VIII. No Control

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Am nächsten Tag fand wie immer das Lacrosse-Training statt, bei welchem Coach Flinstock mich heute gebeten hatte, dieses zu übernehmen, da er meine Fähigkeiten testen wollte.

Gerade war ich mit den Jungs ein paar Runden zum Aufwärmen mitgelaufen, als ich ein mir sehr bekanntes Gesicht am Spielfeldrand erblickte.

„Auf der Devenford hast du nie Lacrosse spielen wollen.", stellte Brett fest und grinste.

„Lag vielleicht an den Leuten.", neckte ich ihn, bevor ich ihm erklärte, was Sache war, „Ich spiele immer noch nicht. Ich bin nur der Coach heute."

„Oho, nehmt euch in Acht. Ms. Hale übernimmt die Führungsposition.", scherzte Brett und zwinkerte mir zu.

Ich breitete die Arme aus, in die er sich dann auch fallen ließ.

„Gott, hab ich dich vermisst.", murmelte er in mein Haar.

„Du darfst mich auch gerne weiterhin Alicia nennen, aber okay. Gott hat dich auch vermisst.", scherzte ich und bekam dafür einen leichten Schlag gegen den Oberarm.

Ich hatte nicht gelogen. Gerade jetzt fiel mir wieder auf, wie wohl ich mich doch bei ihm fühlte, vor allem in schwierigen Zeiten, wie sie gerade jetzt wieder waren. Wir hatten zwar keine einfache Vergangenheit, aber dennoch war ich sehr froh, dass Brett ein oder zwei Mal in Jahr an unserer Schule aufkreuzte.

Als wir uns lösten sahen wir uns einfach nur in die Augen, als etwas geschah, was ich nicht für möglich gehalten hatte.

Eine leichte Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus und für einen kurzen Moment kam das altbekannte Kribbeln zurück, welches mich sofort drei Jahre zurückwarf.

„Ich liebe es so sehr, dass ihr immer noch so gut miteinander klar kommt", hörte ich eine Stimme hinter mir sagen und riss mich somit aus meinen Träumereien. Auch Brett schien seine Gedanken erst sortieren zu müssen.

Schnell löste ich mich von Brett, da ich auch genau wusste, wer uns unterbrochen hatte.

„Lori!", rief ich freudig und schmiss mich in ihre Arme.

Mason, der hinter ihr stand, begann zu lachen.

„Danke auch", meinte Brett gespielt beleidigt.

„Geh raus und mach dein Ding", sagte ich, zwinkerte ihm zu und pfiff einmal.

Ich erklärte den Jungs, sie sollten sich immer mit jemanden zusammen tun und einfach zu trainieren beginnen.

Dann setzte ich mich zu Lori und Mason.

„Corey hat den ganzen Sommer trainiert. Er ist wirklich gut geworden", prahlte Mason.

Genau jetzt erwischte Corey einen Ball von Brett nicht.

Ich unterdrückte ein Lachen.

„Diese Session geht noch keine ganze Woche", meinte Lori.

„Gott sei Dank", erwiderte Mason erleichtert.

Die Zeit verging und mit jedem Schlag zu Boden von Liam durch Brett, reagierte Liam extremer. Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas anders war. Gestern hatten wir uns noch so verbunden gefühlt, aber schon jetzt schien es so, als würden wir uns wieder von einander entfernen.

Da fiel mir etwas ein, weswegen ich mich etwas zu Lori lehnte.

„Kann man seinen Anker eigentlich auch falsch wählen?", wollte ich von ihr wissen.

„Wie kommst du denn darauf? Eigentlich sucht man sich seinen Anker nicht einfach so heraus, normalerweise passiert es von alleine. Ich weiß nur, wenn Wölfe sich gerade alleingelassen fühlen, kann es passieren, dass die eigentlich gedachte Bindung nur die Einsamkeit überdecken will. Somit ist es eigentlich kein richtiger Anker, sondern mehr das wortlose Versprechen auf bessere Zeiten.", erklärte sie mir und ich sah sie einige Sekunden an, da mir gerade klar wurde, das Liam und ich uns indirekt gegenseitig veräppelt hatten.

Als ich wieder hinsah, schmiss Brett Liam heftiger zu Boden, als die letzten Male, weswegen ich sofort aufsprang, um zu ihnen zu laufen.

Als ich fast bei ihnen war, schubste Liam Brett.

„Ich versuch dir zu helfen. Du hast dich nicht vollkommen unter Kontrolle und wenn du das nicht änderst, wird es jemanden verletzen", mahnte Brett Liam.

Schließlich war ich vor ihnen zum Stehen gekommen und sah Brett dankend an, was er nur abnickte, bevor ich pfiff und den anderen Jungs erklärte, dass sie einfach weiter machen sollten.

Als Liam mich ansah, hörte ich wie sein Herz einen Satz machte und er etwas ruhiger wurde. Wäre ich aber sein Anker, dann hätte so ein Ausbruch erst gar nicht passieren dürfen.

„Du musst wirklich versuchen dich zusammen zu reißen", mahnte ich ihn.

Liam seufzte frustriert, bevor er, dicht gefolgt von Mason, nach innen rannte und mich somit vollkommen planlos und alleine stehen ließ.

Liam war einfach nicht er selbst.

„Alicia? Wir brauchen mal deine Hilfe", hörte ich Nolan rufen und ging daraufhin zu ihnen.

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