Das saphirblaue Kleid schmiegte sich eng wie eine zweite Haut an meinen Körper. Ich sah in den von Kerzen beleuchteten Schminkspiegel. Ann hatte meine hellen Haare kunstvoll hochgesteckt und mein Gesicht so geschminkt, dass meine Augen blau funkelten und meine Lippen sanft schimmerten. Nervös spielten meine Hände mit dem Puderpinsel. In meiner Brust stauten sich tausend Gefühle und mein Kopf konnte nicht mehr klar denken. Gleich auf dem Willkommensball würde ich zum ersten Mal Prinz Rafael gegenüberstehen. Meinem zukünftigen Gatten...
Ich griff nach meinem braunen, gemusterten Notizbuch. Vor ein Paar Tagen hatte ich eine kurze Geschichte angefangen. Es ging um einen jungen Mann, der sich nicht verlieben wollte und konnte, weil er Angst hat verletzt zu werden, doch ein neu hergezogenes Mädchen bringt ihn zum umdenken. In meinen kleinen Geschichten war ich so viel romantischer und sicherer als im echten Leben. Vielleicht schaffte ich mir mit den Charakteren, die ich erschuf, meine persönlichen Vorbilder. Ich schrieb gerade an einem Dialog. Es war die Stelle, an der Daniel und Sofia, meine Hauptcharaktere, über Daniels Problem mit der Liebe redeten..."Wie kann es sein, dass du dich nicht verlieben willst?", fragte Sofia mit großen Augen.
"Das ist ganz einfach... Ich möchte nicht, dass mein Glück davon abhängig ist ob jemand seine Aufmerksamkeit auf mich lenkt oder nicht. Ich möchte nicht lange im Bett wach liegen und mich fragen ob sie an mich denkt. Ich möchte nicht wegen jemandem weinen, der sich gar nicht für mich interessiert und am wichtigsten ist, dass ich niemandem die Kraft geben will mich zu zerstören. "Genauso ging es mir... Ich wollte mich nicht zerstören lassen.
Der Ballsaal war in warmes Kerzenlicht getaucht, auf der linken Seite des Raumes war ein großes Buffet aufgebaut und auf der anderen Seite tanzten viele Gäste, die mit ihren bunten Abendkleidern ein wildes Muster formten. Ein kleines Orchester spielte feierliche Tanzmusik dazu. Lichthofen schenkte mir ein ermutigendes Lächeln, als ich durch die Tür trat. Ich fand es total albern aber meine Mutter hatte Herr von Blumberg, einen der engsten Freunde der Familie, dazu angeheuert den Zeremonienmeister zu spielen und alle Namen aufzurufen.
"Prinzessin Selina Maria von Preußen ", sagte Herr von Blumberg feierlich.
Ich wollte gerade meine Augen verdrehen, als ich bemerkte, dass der ganze Saal mich anguckte, mich die Kronprinzessin. Ich setzte schnell ein strahlendes Lächeln auf und stellte mich zu meiner Familie und Lichthofen. Mein kleiner Bruder Bennett zupfte an meinem ausladenden mit Spitze besticktem Kleid, als von Blumenberg den nächsten ausrief.
"Prinzessin Jade Aimée d'Aiddard und Prinz Rafael d'Aiddard von Frankreich"
Ich wollte es gar nicht aber mein Blick richtete sich ruckartig auf die goldene, verschnörkelte Eingangstür des Ballsaals. Wenn es diesen blöden Zeremonienmeister nicht geben würde, könnte ich mich vor Prinz Rafael verstecken oder so tun, als hätte ich ihn nicht gesehen, doch die Umstände machten es unmöglich und er wurde mir direkt vor die Nase gehalten. Der junge Mann war großgewachsen, hatte dunkelbraune, gepflegte Haare und trug einen grauen Anzug. Sein Gesicht war weich geformt. Ein kleiner Bart schmeichelte seinem Kinn und die Stelle zwischen Mund und Nase. Die großen schokobraunen Augen sahen neugierig aus. Ein bisschen, wie ein Eichhörnchen... Mein Blick wanderte kurz zu der zierlichen Frau neben ihm. Prinzessin Jade Ariel. Sie sah perfekt aus. Ihre kleine, kurvige Figur, die braunen Haare, die ihr Gesicht umrahmten und das strahlende Lächeln, das sich in den Augen widerspiegelte. Sie hatten wohl beide nur die guten Gene geerbt.
Meine Mutter winkte die beiden zu uns. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken, damit ich diesen nächsten Schritt nicht tun musste, doch dafür war es nun zu spät.
Lichthofen tätschelte ermutigend meine Schulter.
"Ich sage nicht, dass es einfach wird Selina, nur dass es sich lohnt und jetzt sag deinem potentiellen Traumprinzen 'Guten Tag'. Schiffe sind nicht gemacht um im Hafen zu liegen", flüsterte er seine rätselhaften Weisheiten über meine Schulter.Zuerst begrüßte Prinz Rafael meine Mutter mit einem Handkuss, dann meinen Vater mit einer Verbeugung und Bennett mit einem Händeschütteln. Prinzessin Jade Ariel tat es ihm gleich. Als der junge Mann zu mir kam, war ich so aufgeregt wie lange nicht mehr. Er sah mir in die Augen, nahm meine Hand und führte sie zu seinen weichen, pinken Lippen. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber ich fühlte nichts. Keine Schmetterlinge und kein Kribbeln, wie Ann und meine anderen Zofen es beschrieben hatten. Vielleicht dauerte es auch einfach nur seine Zeit bis ich Gefühle für ihn entwickeln konnte. Ich war komplett unerfahren in dieser Sache. Prinz Rafael hielt meine Hand ein Paar Sekunden länger als nötig. Es war zu laut um irgendwelche Worte zu wechseln, also verschoben wir unser Gespräch auf später und Prinz Rafael wand sich Lichthofen zu, der ihn ohne die ausgestreckte Hand des Prinzens zu beachten in eine herzliche Umarmungen zog. Ich liebte Lichthofens kindliche Art auch wenn ich es nie zugeben würde. Ich wünschte, ich könnte so offen, glücklich und weise sein.
Später als Prinz Rafael und ich endlich allein über alles reden konnten. Wir hatten uns in den großen Schlossgarten verzogen. Die Sonne war schon lange untergegangen und ich wollte eigentlich nur ins Bett und schlafen, doch brauchte ich ein paar Worte mit Prinz Rafael um beruhigt in die Nacht zu gehen.
Als wir uns auf den Weg zu einer Bank machten wehte mein Kleid im sanften Wind. Der Mond hüllte uns in weißes Licht, als wir uns auf die Bank fallen ließen.
Ich räusperte mich.
"Sie zwingen uns also zu heiraten", sagte ich direkt. Ich hatte keine Kraft mehr um den heißen Brei herum zu reden. Prinz Rafael sah mich geschockt an.
"So würde ich das nicht ausdrücken. Ich meine natürlich muss es dir und auch mir komisch vorkommen, dass wir auf einmal aus unbekannten ein Paar werden sollen", erklärte er, "doch es geht nicht nur um uns sondern genauso um unsere Länder. Wir sind die späteren Könige und Königinnen. Das ist dir bewusst oder?" Er sprach fast akzentfrei nur die E-Endungen wurden bei ihm zu niedlichen 'Ös'. Aus Könige wurden also Königö. Wahrscheinlich hatte er genau wie ich jahrelangen Unterricht in allen erdenklichen Sprachen. Er teilte als Kronprinz das gleiche Schicksal und eine vom Unterricht gestohlene Kindheit.
"Natürlich, aber ich werde meinem zukünftigen Volk nie etwas vorspielen können. Das kann und will ich nicht"
Mir war kalt, meine Zähne klapperten und eine Gänsehaut überzogen meine Arme und Beine. Prinz Rafael griff nach meiner Hand.
"Ich weiß, ich weiß und das will ich auch nicht. Ich möchte alles dafür tun, dass du dich mit mir wohlfühlst und von dir kann ich nur hoffen, dass du dasselbe für mich tust"
Er drückte meine kalte mit seiner warmen Hand. Ich lächelte ihm zu.
"Weißt du wie sehr du mich überrascht? Du bist in der gleichen Situation wie ich, doch du blickt hoffnungsvoll in die Zukunft und versucht sogar mir alles recht zu machen, obwohl ich total egoistisch wirken muss"
"Wieso überrascht dich das? Es ist doch selbstverständlich"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Wahrscheinlich dachte ich, du wärst so ein eingebildeter Schnösel, wie die anderen Prinzen, die ich bisher kennengelernt habe"
Ein fragender Ausdruck schlich in seine braunen Augen, soweit ich das im Mondschein beurteilen konnte.
"Na ja du weißt schon die waren sich zu schade für alles. Der eine hat sogar verweigert seine Kleidung in den Schrank zu hängen, weil er Angst hatte die Zofen würden sie klauen. Wie kommt man auf solche Ideen?", fragte ich kichernd. Prinz Rafael ließ sich von meinem Lachen anstecken und es dauerte eine Weile bis wir uns wieder im Griff hatten.
" Weißt du was", setzte er an und drückte meine Hand ein bisschen fester, "ich glaube wir können es schaffen zusammen glücklich zu werden"
Ich kannte ihn zwar kaum, aber für diesen kurzen Moment hatte ich das gleiche Gefühl. Beinahe hätte ich mich mit meinem Schicksal angefreundet.Hey ihr lieben,
Hier kommt ein neues Kapitel von mir. Ich hoffe es gefällt euch. Wenn ihr mir auf irgendeine Weise Feedback gebt, wäre das toll.
Eure schaefchenwolke_

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Be my princess
RomantikPrinzessin Selina soll mit dem französischen Prinzen Rafael verheiratet werden. Nur widerwillig kann sie der Heirat zustimmen. Bei der ersten Begegnung merkt sie, dass ihr zukünftiger Gatte ganz nett und gutherzig ist, jedoch geht ihr seine Schweste...