XIV. Pain

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Es war Liam gewesen, der mich über Scotts Handy angerufen und mich in Panik versetzt hatte und das so sehr, dass ich nur schnell meine Schuhe gewechselt hatte, bevor ich mich auf den Weg zu ihnen machte. Es ging um Brett.

Wir rannten durch die Tunnel auf der Suche nach ihm. Kurz bevor ich angekommen war, wurde Scott verwundet und Malia war bei ihm geblieben, was bedeutete, dass nur noch Lori, Liam und ich unterwegs waren.

Sie hatten mir erzählt, dass Brett von einer Jägerin verwundet wurde und nun gejagt wird. Dies waren definitiv Informationen genug für mich, um nun hier zu stehen.

Doch als wir so durch die Gänge rannten, schweiften meine Gedanken wie schon so oft zu Scott, denn seine Worte hallten immer wieder in meinem Kopf nach.

Er hatte sich bei mir bedankt, dass ich gekommen war um zu helfen. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob er es wirklich hundertprozentig Ernst meinte und es nicht nur sagte, damit ich nicht wieder ging.

Wir folgten dem Geruch vom Gift, während Liam mir erklärte, wie Brett gejagt wurde und dass er schwer verletzt war, was mein Herz zum Schmerzen brachte. Mittlerweile war mir auch bewusst geworden, dass das beklemmende Gefühl von vorhin hier seinen Ursprung hatte, denn umso länger ich hier war, umso stärker wurde das Gefühl, dass hier etwas gewaltig schief gehen würde. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Es sehr schlechtes Gefühl sogar.

Nach weiteren langen und schmerzhaften Minuten, fanden wir Brett schließlich an einer Wand gelehnt. Er war sehr schwer verletzt und verzog bei jedem Atemzug schmerzerfüllt das Gesicht.

Als er uns dann erblickte, versuchte er sich etwas aufzurappeln, was ihm jedoch misslang, weswegen Lori und ich schnell zu ihm rannten.

„Oh Gott, Brett.", murmelte ich, während eine einzelne Träne meine Wange hinunter huschte.

Brett drückte meine Hand leicht und lächelte mich entschuldigend an.

„Wir müssen ihn hieraus bringen", sagte Liam.

Lori half ihrem Bruder durch den Kanaldeckel hinauszukommen.

Ich kletterte direkt hinter ihnen, doch als ich fast oben war, geschah etwas, was mich endgültig brechen ließ.

Ein helles Licht.

Liams Stimme, dass es eine Falle sei und dann...

Ein Knall, welcher mir signalisierte, dass dieses verdammte Auto Brett und Lori überrollt hatte.

„Nein, Brett. Nein!", kreischte ich.

Ich rannte schnell zu ihm, während Lori sich schwach auf seine Brust zog.

Ich rannte zu Brett, während Lori auf seiner Brust lag.

„Ich kann ihm den Schmerz nicht nehmen", sagte sie panisch.

Wir alle wussten, was dies zu bedeuten hatte.

Ich zügelte meine innere Banshee, während ich die Hand von Brett nahm und küsste.

Schließlich hörte Lori auf zu atmen, weswegen ich immer tiefer einatmete. Ich wollte schreien.

Mein Atem fing an zu zittern, während sich alles in mir zusammen zog. Es wollte nicht mehr. Meine erste große Liebe und seine kleine Schwester waren gerade vor meinen Augen gestorben. Das Leben hatte mir nun endgültig den Rest gegeben.

„Ich halt es nicht mehr aus", flüsterte ich stockend und weinend.

Alles vermischte sich.

Mom, Kyle, Theo, Lori, Brett, Scott...

Ich konnte nicht mehr klar denken, bis mir die Stimmen zu laut wurden.

Mein Kopf schien zu explodieren, also schrie ich.

Ich schrie so laut, wie noch nie in meinem Leben. Diesmal plagten mich nämlich nicht nur die Stimmen und schrie nicht als Reflex. Ich schrie vor lauter Schmerzen. Ich schrie den letzten Hauch an Lebensfreude aus mir heraus.

Ich schrie gemeinsam mit Liam, der brüllte...

Und alle sahen es...

Und hörten es...

Und dann...

War da auf einmal nur noch diese dumpfe Leere...

WISE ⁴Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt