XVIII. Speechless

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Vor einigen Stunden, eher gesagt zwei Tagen, waren wir losgefahren. Da Emy leider ihr Leben lang schon ihre Flugangst plagte, waren wir nicht in den Genuss eines Fluges gekommen, sondern tuckerten mit satten 120 km/h auf der Autobahn Richtung Atlanta.

Jetzt gerade saß ich an dem kleinen See, zu dem ich gerannt war, als mir alles zu viel wurde vor zwei Jahren. Der Tod meiner Mutter hatte mich zum ersten Mal hierher gelockt und schließlich auch die Freundschaft zwischen mir und meinem Bruder Kyle besiegelt.

Es war nämlich auch der See, an dem mich Kyle damals nach langer Suche gefunden hatte, bevor wir gemeinsam nach Hause zu Tante Emy und Andrew gingen.

Wir hatten uns hier zum ersten Mal als wirkliche Geschwister gesehen und desto länger ich hier sah, desto mehr zog sich mein Herz zusammen, denn irgendwie saß ich immer nur hier, wenn es mir gerade richtig mies ging.

„Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich einen schlechten Tag habe? Alles begann damit, dass du wieder zurückgekommen bist, Alicia.", hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir sagen, weswegen ich mich zu ihr umdrehte und geradewegs in mein eigenes Gesicht blickte.

„Buh!", säuselte mein Ebenbild und gab mir anschließend einen Tritt, sodass ich den kleinen Hang zum Seeufer hinterfiel.

Verwirrt rappelte ich mich auf und sah sie verwirrt an.

„Du hast mich durch deine Unsicherheit weggesperrt. Du hast deine Arcane oder ‚McClark', oder wie auch immer dieser Blutverräter heißt, Seite weggesperrt, weil du unsicher und dumm bist. Du hast mich quasi verrotten lassen, nur damit du dein erbärmliches Leben ertragen konntest! Ich hätte es verdient gehabt entdeckt zu werden, aber jetzt wo du es tun willst. Jetzt wo du mich finden willst, bin ich endlich auf eine bessere Idee gekommen.", erklärte sie mir und schubste mich wieder zu Boden. Sie setzte sich auf mich und drückte meinen Kopf gegen den Boden.

„Es kann keine zwei Alicia Arcanes geben und da du es offensichtlich nicht sein willst, muss du wohl leider sterben", sagte sie gespielt traurig und schlug meinen Kopf wieder auf den Boden, so dass ich bereits merkte, dass mein Kopf blutete.

„Was willst du von mir?", zischte ich und versucht sie vergebens von mir zu stoßen.

„Ich hätte es verdient! Ich hatte niemals einen Abschluss, einen Ball! Einen Freund! Du weißt schon, ein richtiges Leben, aber du hattest es... Du hattest alles und das nicht, weil du das brave kleine Mädchen warst, die es verdient hatte. Nein! Es war, weil du meins durch deine Leichtsinnigkeit gestohlen hast! Du hast dich nicht an die Vorschriften der Familie gehalten und bist somit nicht in die Fußstapfen deiner Mutter getreten! Dass sie dich überhaupt möchte, war ja schon ein Wunder!", zischte sie und griff in ihre Tasche.

„Letzte Worte? Nein? Gut!", mit einem Satz hatte sie mir ein Messer in den Hals gerammt, was mir mit einem Schlag die Luftröhre mit Blut füllte.

Ich brachte einen kurzen Moment, bevor ich sie von mir stieß, was jedoch nicht viel brachte, denn kaum hatte ich meine Wunde mit der Hand abgedrückt, stieß sie mich mit einem Satz und ich fiel.

Ich würde wohl sterben müssen.

Hier.

Jetzt.

In Atlanta.

Dem Heimatort meiner Mutter.

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