Albus Dumbledore war Schuld -
So konnte man es formulieren. Die bevorzugte Variante der meisten war: Es war Dumbledores Verdienst, dass Alastor Moody ein letztes Jahr an Hogwarts verbrachte.
Der Titel des Professors hing ihm immer noch nach. Harry, Hermine, Ron, Neville, Ginny und auch alle anderen von früher nannten ihn Professor Moody. Alastor durften sie ihn noch nicht nennen. Erst, wenn sie die Schule abschlossen.
Der Titel, den er nie getragen hatte. Sondern ein Todesser, ein bestialisch mordender, psychopathischer Serienkiller, hatte den Titel getragen und nicht er.
Deswegen hatte Albus Dumbledore Moody auch im sechsten Schuljahr, nach Slughorns vermeintlicher Absage des Amtes als Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer, kontaktiert. Damals hatte er abgelehnt. Doch die Dinge, die er gesagt hatte, um ihn zu überzeugen versuchen, hatten Alastor lange in den Ohren geklungen. Eins musste man dem Mann lassen, Überzeugungstalent hatte er schon. Das war auch der Grund, wieso seine Worte so unvergesslich für den für gewöhnlich gefühlskalten Moody gewesen waren.
Er sah sich um in dem Raum. Dem Raum, den schon so viele Leute vor ihm besetzt hatten.
Quirinius Quirrell - der Schwächling, dachte er kopfschüttelnd. Als Lehrer, einen elfjährigen Jungen umbringen zu wollen, weil eine Stimme in seinem Kopf es ihm befiehlt. Krank.
Gilderoy Lockhart - der Eingebildete. Und hatte nur Stroh im Hirn. Wenn überhaupt. Wie er es geschafft hatte, so berühmt zu werden, war ihm bis heute ein Rätsel. Sollte er dafür nicht eher die Zaubererschaft anzweifeln...?
Dann war da noch Remus Lupin. Moody zog eine Grimasse, die man mit viel Interpretationskünsten durchaus als ein Lächeln auffassen konnte. Schon viele haben ihm gesagt: Er war der Beste gewesen. Und das würde er auch nicht bestreiten. Denn der Mann hatte Talent - in allem, was er tat. Seine Schwäche war der Hass auf sich selbst, die Verleugnung. Doch seit er Tonks hatte, hatte er sich mehr akzeptiert, vor allem seit er ein Kind hatte.
Über Barty Crouch den Trottel wollte Moody nicht länger nachdenken, denn damit hatte er schon zu viel Zeit verschwendet. Er war es eindeutig nicht wert. Er war ein Trottel, ohne Zweifel.
Dolores Umbridge - er schüttelte wieder den Kopf. Die Katzenbilder und die pinke Wand hatten ihre Spuren in dem Raum hinterlassen, auch wenn Moody davon nichts wusste.
Und über Severus Snape kann man sich streiten. War er gut als Lehrer gewesen? Vielleicht. Der Mann hatte schwere Probleme, und er würde ihm nicht gerade den Friedensnobelpreis überreichen, aber im Großen und Ganzen war er eigentlich ganz korrekt gewesen. Er hat den Sohn seiner großen Liebe retten wollen, und am Ende hatte es nicht mehr viel mit Lily zutun gehabt. Er hätte es nie zugegeben, aber ihm hat viel an Harry gelegen. Ihm hat viel an jedem gelegen. Er hatte es nur nicht gezeigt. Wie denn auch? Ihm war immer nur Hass entgegengebracht worden, es hatte aber auch auf Gegenseitigkeit beruht.
"Professor?", ertönte da eine Stimme von der leicht geöffneten Tür, und der Rotschopf von Weasley steckte seinen Kopf hinein.
"Schon mal was von Klopfen gehört?", brummte Moody, und drehte sich schwerfällig um.
"Hab' ich doch!", verteidigte Ron sich.
Moody runzelte die Stirn. War er so in Gedanken versunken gewesen? "Na, was gibt's?".
Ron kratzte sich verlegen am Kopf.
"Wird's bald?".
"Schon gut. Ich habe eine Frage - es ist wegen Abby und Cho".
Moodys Miene veränderte sich schlagartig. "Schieß los".
"Naja - ihr wisst ja, dass sie irgendwie leben. Aber sie sind tot. Aber sie können denken und so. Wie ist das möglich?", fragte er, und schaute bedrückt zu Boden.
Alastor Moody kannte diesen Blick. Er erkannte diese Sorge, und den Funken Hoffnung. Der Junge erregte sein Mitgefühl. Mad-Eye wusste, wie er sich fühlte, denn er selbst hatte auch schon Verluste erlitten. Irgendwann fühlte man den Schmerz zwar nicht mehr, aber er war immer da, begleitete einen bei jedem Schritt, und es ging ziemlich schnell, dass diese Wunde aufriss, schneller als man dachte.
"Die Toten sind tot. Und das bleibt auch so", sagte Moody, nicht wissend, wie er es am besten formulieren sollte.
Ron sah auf, und wollte verzweifelt einen Versuch starten, seine Idee zu erklären. Doch Moody ließ ihn nicht -
"Ich weiß worauf du hinaus willst. Ich weiß, das du dir die Möglichkeit nicht entgehen lassen willst. Aber es endet nicht gut, wenn man die Naturgesetze umzukehren versucht, nicht einmal als Zauberer. Dagegen sind wir nun mal wehrlos", sagte Moody, und klopfte Ron auf die Schulter.
Er sah traurig aus, aber er verstand.
"Konzentriere dich auf die Gegenwart. Du weißt nie, was die Zukunft mit sich bringt. Und wenn es dann so weit ist, trifft es dich vielleicht völlig unerwartet. Habe dein Leben gelebt, und sei jeden Moment dafür bereit, zu sterben", sagte Moody ernst.
Ron riss die Augen auf, und schluckte.
Moody humpelte zu seinem Schreibtisch, und Ron trottete hinaus.
Als er weg war, begann Moody zu lachen. Er würde nie damit aufhören, so zu sprechen, es war einfach seine Aufgabe, pessimistisch zu sein.
Als Ron seinen Freunden von dem Gespräch erzählte, lachten sie genauso. Der alte Moody, wie sie ihn kannten und liebten.
-Nina
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Harry Potter Adventskalender 2017
FanfictionEin Adventskalender mit den Harry Potter Charakteren von mir und @MarieVla. Es ist schon November, meine lieben Leute, so schnell vergeht die Zeit... Besinnt euch zusammen mit uns in der Adventszeit. In den Kapiteln gibt es keinen Schmerz, sondern e...