WISE ⁴

XIX. Be Yourself!

Mein Kopf pochte. Die Schmerzen in meiner Kehle waren unerträglich. Es fühlte sich so an, als wäre ich Unterwasser. War ich Unterwasser?

Erschrocken riss ich die Augen auf. Mir fehlte der Sauerstoff gerade noch mehr, wie ohne hin schon. Ich schrie und schlug um mich, was unter Wasser jedoch keine gute Idee war.

Mit aller Kraft versuchte ich mich an die Oberfläche zu ziehen, jedoch missglückte es mir.

Würde ich so sterben?

Mein Sichtfeld wurde immer undeutlicher. Irgendwie hatte ich mir das Ertrinken immer qualvoller vorgestellt.

In einer Art Trance Zustand bemerkte ich, wie mich jemand aus dem Wasser zog.

Immer wieder versuchte die Person mich am Leben zu halten, als ich auf einmal die Augen aufschlug und zu husten begann.

Schnell war ich nach oben geschnellt und hustete die letzten Wasserüberreste aus.

Ich atmete tief ein und spürte wie der Sauerstoff wieder in meine Lungen gelang. Langsam blickte ich auf, um meinen Retter anzusehen und erschrak dabei heftig.

Erschrocken kroch ich einige Zentimeter von der Person weg.

„Mom?", fragte ich wimmernd und hoffte innerlich, dass mich bald jemand ins Eichenhaus einweisen würde, denn nun sah ich wirklich Gespenster.

„Alicia", flüsterte sie traurig.

„Was machst du- Lebst du? Ich hab dich doch sterben... Wa-was ist hier los?", brabbelte ich einige Fragen vor mich hin, während Mom langsam auf mich zu kam und sich zu mir hinunter kniete.

„Du bist tot", meinte sie schlicht.

Überfordert sah ich sie einfach nur an.

Ich war tot.

Der Jäger hatte mich umgebracht.

Mein böses Ich hatte mich umgebracht.

„Wie?", wollte ich stotternd wissen, doch Mom schien eine Antwort parat zu haben.

„Dein Ebenbild hat dich getötet. Durch deine ewige Unsicherheit hat sich deine böse Hälfte von dir gelöst. Sie war eine Art Geisterreiter, die jedoch nicht darauf bedacht war dich verschwinden zu lassen, sondern dich zu töten. Auf der Welt ist eben nur Platz für eine Alicia Arcane und du hast dich unterkriegen lassen", redete Mom auf mich ein.

Ich hatte versagt. Ich hatte so sehr versagt, dass es mich getötet hatte.

„Du hast versagt und hast mich damit unendlich enttäuscht. Schäm dich diesen Namen zu tragen!", brüllte sie mich beinahe an, als mir etwas auffiel.

Ich atmete leicht und sah mich um.

Wir saßen an dem See.

Ganz von allein.

Wieder blickte ich Mom an.

Sie sah wütend aus.

Ich versank in Zweifeln, als mir etwas auffiel.

Mom stand nie so da.

Sie hatte nie diesen beleidigten Blick.

Sie versuchte immer eine Lösung zu finden. Nie hatte sie mir irgendetwas einfach so an den Kopf geworfen.

Da wurde es mir klar.

Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken hinunter, als ich mich langsam aufrappelte und Mom somit auch.

Ihre Augenfarbe war anders. Das Blau wirkte so viel dunkler und matter.

Moms Augen glänzten sonst immer wie Sterne.

„Du bist nicht Mom", sagte ich mit fester Stimme und die Person vor mir schaute mich empört an.

„Was fällt dir ein!", kreischte sie und ging bedrohlich einen großen Schritt auf mich zu.

„Mom würde mich niemals beim vollen Namen nennen. Mom würde immer eine Lösung für alles finden. Mom würde auch nach dem Tod immer bei mir bleiben und mich unterstützen, sofern es in ihrem Zustand ging... Mom würde wissen, dass ich noch nie eine McClark war, geschweige denn eine gebürtige Arcane, so wie sie es war, sondern tief in meinem Herz schon immer eine Hale war. Ich bin nicht Alicia McClark oder Arcane, sondern Alicia Hale und ich würde mit niemanden in der ganzen Welt tauschen wollen!", schrie ich sie an und der Person riss die Hutschnur.

Mit einem kräftigen Stoß beförderte mich die Person zurück ins Wasser, doch dieses Mal kämpfte ich nicht dagegen an. Ich ließ zu wie das Wasser meine Lungen füllte, denn ich wusste, dass das hier nicht real war und außerdem wurde mir etwas sehr wichtiges bewusst:

Ich brauchte nicht zu wissen, wie meine Kräfte funktionierten, da ich einzigartig war und es keinen Weg gab zu erlernen, was ich konnte.

Ich war eine Hale und eine Hale gehörte nach Beacon Hills und nicht nach Atlanta.