richtiges Zimmer suchen"
Sie stand auf und ging langsam zur Tür.
"Jade?"
"Ja"
Ich wollte ihr sagen, dass ich froh war, dass sie sich in der Tür geirrt hatte.
"Rafaels Raum ist eine Etage unter uns. Es müsste eine der hinteren Türen sein", kam stattdessen von meinen Lippen.
Jade nickte mir dankbar zu, winkte kurz zum Abschied und verschwand in die langen Flure. Ich flüsterte ein leises 'bis gleich', doch sie hörte es vermutlich nicht mehr.
Das einzige, was ich jetzt wollte, war sie besser kennen zu lernen.Ich griff in meine Nachttischschublade und holte mein Notizbuch und einen Stift heraus. Mittlerweile war meine Geschichte schon so weit vortgeschritten, dass Sofia sich ihren Gefühlen für Daniel bewusst war, doch er glaubte immer noch, dass lieben zerstören hieß.
"Vielleicht sollte ich einfach von hier weggehen, damit ich dich nicht mehr sehen muss. Ich kann es nicht ertragen mit dir zu reden, solange ich in uns mehr sehe, als wir beide sind... Und das schlimmste ist, wenn ich abhauen würde wäre es ganz egal wie langsam ich von dir weggehen würde, du würdest nie auf die Idee kommen mir nachzugehen", sagte sie mit Tränen in den Augen. Sie war so mutig ihm zu sagen, was sie fühlte. Jeder andere hätte es wochenlang in dich eingeschlossen...
Tief in seinem Inneren fühlte Daniel das Gleiche wie sie, jedoch konnte und wollte er sich nicht der Liebe hingeben. Seine Angst war zu groß. Es brach ihm das Herz, sie weinen zu sehen und das wegen ihm. Trotzdem er musste kalt bleiben.
"Was willst du jetzt von mir hören? Soll ich lügen um deine delikaten Emotionen zu schützen?"
"Du bist so ein...", sie konnte ihn nicht mal beleidigen, dafür war ihre Liebe zu groß. Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging gebückt davon.
Er hasste sich dafür, dass er lieber seine 'delikaten' Emotionen schützen wollte als sie.Ich nahm Rafael bei der Hand. Heute Nachmittag sollte unser erstes offizielles Date stattfinden und da ich gehört hatte, dass er Kochen liebte, ging es in die Schlossküche. Kochen war meine Meinung nach ein außergewöhnliches Hobby für einen Kronprinzen, aber warum denn nicht? Wenn ich Zeit hatte schaute ich auch manchmal in der Küche vorbei, jedoch eher wegen meiner Zofen und unserem Koch. Sie waren für mich keine Angestellten sondern Freunde.
Rafael und ich gingen die große marmorierte Wendeltreppe hinunter und durch den langen mit Stuck verzierten Flur, der zur Küche führte. Extra für uns hatten die anderen Platz gemacht, sodass wir den ganzen Raum für uns allein hatten.
"Was kochst du am liebsten?", fragte ich Rafael, weil ich kein einziges Rezept kannte.
"Crêpes kann ich gut"
Natürlich er war Franzose. Was denn sonst? Er lächelte mich an.
"Na los. Ich zeig es dir"
Er setzte sich in Bewegung und suchte die Zutaten für den Teig zusammen.
In der Mitte der großen, lichtdurchfluteten Küche stand ein runder Tisch, auf den Rafael nacheinander Butter, Salz, Eier, Mehl, Wasser, Milch und Öl stellte . Rund um die Wände waren die Küchengeräte angeordnet. Normalerweise konnten hier bis zu zwanzig Leute gleichzeitig arbeiten.
Rafael begann alles in eine große Schüssel zu geben und gründlich mit einem Schneebesen zu verrühren. Ich musste beim Zugucken schmunzeln. Er sah so konzentriert und versunken in seiner Beschäftigung aus, dass ich viel lieber jede kleine Bewegung beobachtet hätte anstatt mitzuhelfen. Als Rafael mich vorsichtig antippte, wurde ich aus meinen Gedanken geweckt. Er gab mir zu verstehen, dass er meine Hilfe brauchte. Also drehte ich mich zu den Küchenschränken um, stellte mich auf Zehenspitzen und fischte nach zwei Kochmützen. Ich hatte schon oft beobachtet, wie das Küchenpersonal sie aus dieser Schublade nahm. Die eine Mütze setzte ich mir die andere Rafael auf den Kopf. Es sah so lustig aus, dass wir kichern mussten. Als der Teig fertig war suchten wir uns eine Pfanne und Rafael, der eigentlich die ganze Zeit allein gekocht hatte, bereitete die Crêpes zu. Das Dekorieren der fertigen übernahm ich. Das angerichtete Essen landete auf dem Küchentisch und Rafael und ich auf unseren Stühlen.
"Lass es dir schmecken", murmelte er, bevor er herzhaft in den mit frischen Erdbeeren gefüllten Crêpes biss. Ich tat es ihm gleich. Alles was aus meinem Mund kam, war ein 'mmmmh' . So gut konnte er kochen.
"Freut mich, dass es dir schmeckt", sagte Rafael, nachdem er ausgekaut hatte. Wie es sich für anwertende Könige gehörte, war Reden mit vollem Mund verboten.
Jade hätte wahrscheinlich trotzdem losgequatsch, so wie heute beim Frühstück. Sie hatte sich ohne die Sitzordnung zu beachten neben mich gesetzt und ohne Punkt und Komma auf mich eingeredet. Ich mochte es, wie Jade die unnötigen Regeln einfach in die Ecke schmiss und das machte, was sie für richtig hielt.
Als auch Rafael seinen letzten Bissen verdrückt hatte, fingen wir wieder an zu reden.
"Wo hast du so gut kochen gelernt?", fragte ich interessiert.
"Meine Oma mütterlicherseits also nicht die ehemalige Königin hat bis zu ihrem Tod bei uns im Schloss gewohnt. Sie war oft mit mir und Jade in der Küche"
"Und Jade?"
"Meine kleine Schwester hat lieber mit dem Teig rumgespielt als ihn sinnvoll zu verwenden"
Rafael fing an zu kichern.
"Ich weiß noch einmal da haben wir Pfannkuchen gemacht", erzählte er mit einem Funkeln in den Augen, "und Jade wollte unbedingt die Pfannkuchen hochwerfen und wieder auffangen. Sie hat es natürlich nicht geschafft und nachher klebten überall Pfannkuchen an den Wänden. Plötzlich kam mein Vater rein und hat sich total erschrocken..."
Ich merkte sofort, dass Rafael genau wie ich jeden klitzekleinen Moment mit seiner Familie genoss, denn mit den tausend Verpflichtungen eines Kronprinzen oder einer Kronprinzessin waren es verdammt wenige. Wir redeten und redeten den ganzen Abend lang. Ich fühlte mich endlich verstanden. Die gleichen Dingen ließen uns lachen und weinen. Wir hatten so viel gemeinsam ...
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Be my princess
Любовные романыPrinzessin Selina soll mit dem französischen Prinzen Rafael verheiratet werden. Nur widerwillig kann sie der Heirat zustimmen. Bei der ersten Begegnung merkt sie, dass ihr zukünftiger Gatte ganz nett und gutherzig ist, jedoch geht ihr seine Schweste...