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Das Kaffee stellte sich, als ziemlich klein geratendes Restaurant fest. Die pink bezogenen Stühle, hoben sich ziemlich, von der sonst so schlichten Einrichtung ab. Die weißen Wende waren schon leicht vergilbt und der Versuch die risse mit Bildern zu überdecken, steuerte nicht wirklich zur Verschönerung bei.
Es gab am hinteren Ende, eine kleine Bar, wo einzelne Küchenstücke ausgestellt wurden. Die Tische waren mit weissen Tüchern verdeckt, die bis zum Boden reichten. Außer uns waren kaum Gäste da.
Nur ein älteres Paar, welches neugierig aufblickte, als wir reinkamen und ein älterer Herr der Zeitung las. Der Mann trug einen schwarzen Frack und auf seinem Tisch lag eine schwarze Tabakspfeife.
Er passte nicht wirklich in diese Einrichtung. Um ehrlich zu sein, passte er nicht mal in dieses Jahrhundert!!

Unser Tisch lag genau so, dass man eine perfekte Sicht auf den Carlsen Verlag hatte.
Ob mich das freute, wusste ich nicht.
Das zwanzig stöckige Bürogebäude aus Glas und Stahl, warf einen  Schatten über das Kaffee. Ich runzelte die Stirn.
Als mir der Kellner einen großen Teller mit Toast und dazugehörigen Aufstrichen, reichte, veranstaltete mein Magen einen Salza-Tanz.
Genüsslich biss ich in ein Toast mit Käse und hätte aufstöhnen können vor Zufriedenheit.
Jin, der in Gegensatz zu mir ziemlich mies drauf war, guckte finster nach draußen, auf das Gebäude des Carlsen Verlages.
Seinen dampfenden Kaffee ignoriert er.
Leider  war der Kaffee nicht der einzige, der ignoriert wurde.
Als es dann auch noch anfing zu schneien, hatte ich wirklich Angst, dass Jin vor Wut platzen könnte. Seine Augen schienen funken zu sprühen.
Mit leichtem Schuldgefühl, dankte ich wem auch immer für diesen glücklichen Zufall.
Es war zwar nicht unnatürlich, dass es Mitte Oktober in London  anfing zu schneien, aber das es heute beginnen würde, war wirklich ein kleines Weihnachts... oder besser gesagt Herbstwunder. Geistig dankte ich, der unbekannten macht die
Als Jin sich zu mir umdrehte, versuchte ich mein grinsen hinter der riesigen Teetasse zu verstecken. Da Jin mich weder böse noch misstrauisch anschaute, vermutete ich, dass er mein grinsen nicht bemerkte.
Als ich einen grossen Schluck vom warmen Zitronentee trank, hob Jin die Hand.
Unser Keller Moris eilte zügig zu uns, als er Jin's Meldung  sah.
Und wieder einmal wurde ich mir bewusst, mit wem ich hier eigentlich rumsaß.
Ich konnte froh sein, dass ich kein all zu großen stolz besass, sonst wäre er sicherlich, mit Jin an meiner Seite, zerstört worden.
Egal wo, egal wann die Mädchen liefen ihm hinterher. Als Moris mit einen strahlenden Lächeln, und einem kurzen Blick in den Seitenspiegel, um sich zu vergewissern, dass seine schwarz gegelten Haare auch richtig saßen, zu uns kam, musste ich meine Aussage gleich wieder berichtigen. Egal wo, egal wann und vor allem egal wer, alle liefen Jin hinterher. Doch selber schien er überhaupt keine Arnung zu haben, wie er auf andere wirkt.
Zum Bedauern des Kellners, wollte Jin nur ein Wasser haben.
Als der Kellner schließlich Jins Wasser gebracht und meinen Teller weggebracht hatte, wurde die Stille immer erdrückender.
Verzweifelt versuchte ich ein Gesprächsthema zu finden, scheiterte aber kläglich. Und so saßen wir einfach da und starrten aus dem Fenster, in der Hoffnung irgendetwas würde passieren und uns hier rausholen.

Die Sekunden wurden zu Minuten, und die Minuten zu Stunden. Als dann schließlich 2 Stunden vergangen waren, hielt ich es nicht mehr aus.
"Jin ... ich wollte dich fragen....ah...." ich schluckte. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht gedacht, dass sich Jin so schnell umdrehen würde.
Als er die Augenbrauen fragend anhob, wünschte ich mir das monotone schweigen zurück.
"Ja?" Genau wie meine Stimme klang seine, etwas eingerostet und tiefer als sonst.
Ich räusperte mich.
"Ich wollte wissen warum du C.S. Eigentlich finden willst?"
Obwohl Jin noch immer einen freundlichen Gesichtsausdruck machte, sah ich ein glitzern in seinen Augen, welches ich nicht richtig deuten konnte.
"Das hab ich schon doch schon gesagt. Sie hat mir das Leben gerettet und ich will mich bei ihr bedanke!" Ich versuchte den leicht genervten Ton, in seiner Stimme, nicht all zu persönlich zu nehmen.
"Ja, aber wie hat sie dir dass Leben gerettet?"
Jins Gesicht verwandelte sich in eine Maske aus Eis. "Tut mir leid, aber das geht dich nichts an!" Seine Stimme war schneidend. Die unterdrückte Wut, war deutlich zu vernehmen. Noch deutlicher hättet er mir nicht sagen können, dass wir keine Freunde waren. Collagen ja! Freunde nein!
Ich nickte. Natürlich wusste ich, dass wir keine Freunde waren! Ich habe auch nichts anderes erwartet, doch trotz allem spürte ich einen Stich im herzen. "Du hast recht, es geht mich nichts an."
Jin nickte kurz und distanziert, und schaute schließlich wieder aus dem Fenster.

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