28. Kapitel - Zugfahrt

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~ Jonas Sicht

Schnell nahm ich meinen blauen Koffer und rannte in den Zug. Dort sicherte ich mir einen schönen Platz am Fenster. Ich ließ die letzten Minuten noch einmal revue passieren. Es war traumhaft. Damit hätte ich wirklich nie gerechnet. Ich dachte, dass sie mir böse sei. Jetzt öffnete ich meine Brotbox und aß das Restliche, was noch übriggeblieben war. Zwischendurch schaute ich  aus dem Fenster. Man sah den wunderschönen Sonnenaufgang. Ich öffnete die App Snapchat, machte ein Bild und schickte es Annika. Diese hatte anscheinend gerade Pause und snappte mir ein süßes Bild von Sophia und ihr zurück.
Der Platz neben mir war immer noch frei. Auf einmal kam ein mittelgroßes Mädchen mit fuchsigen Haaren auf mich zu. "Ist hier noch frei?", fragte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Gern. Na klar!", antworte ich.
"Ich bin Luisa und wie heißt du?"
"Angenehm. Ich heiße Jonas. Wo willst du hin?"
"Oh cool .... München und du?"
"OMG! Was für ein Zufall ... Ich auch!"
"Super, dass passt doch.", sagte Luisa und fing an zu Lachen.                                                                    Sie hatte so ein besonderes Lachen, dass mir nichts anderes übrigblieb, als mit zulachen.

Jedoch würde ich bald merken, dass dieses Lachen ein auch auf den Keks gehen kann.  

Die Zugfahrt war alles andere als langweilig. Luisa erzählte von ihrer Familie, ihrer Heimat, den Menschen dort, ihren Hobbys und noch vieles mehr. Zwischendurch löcherte sie mich mit verschiedensten Fragen. So verging die Zeit wie im Fluge. Da merkt man erst einmal, wie dankbar man ist, wenn man nicht fast 5 Stunden sich die Ohren mit Musik zudröhnen muss. Eine Konversation mit einem netten Menschen ist mir schon viel wert. Schade das dies Annika nicht miterleben kann. Und überhaupt vermisse ich sie jetzt schon. Wie soll ich das nur durchhalten?

"An wän denkschte denn jerade?", nuschelte mir Luisa zu. Sie aß gerade ihre Leberwurstschnitte und hatte anscheinend nicht gelernt bekommen, dass man beim Essen nicht redet.  Aber egal. Man will ja nicht zu pingelig sein. Sie zerrte mich gefühlt aus meinem Traum. Ich drehte mich vom Fenster weg und schaute sie an.  "An meine bezaubernde Freundin..... äähm wie hast du denn das mitbekommen?", antwortete ich anfangs noch klar, dann stotternd. "Ach soooo! Na das sieht man dir megaaaa an, wenn du grübelst und nicht ganz anwesend bist." "Du bist wohl eine Hellseherin?", fragte ich. "Man ey, isch bin a Mädchen. Isch merk so was sooooofort." Nachdem sie das gesagt hatte schluckte sie endlich die Reste ihres Brotes runter. Ich atmete innerlich erleichtert auf. Jedoch fing sie jetzt an lauthals zu lachen.

"Was war denn daran jetzt so lustig?", fragte ich Luisa. "Du hättest dich mal sehen müssen. Guckst wie ein Schaf." Nun lachte sie noch lauter. Es drehten sich schon Leute, die vor uns saßen, um und guckten verwirrt nach hinten. Ich stoß sie, leider doller, als geplannt an. "Boar. Darf man hier noch nicht einmal lachen, oder was?", sagte sie erst zu mir und dann zu den Menschen vor uns. "Lass uns einfach die ganzen verklemmten Personen ignorieren. Wer kein lachen versteht, kann ja demnächst aussteigen.", schrie sie durch ganze Abteil. Ich sank immer und immer tiefer in meinen Sitzplatz ein. Ich hasse es im Mittelpunkt zustehen.  Warum kann sie sich nicht normal verhalten?

Schnell zog ich meinen Rucksack zu mir ran und zog ein Kartespiel heraus. Hoffentlich spielt sie mit und hält dezent ihren Mund. "Omggggg! Wie nice. Dieses Spiel liebe ich." Leider enttäuschte sich meine zweite Erwartung. "Ich auch.", antwortete ich mit einen zerknirschten Lächeln. Vielleicht rede sie ja immer so laut und lacht so viel. Wir spielten also vier Runden"Mau Mau" und Luisa gewann jedes Mal. "Heuteee ist meiiinn GLüüückstag.", schrie sie mir ins Ohr. "Das könnte man so sagen."

"Wir haben ja noch gar keine Nummer ausgetauscht.", stellte sie fest. Müssen wir ja auch nicht unbedingt machen. Jedoch gab ich mich geschlagen und tippte ihre Handynummer bei mir ein. "Da können wir uns schreiben und vielleicht auch uns noch einmal treffen, wenn wir schon beide hier sind." "Gute Idee", hielt ich zurückhaltend fest.

Am Ende der Zugfahrt verabschiedeten wir uns und jeder ging in eine andere Richtung. Zum Glück.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 04, 2019 ⏰

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