Die letzten Tage waren die schlimmsten meines kompletten Lebens gewesen. Alles drehte sich nur noch um die Beerdigung meines Bruders, die heute sein sollte. Meine kompletten Gedanken spielten Tischtennis gegeneinander und wanderten so ständig von meinem Bruder zu Scott und wieder zurück. Der Matchball sollte dann wohl heute für meinen Bruder sein, denn er sollte heute als die wundervolle Person, die er war, in Erinnerung bleiben.
Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich letztendlich auf ‚Senden' drückte. Die letzte Bewerbung war hiermit abgeschickt und ich hatte es doch tatsächlich trotz meiner miesen Lage auf die Reihe bekommen wenigstens diese Hürde zu überstehen. Erschöpft lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück.
Die Schule war gestern ebenfalls eine Qual gewesen. Jeder einzelne Fleck an der Schule war mit trauernden Menschen übersät. Der Großteil dachte an Kyle, doch die kleine Freundesgruppe von der Schnepfe, die meinen Bruder getötet hatte, huldigte Caty beinahe für ihre Tat. Zumindest war es das, was ich in der Mittagspause aufschnappen konnte.
Die einzige Person, die mir in der ganzen Zeit etwas Trost spendete, war Brett. Er war mir so gut wie nie von der Seite gewichen und versuchte mir alles so einfach wie möglich zu machen. Er selbst machte sich auch unglaubliche Vorwürfe, dass er an diesem Abend zu mir gekommen war und ich somit nicht sofort zu meinem Bruder gekommen war. Selbst der Coach zeigte zum ersten Mal seit ich ihn kenne Mitgefühl und ließ mich früher nach Hause gehen, da er sah wie sehr ich unter den ganzen Blicken litt.
Ich atmete erneut tief durch, bevor ich schließlich aufstand. Ich sollte mich schließlich für die Beerdigung fertig machen.
Ab nun sollte alles anders sein. Ich war jetzt so gut wie nur auf mich allein gestellt.
Kein Scott mehr, der auf mir herum hackte, aber dennoch immer gute Ratschläge mit sich brachte.
Keine Malia mehr, die sich immer tapfer zwischen uns stellte, um schlimmeren Konfrontationen aus dem Weg zu gehen.
Keine Lydia mehr, die sich seit Stiles weg war zwar eh immer mehr von mir distanzierte, aber trotzdem seit meinem Anfang an der Beacon Hills High meine beste Freundin war.
Kein Mason mehr, mit dem ich regelmäßig schlüssige und wissenschaftlich wertvolle Theorien aufstellte.
Kein Stiles mehr, der mir mit seinen nervigen und doch nützlichen Kommentaren ans Herz gewachsen war.
Kein Liam mehr, der immer für mich da war, auch wenn es ihm und vor allem Scott nicht gerade passte.
Kein Kyle mehr. Der kleine Bruder, von dem ich lange nicht wusste, dass ich ihn so dringend brauchte. Der immer ein Lächeln für mich übrig hatte. Der Theo sogar eine reingehauen hatte, als er dachte, dass er mir zu nah kam. Der Junge, der mutiger war, als jeder andere, den ich kannte. Mein kleiner Bruder...
Also stand ich nun da. Im Schlafzimmer und starrte lange Zeit auf das Kleid, welches an diesem hing.
Mein Herz schwoll von Sekunde zu Sekunde immer mehr an.
Ich vermisste ihn so unglaublich.
Als ich bemerkte, dass mir eine Träne über die Wange lief, wischte ich sie schnell weg und machte mich anschließend zügig fertig.
Ich wusste nicht, ob ich diese Beerdigung überstehen würde.
Wie in Trance war ich schließlich zum Friedhof gefahren und atmete noch einmal tief durch, bevor ich aus dem Auto ausstieg.
Gerade als ich die Autotür hinter mir schloss, bildete ich mir ein das Brüllen von Liam in meinem Kopf zu hören und bekam mit einem Mal ein sehr beklemmendes Gefühl im Magen. Ich schob es schnell auf den Rest Eisenhut, der mir noch durch die Adern floss und auf meine Trauer, die in diesem Moment beinahe unerträglich wurde.
Ich schüttelte schnell den Kopf und ging schließlich zum Friedhofstor, an dem Andrew und Ms. Martin bereits auf mich warteten und mich herzlich mit einer Umarmung empfingen. Mittlerweile hatte auch ich es geschnallt, das die beiden sich trafen und freute mich sehr für Andrew, jedoch konnte ich es im Moment einfach nicht zeigen.
Als wir uns aus der Gruppenumarmung lösten, fragte ich die beiden leise: „Ist jemand von ihnen gekommen?"
Andrew nickte und antwortete in derselben Lautstärke: „Ja, Lydia ist gekommen."
Ich atmete einmal tief durch und sah mich dann nach der Erdbeerblonden um.
Da stand sie. Im schwarzen Kleid und sah zu Boden.
Mit großen Schritten war ich zu ihr gegangen.
Sie sah mich entschuldigend an. Ich umarmte sie.
„Schön, dass du da bist", flüsterte ich in ihr Haar.
Doch etwas verletzte mich zutiefst: Malia war nicht hier. Sie ist nicht einmal zu Kyles Beerdigung hier und das, obwohl sie meine Halbschwester war.
Lydia nickte.
Dann begann die Zeremonie.
Ich weinte viel und bekam wenig Luft.
Als ich den blumengeschmückten Sarg vor dem kleinen Altar zum ersten Mal erblickte, fing ich stärker an zu weinen.
Er war weg und ich wusste, er würde nicht mehr wieder kommen.
Kurz nach der Zeremonie, als ich wieder in meinem Auto saß, geschah etwas, was mich sehr beunruhigte:
Mein Handy klingelte und als ich erkannte, wer mich gerade anrief, wurde mir beinahe schlecht...
Scott.
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WISE ⁴
FanficTeen Wolf FF Nachdem die wilde Jagd besiegt worden war und Alicia erneut kurz davor stand die volle Wahrheit über sich herauszufinden, wurde es für kurze Zeit ruhig in Beacon Hills. Jedoch sollte das nicht lange anhalten und dieses Mal drastische Au...