Rafael legte seine Arme fest um mich. Sein großer starker Körper hielt meinen schmalen, gebrechlichen warm. Seine braunen Augen verankerten sich in meinen. Sein Kopf, seine Lippen, kamen meinen immer näher und schließlich vereinten sie sich. Doch was war das? Plötzlich war es nicht mehr Rafael, der mich hielt, sondern kleine dünne Arme. Meine Hände wanderten den Körper meines Küssers entlang. Ich glitt über die Kurven. Aus dem Mund meines Küssers kam ein leises Seufzen, als sich meine Finger in den langen Haaren vergruben. Kleine Hände erkundeten meinen Körper und brachten mich um den Verstand. Ich löste mich vorsichtig, um in die Augen des Unbekannten zu schauen. Es waren die gleichen braunen Augen wie vorher, nur diesmal befanden sie sich in einem blassen Gesicht mit sanften Zügen und einer kleinen Stupsnase, das von langen, braunen Haaren kunstvoll umrahmt wurde.
-JadeIch schreckte aus meinem Traum hoch. Schweißgebadet und vollkommen verwirrt setzte ich mich im Bett auf. Es war mitten in der Nacht. Durch meine großen Fenster konnte ich den dunklen Nachthimmel, der mit Sternen übersät war, sehen. Meine langen blonden Haare klebten an meiner schweißnassen Stirn. Ich versuchte die Gedanken an den rätselhaften Traum abzuschütteln, doch es war hoffnungslos. Immer wieder musste ich an die sanften Züge Jades Gesicht denken und an ihren Atem auf meiner Haut.
Die Zeit verging wie im Flug. Rafael und Jade waren mittlerweile schon seit einigen Wochen da und
ich hatte mich mit beiden so gut angefreundet, dass ich sie sicherlich vermissen würde, wenn sie wieder abreisen müssen.
Rafael war ein absoluter Traummann, aber irgendwie kam sein Charme eher freundschaftlich als romantisch bei mir an. Dieses Kribbeln im Bauch fehlte. Vielleicht würde es ja auch noch kommen... Vielleicht brauchten wir einfach nur ein bisschen Zeit.
Jade dagegen wirkte so ganz und gar nicht wie eine Prinzessin. Sie nahm alles viel lockerer und ließ sich von der Etikette nichts vorschreiben. Ich bewunderte sie heimlich dafür. Ihr war es überhaupt nicht peinlich aus der Reihe zu tanzen...
Ich konnte einfach nicht mehr einschlafen, also zündete ich die große Kerze auf meinem Nachtschränkchen an und griff nach meinem Notizbuch.'Bitte Sofia verzeihe mir und triff mich heute Abend. Lass mich wissen, dass unsere Liebe nicht nur eine Fantasie aus meinem Kopf ist.
Daniel'
Daniel schrieb die letzten Worte seines Briefes an Sofia mit Tränen in den Augen. Sie war nicht mehr zurückgekehrt und hatte keinen Anstalten gemacht ihn aufzusuchen. Er hatte sie zu sehr verletzt. Seinen ganzen Mut musste er zusammennehmen um den Brief seiner Haushälterin in die Hand zu drücken und sie zu bitten ihn zu verschicken. Aus den Gerüchten, die in der Stadt kursierten konnte er entnehmen, dass Sofia sich bei ihrer Tante aufhielt.
Daniel konnte nichts anderes tun als darauf zu hoffen, dass sie seiner Bitte nachkommen würde und ihn heute Abend an der großen Eiche traf. Er war schwach geworden, hatte sich seinen Gefühlen hingegeben. Daniel musste jetzt stark wirken und um Sofia kämpfen.Der Wind fegte ums Schloss, alles was zu hören war, war sein quietschen und pfeifen. Ich saß mit Lichthofen und meinem Vater in seinem Büro.
"Drei Häuser sind durchs Unwetter zerstört worden, ein Haufen Bäume umgekippt und es gibt mindestens 29 Verletzte", zitierte Lichthofen die Zeitung.
"Wir müssen was tun", sagte ich entschlossen, "wie wärs wenn wir die Leute hier ins Schloss lassen würden haben doch genug Platz"
Mein Vater stöhnte genervt, stand von seinem Stuhl auf und wendete den Blick zum Fenster.
"Selina ich bewundere dich dafür, dass du immer das beste für die Menschen willst, aber wir können nicht immer die Helden spielen. Es gibt wichtigere Dinge auf die wir uns jetzt konzentrieren müssen zum Beispiel den Handelsvertrag mit China...", erklärte mein Vater, doch ich hörte ihm nicht mehr zu.
Wie konnte man nur so herzlos sein? Allein in dieser Stadt schwebten einige Menschen durch das Unwetter in Lebensgefahr, doch ihn interessierten seine Handelsgesellschaften mehr als sein eigenes Volk. Wenn ich nicht seine Tochter wäre, wollte ich nichts mit ihm zu tun haben. So wie die anderen Leute würde ich mich ständig über ihn beschweren und hinter vorgehaltener Hand über ihn lästern.
Als endlich alles leise war und er aufgehört hatte von seinen Handelsplänen zu prahlen verließ ich den Raum ohne mich umzudrehen. Ich wettete, dass mein Vater und Lichthofen mir verdutzt nachstarrten."... Er ignoriert einfach, dass es den Menschen hier schlecht geht und das wir die Möglichkeit haben, ihnen zu helfen", beschwerte ich mich bei Jade über meinen Vater. Sie sah mir in die Augen, nahm meine Hand und zog mich durch die Gänge und Türen nach draußen. Jade sagte kein Wort. Erst als ich sie verdutzt fragte, was das ganze sollte, machte sie den Mund auf.
"Du willst doch den Leuten hier in der Stadt helfen. Also warum fragst du dann?"
"Warte was... Du willst einfach so das Ganze in deine Hand nehmen?"
Sie nickte eifrig.
"Nein das können wir nicht machen. Was wird mein Vater von dir halten? Was wird er von mir halten?"
Ich machte mir Sorgen, dass er Rafael und Jade dann nicht mehr als Gäste willkommen heiße...
Jade grinste nur.
"Ich wusste gar nicht, dass du so ein... wie sagt man... Angsthase bist"
"Ich bin kein Angsthase", widersprach ich, obwohl ich wusste, dass sie recht hatte. Ich würde nichts riskieren, dass andere von mir abschrecken könnte. "Na komm schon", Jade zog much weiter, "Wir haben nicht ewig Zeit und außerdem müssen wir noch die nötigsten Sachen für 'dein Volk' zusammenpacken"
Bei dein Volk machte sie Anführungszeichen in der Luft. Sie nahm alles einfach so auf die leichte Schulter. Jade war verdammt leichtsinnig, aber das war genau die Eigenschaft an ihr auf die ich am meisten eifersüchtig war...

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Be my princess
Roman d'amourPrinzessin Selina soll mit dem französischen Prinzen Rafael verheiratet werden. Nur widerwillig kann sie der Heirat zustimmen. Bei der ersten Begegnung merkt sie, dass ihr zukünftiger Gatte ganz nett und gutherzig ist, jedoch geht ihr seine Schweste...