20. Dezember

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"Remus?", flüsterte Tonks. Sie rüttelte sanft an ihrem Mann, der seelenruhig im Bett lag, und sich von einem langen Tag erholte. Sie hasst es, ihn aufzuwecken. Doch sie hatte gerade keine andere Wahl.

"Hm?", murmelte Remus verschlafen, und blinzelte in das helle Licht, das Tonks eingeschalten hatte.

"Teddy hat Fieber". Tonks klang niedergeschlagen, und verzweifelt. Sie gestikulierte wild.

Remus war schon wacher, und setzte sich jetzt ruckartig auf. Er hielt Tonks Handgelenkte fest, um sie zu beruhigen. Langsam ließ sie ihre Arme sinken, und schloss die Augen. "Tut mir leid".

Remus schüttelte den Kopf. "Nichts muss dir leidtun. Ich gehe schon zu ihm, schlaf' ein wenig!", sagte er zu seiner Frau, die er über alles liebte.

"Macht es dir nichts aus? Es war doch erst Vollmond...", sagte sie, doch er schüttelte heftig den Kopf. "Nein. Ich habe dir versprochen, dass uns das nie im Weg stehen wird", beteuerte Remus.

"Aber es ist ein Teil von dir. Und ich liebe ihn, so wie alles andere an dir! Das habe ich dir schon mindestens hundert Mal gesagt!".

Remus schaute sie zweifelnd an. "Du liebst es, dass ich mich einmal im Monat in ein Monster verwandle? Und - töte?".

"Ich liebe nicht ES. Ich liebe dich!".

Remus gab sich geschlagen. "Okay. Dann sieh es so: Ich bin müde, aber das bist du auch. Und du bist schon bei ihm gewesen. Jetzt bin ich dran!".

Tonks lächelte leicht, obwohl es ihr aufgrund ihrer Schlaflosigkeit und daher rührende Müdigkeit schwerfiel.

Ohne weitere Worte ließ sie sich in ihr gemeinsames Ehebett fallen. Sie schlief auf der Stelle ein. Ihre Haare, die davor grau gewesen waren, färbten sich jetzt in ein Babyblau, dass sehr beruhigende Gefühle auslöste.

Remus stand auf, und ging zu seinem weinenden Kind. Er war jetzt eineinhalb Jahre alt.

"Hallo, kleiner Mann", sagte er lieblich, und hob den Jungen mit ebenfalls grauen Haaren aus dem Gitterbett, während die Haarfarbe immer wieder wechselte. Mittlerweile konnte auch er schon die Farben deuten: Blau hieß bei einer gewissen Nuance Trauer, bei einer anderen wiederum Frieden, Ruhe. Rot bedeutete meistens Wut - oder Liebe, wenn die drei schöne Familienmomente hatten, was aber auch durch Rosarot ausgedrückt wurde. Grün drückte Ekel aus, und kam selten vor, doch jetzt waren alle Farben vertreten. Es gab auch mehrere andere, doch die brachte er jetzt nicht zum Vorschein.

Besorgt griff Remus an Teddys Stirn. Er glühte förmlich. Sollten sie einen Arzt anrufen? Es konnte immerhin sehr gefährliche enden. Er fluchte. Er war sichtlich überfordert.

Und Teddy schrie, und schrie. Damit war er nicht überfordert. Er tröstete ihm, wiegte ihn in seinen Armen, sang ihm etwas vor. Schon bald beruhigte er sich einigermaßen, und lutschte krampfhaft Daumen.

Remus sah ihn mitfühlend an. Er wusste, wie er sich fühlte. In quälte regelmäßig hohes Fieber, fast immer in der Nacht nach Vollmond. Wobei er da ohnehin andere Sorgen hatte...

Dann musste er sich selbst ermahnen. Er fühlte sich sofort schrecklich dafür, in der Gegenwart seines Sohnes an sich in Werwolf-Gestalt gedacht hatte. Es war eine Schande.

Remus fühlte den rasenden Baby-Herzschlag unter seiner Hand, der sich aber, je weiter Teddy die Augen zufielen, normalisierte.

Erleichtert atmete er auf, als Teddy in einen mehr oder weniger „ruhigen" Schlaf gefallen war. Morgen schon würde das Ehepaar Medikamente für ihren Kleinen besorgen, fiebersenkende.

Die restliche Nacht verbrachte Remus an der Seite seines Sohnes. Er war keineswegs von ihm genervt. Er liebte das Gefühl, Zeit mit Teddy zu verbringen. Ein halbes Jahr hatte er wo anders gewohnt. Meistens bei Sirius, doch Molly hat sich viel zu viel Sorgen gemacht, und ihn fast täglich besucht. Remus machte sich große Vorwürfe deswegen. Die beiden hatten ein Leben in die Welt gesetzt, und sie sollten damit nicht leichtsinnig umgehen, und Verantwortung dafür übernehmen.
Sie hätten ihr Leben nicht beide aufs Spiel setzen dürfen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was mit Teddy passiert wäre, wenn beide gestorben wären. Er wäre vielleicht wie Harry aufgewachsen, als Waise, seine Eltern im Krieg gefallen. Doch die Vorstellung, dass Teddy bei Dursley-ähnlichen Kreaturen waren, behagte ihm ganz und gar nicht.

Er wusste, dass es nie wieder eine Option sein würde. Die beiden arbeiteten für den Orden - ja. Doch es würden nie alle beide zur selben Zeit den Tod riskieren. Auch wenn sich Remus' Magen zusammenzog, bei der Vorstellung, Tonks könnte sterben, so wusste er auch, dass er an Teddy denken musste. Er würde zwar nicht zulassen, dass seine Frau ihr Leben aufs Spiel setzte, doch wenn es darauf ankäme - er hätte wohl keine Wahl. Er müsste es zulassen, für seinen Sohn. Für ihren Sohn.

Teddy in seinen Armen drehte sich um, und seufzte niedlich. Vorsichtig ging Remus mit seinem Sohn in Tonks' und sein gemeinsames Schlafzimmer. Er legte Teddy in ihre Mitte.
Lächelnd schliefen sie alle drei ein.

-Nina

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