8. Dezember

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"Schön, euch zu sehen", sagte Percy gehalten, im Versuch nicht viele Emotionen zu zeigen, so wie er es gewohnt war, doch als er all die Leute wiedersah, deren Anteil an seinem Leben er monatelang zu ignorieren versucht hatte, überkam es ihn einfach. Er lächelte, als er Sirius, Remus und Tonks wiedersah, auch noch als Moody ihm zur Begrüßung auf die Schulter klopfte, und dabei etwas Unverständliches murrte.

An seiner Seite war Penelope Clearwater, die Frau, die er liebte. In Hogwarts waren sie schon zusammen gewesen, doch nachdem Percy das Zaubereiministerium seiner Familie vorgezogen hatte, war es mit ihnen Schluss gewesen. Seit er seinen Fehler eingesehen hatte, waren auch sie wieder zusammen.

"Frisch verliebt", sagte Remus, und lächelte Tonks an. Auch sie kicherte. "Das sind wir noch immer".

"Wo ist Teddy?", fragte Percy da aufgeregt.

Tonks nickte nach oben. "Er schläft gerade in seinem Bettchen".

Percy nickte. Er verstand natürlich, dass die Drei hier wohnten. Nach der Schlacht, war Remus schwer verwundet gewesen, und hatte lange Zeit gebraucht um sich auszukurieren. Tonks war in einer Art magischen Koma im St. Mungo gelegen, man hatte nicht gewusst, ob sie je wieder aufwachen würde. Doch dann, wie von Zauberhand, war sie eines Tages einfach aufgewacht, ohne jegliche Folgeschäden.

Ein Wunder hatten die Ärzte es zwar nicht genannt, immerhin behandelten sie die verrücktesten Krankheiten, aber dennoch war es für ihr Umfeld wie ein kleines Wunder gewesen, vor allem aber natürlich für Remus.

"Er kann jetzt schon gut laufen und er redet immer vor sich hin", sagte Tonks verträumt.

"Ich bin mir sicher dass er letztens 'Papa' gesagt hat", stimmte Remus lachend zu, und Percy sah, dass in seinem Gesicht eine große Narbe war, und da fiel ihm ein, dass letzte Woche Vollmond gewesen war.

Doch dann stürzte wieder die Last der Schuld auf ihn. Er hatte zum Krieg beigetragen, zum Krieg, der den Tod seines Bruder beigetragen hatte. Bei der Erinnerung daran, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen, und das Atmen wurde ihm auf einmal unmöglich.

Er rang nach Luft, und Remus kam ihm zu Hilfe. "Alles okay?", fragte er besorgt.

Percy fing sich kurz darauf wieder, und nickte. "Mir geht's gut".

Bei der Berührung war er zusammengezuckt. Er fühlte sich, als wäre er verseucht. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Doch seine Mutter hatte darauf bestanden, denn es war das erste Mal, dass Percy zu einem Treffen im Orden kam.

Klar, der Orden direkt existierte nicht mehr, doch die Personen schon, weshalb das hier auch das Hauptquartier blieb. Es gab auch noch ab und zu Treffen, so wie heute. Die Leitung hatte schon seit Langem Kingsley Shacklebolt übernommen. Auch wenn es beinahe unmöglich klang, er schaffte es trotzdem das Amt des Zaubereiministers nebenbei mit Bravur zu meistern. Doch viel musste er ja nicht mehr tun, seit Voldemort tot ist. Es gab danach natürlich tausende Ermittlungen, die parallel verlaufen waren, um sicher zu gehen, dass er diesmal nicht wieder auftauchen würde.

Doch die Beweise waren unwiderlegbar. Außerdem konnte Harry Potter es bezeugen: Voldemort hatte sich buchstäblich aufgelöst.

Harry Potter, der Auserwählte, der Junge, der der beste Freund seines Bruders war, und über den Percy trotzdem Mist verbreitet hatte, den er im Tagespropheten bloßgestellt hatte.

Penelope und Percy drangen weiter in das Haus ein. Sie gesellten sich zu Bill und Fleur. "Hallo, Bruder", begrüßte dieser Percy. Er nickte zur Antwort, und schenkte ihm ein Lächeln.

Bill zwinkerte Penelope zu. Die beiden hatten sich noch nicht kennengelernt. Er gab ihr die Hand. "Bill Weasley", sagte er, und das Lächeln, welches darauf folgte, war einfach unwiderstehlich.

"Penelope Clearwater", sagte Percys Freundin höflich.

Sie schien sich eigentlich ganz wohl zu fühlen. Sie war ein Familienmensch und auch sehr vernünftig, sie kannte ihre Grenzen. Das hatte man auch daran gemerkt, dass sie mit Percy damals Schluss machte. Hätte sie nicht Schluss gemacht, hätte er eine Person, die ihn in seinem Denken unterstützt hätte, außer die Ministeriumsangestellten, dann wusste er nicht, was heute aus ihm wäre - vielleicht hätte er sich nie mit seiner Familie wieder vereint - nein. Er schüttelte den Kopf. So abhängig war er nicht von einer einzigen Person. Er hatte lang genug im Glauben gelebt, Fudges Vision wäre die richtige. Und auch wenn er sich geändert hatte, so war diese Vergangenheit immer noch ein Teil seines Lebens, den er vergessen wollte. Doch er konnte nicht, noch weniger, als die Leute um ihn herum, die sich wenigstens Mühe gaben.

"Percy, geht's dir nicht gut?", fragte Penny besorgt. Sie hatte diese Falte auf der Stirn, die sie sonst nur hatte, wenn er ihr erzählte, dass Schuldgefühle ihn plagten oder er Albträume von seinem Bruder hatte, von dem Moment, in dem er vor seinen Augen gestorben war.

"Komm! Stoßen wir an!", sagte Bill und hielt ein Glas Wein in die Höhe. Überrascht stellte Percy fest, dass er auch eines hatte.

"Worauf denn?", fragte Penny.

Tonks und Remus und Moody, Molly und  Arthur kamen auch.

"Auf die Familie", sagte Arthur, und sie alle lächelten Percy herzlich an, als hätten sie ihn gerade in einer Sekte aufgenommen.

Niemand machte ihm mehr Vorwürfe, dass stellte Percy in diesem Moment mit einem warmen Gefühl um sein Herz fest.

Und als Nächstes würde er lernen, sich selbst zu verzeihen.

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