II. Complicated Start

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Erschöpft ließ ich mich auf meine neue Couch fallen und starrte erledigt an die Decke. Tatsächlich war ich in diesem Moment mehr als stolz auf mich, denn ich hatte es noch geschafft das komplette Loft zu renovieren, bevor es in der Schule mit dem Praktikum so richtig losging. Heute war gerade einmal der erste Tag gewesen und somit acht Stunden voller Informationen, die ich wahrscheinlich bis morgen früh sowieso wieder vergessen würde.

Es hatte nun insgesamt neun Wochen gedauert, in denen wir zu siebt das ganze Haus eingerichtet und um gestrichen hatten. Mit „zu siebt" meinte ich natürlich mich, Andrew, Scott, Malia, Liam, Lydia und meinen kleinen Bruder Kyle, der sich gerade neben mich auf das Sofa schmiss und sich somit auf meine Beine setzte, weswegen ich einen unerfreulichen Laut von mir gab, welcher meinen Bruder zum Lachen brachte.

„Beschwer dich nicht, Alicia. Dein dich liebender Bruder hat dir dabei geholfen, dieses Traumhaus zu haben.", lobte er sich in den Himmel, während ich quengelnd meine Beine unter dem Jungen hervorzog.

Es war in keinem Fall so, dass ich undankbar war, aber dennoch würde es denke ich mal keiner von uns so angenehm finden, wenn sich 70 Kilogramm auf seine Beine niederlassen würde.

„Danke, Kyle. Aber könntest du das nächste Mal bitte wenigstens ankündigen, wenn du meine Beine brechen willst und es nicht einfach tun?", dramatisierte ich und sah ihm in die Augen, während er sich scheinbar gerade das Lachen verkniff.

Mit einem Augenroller nahm er meine Aussage einfach hin und sah dann für kurze Zeit an die Wand, bevor er zu sprechen begann: „Es ist irgendwie äußerst seltsam, dass du an unserer Schule bist und uns quasi rund um die Uhr überwachst."

Ich setzte mich ebenfalls auf, um ihm einen fragend Blick zuzuwerfen, bevor ich entgegnete: „Tu ich doch gar nicht. Ich leitete nur die Wahlkurse an eurer Schule. Fotografie und Co-Trainerin der Fußballmannschaft... Naha und die Aushilfs-Aushilfslehrerin im Lacrosse-Team. Also quasi bin ich der Coach, wenn Finstock und Scott nicht da sind. Ich kann nichts dafür, wenn du dich für alle Kurse außer Fußball eingetragen hast. Ich hab dich garantiert nicht dazu gezwungen."

„Naja, du könntest ja auch einfach aufs College gehen, dann wäre die Sache gegessen.", konterte Kyle grinsend und ich boxte ihm dafür gegen den Oberarm.

„Du könntest auch einfach deine vorlaute Klappe halten.", schlug ich ihm ebenfalls grinsend vor, was ihn dazu brachte, erneut die Augen zu verdrehen.

Schließlich wurde es wieder ruhig und nach einiger Zeit konnte ich sehen, wie Kyle auf einmal ziemlich nachdenklich aussah.

„Alles klar?", fragte ich ihn, nachdem ich bemerkte wie niedergeschlagen er wirkte.

„Naja... Mein erstes Training in meinem letzten Schuljahr an der Beacon Hills High fängt in nicht ganz zwei Stunden an und ich weiß einfach nicht wo mir der Kopf steht. Ich meine, versteh mich nicht falsch, ich bin mehr als glücklich der Co-Captain zu sein, aber es bringt leider auch verdammt viel Verantwortung mit sich. Du hast ja gesehen, wie wenig Zeit ich für meine Freundin hatte vor lauter Sport und Lernen in den Ferien. Die einzigen zwei Wochen, in denen ich wenigstens ein bisschen abschalten konnte, war unser Urlaub nach Spanien.", gab er genervt von sich und lehnte sich schließlich etwas zurück, „Ich meine, wir haben momentan eh total Stress wegen lauter belanglosen Kleinigkeiten. Ich denke, dass es nicht besser wird, wenn die Prüfungsphasen wieder anfangen."

Ich nickte verständnisvoll.

Kyle hatte mittlerweile schon seit einem guten Dreivierteljahr eine Freundin namens Caty. Sie ging in denselben Jahrgang wie er und war somit genauso alt. Sie passten eigentlich auch sehr gut zusammen, aber dennoch begann sie sich in letzter Zeit sehr seltsam zu verhalten. Im Sinne von: Sie ging mir verdächtig aus dem Weg, mied sogar jeglichen Kontakt mit mir und begann, scheinbar aus Angst mich zu sehen, Treffen mit Kyle abzusagen. Heute in der Cafeteria erwischte ich sie sogar dabei, wie sie mit ihren Freundinnen über Kyle lästerte, doch leider hatte ich noch keinen Moment gefunden um Kyle zu sagen, was momentan hinter seinem Rücken lief. Ich hatte einfach furchtbar Angst ihn zu verletzen, da ich mich hierbei immer zurück an die Zeit erinnerte, in der Brett gerade Schluss gemacht hatte. Ich dachte wirklich, dass es für mich an diesem Punkt nicht mehr weiter gehen sollte, denn immerhin war Brett meine erste große Liebe.

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