Kapitel 11

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Clary's P.o.V

Ich taumle benommen ein paar Schritte zurück.
Was habe ich getan?

An der Stelle an der das Messer steckt, bahnt sich jetzt eine rote Flüssigkeit den Weg durch Ryans schwarzes Fell. Er winselt schmerzvoll und ich bin immer noch geschockt von mir selbst.
Er hat mir doch nichts getan? Warum habe ich das dann getan?

Ich gehe noch ein paar Schritte zurück und stolpere über eine Wurzel. Ryan knurrt bevor sich seine Augen rot verfärben und er anfängt in den Himmel zu heulen. Ich stehe blitzschnell auf und laufe zu meinem Bogen. Mit zittrigen Händen hebe ich ihn auf, drehe mich um und fange an zu rennen. Ich renne einfach in irgendeine Richtung. Weg von dem Platz an dem ich Ryan gerade ein Messer in den Hals gerammt habe, einfach nur weg von da.

Ein lautes Klingeln reißt mich aus meiner Benommenheit und ich bleibe schweratmend stehen.
Wie lange bin ich jetzt schon gelaufen?
Ich krame mein Handy aus der Tasche und sehe, dass mein Vater mich anruft.

„Ja?" frage ich mit zittriger Stimme. „WO ZUR HÖLLE BIST DU?! HATTEN WIR NICHT VEREINBART, DASS DU IN MEINET NÄHE BLEIBST?!" Ich zucke bei jedem Wort, dass er in das Handy schreit zusammen und am Ende hört man Taylor, wie er versucht ihn zu beruhigen, was aber anscheinend nichts bringt. „Tut mir leid...ich hatte einen Werwolf gesehen und bin ihm hinterhergerannt." lüge ich und seine einzige Antwort ist: „Und wo bist du jetzt?" Seine Stimme klingt immer noch sehr wütend, weshalb ich kleinlaut gestehe: „Ich weiß es nicht genau, aber da ich einfach nur gerade aus gerannt bin, laufe ich jetzt einfach nur genau so zurück." sage ich und will gerade schon auflegen, um mich auf den Rückweg zu machen, als mein Vater noch sagt: „Oh nein, Fräulein! Du bleibst genau da wo du jetzt bist." Ich seufze auf. Ich weiß genau, dass diskutieren keinen Sinn macht, weshalb ich nach einem genervten 'Ja' auflege und mich auf einen umgefallen Baum setze.

Nach einer halben Stunde, in der mein Vater immer noch nicht gekommen ist, wird mir langsam kalt.
Es wäre viel schlauer gewesen, wäre ich einfach zurück gelaufen.
Ich ziehe meine Jackenärmel über meine Hände und balle diese zu Fäusten um mich wenigstens ein bisschen warm zu halten.

„Clary?" hallt die noch leise Stimme meines Vaters durch den Wald. „Ich bin hier." rufe ich so laut ich kann, kriege aber keine Antwort. Traurig lege ich meinen Kopf auf meine Knien und warte. Der Tag kann aber auch echt nicht schlimmer werden.

Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit, in der die Kälte noch unerträglicher geworden ist, höre ich wie jemand auf mich zu eilt. Ich hebe meinen Kopf und gucke direkt in das Gesicht meines Vaters. „Komm mit. Wir fahren wieder nach Hause." sagt er und hilft mir hoch. Sein ganzer Körper ist angespannt. Ist er immer noch sauer auf mich?

„Ich geh schlafen." rufe ich noch von der Treppe runter zu meinem Vater und Taylor und verschwinde dann in meinem Zimmer. Schnell gehe ich nochmal heiß duschen, ziehe mich um und putze meine Zähne, bevor ich mich in mein warmes Bett fallen lasse.
Ich mache ruhige Klaviermusik an und falle darüber hinaus in einen unruhigen Schlaf. Die ganze Zeit sehe ich Ryan's Augen vor mir und wie sich diese, in dem Moment in dem ich ihm das Messer in den Hals ramme, verändern. Er hatte panische Angst. Ich habe sein Vertrauen missbraucht. Er hätte mir nichts getan, da bin ich mir sicher...

Ryan's P.o.V

Geschockt sitze ich da vor der zurück taumelnden Clary, während mir eine warme Flüssigkeit den Hals herunterläuft. Ich winsle, da es höllisch wehtut und ich weiß ganz genau, dass das kein normales Messer war, sondern ein Messer aus Silber.

Silber ist unsere größte Schwachstelle. Die Wunden die dadurch entstehen, heilen nicht durch unsere Werwolfkräfte und meistens hinterlassen sie auch Narben. Wenn wir mit Silberketten gefesselt werden, verbrennen diese sogar unsere Haut.

Clary geht noch ein paar Schritte zurück und stolpert über eine Baumwurzel. Sie rappelt sich aber wieder sofort auf, schnappt sich ihren Bogen und fängt an zu rennen. Ein winziger Teil von mir möchte ihr hinterherrennen, aber anstatt das zu tun, heule ich einfach in den schwarzen Nachthimmel hinein.

Ryan?! Was ist passiert?? Du blutest!

Höre ich Lukes panische Stimme in meinem Kopf und als ich mich umdrehe steht er da auch.

Clary ist passiert...

Antworte ich ihm traurig. Seine Augen weiten sich und er guckt mich mitfühlend an, bevor er sich zurück verwandelt und die Wunde, in der das Messer steckt, begutachtet. Er packt es am Griff und zieht es mit einem Ruck raus. Dabei streift seine Hand ganz kurz das Metall und er zischt sofort, mit schmerzverzerrtem Gesicht, auf und wirft das Messer weg. Dann verwandelt er sich auch wieder in seine Wolfsform und guckt mich erwartungsvoll an.

Das Blut welches jetzt in Mengen, aus der großen Schnittwunde, meinen Hals herunterläuft, verklebt mein ganzes Fell und lässt es dunkelrot schimmern.

Als wir auf der Lichtung vor dem Rudelhaus ankommen, rennt Luke sofort in das Haus rein und kommt kurze Zeit danach mit dem Rudelarzt wieder heraus. Er mustert mich besorgt und in seiner einen Hand hält er einen kleinen Koffer und in der anderen Kleidung für mich, die Luke ihm wahrscheinlich gegeben hat. Er kniet sich vor mir hin und untersucht die Wunde. „Kannst du dich bitte zurück verwandeln, damit ich das vernünftig behandeln kann?" fragt er respektvoll und ich nicke, bevor ich mich zurück verwandle und mir die Kleidung von Dr. Kirkwood geben lasse. Als ich die an habe führt Dr. Kirkwood mich in die zweite Etage des Rudelhauses und fängt an mit der Behandlung.

„Ich hoffe der Schmerz ist jetzt erträglich. Es wird sehr wahrscheinlich eine Narbe geben, aber trage dir diese Salbe bitte jeden Abend und jeden Morgen auf die Stelle, dann sollte es relativ schnell verheilen." lächelt Dr. Kirkwood mich an, als er mit der Behandlung fertig ist. „Danke." sage ich während ich mich aufrapple und auf den Weg raus aus dem Zimmer mache.

„Wie geht's dir?" fragt Luke mitfühlend als ich wieder raus komme. Er sitzt mit Mike auf der Couch und zockt FIFA. Mike guckt mich fragend an, wendet sich aber sofort wieder dem Fernseher zu, da Luke anfängt zu jubeln. „Tja. Hättest du mal lieber besser aufgepasst. Jetzt steht's schon 7:1 für mich." sagt er grinsend und Mike rollt mit den Augen. „Möchtest du mitspielen?" fragt Mike mich jetzt und ich setze mich nach einem kurzen nicken zu den zwein. „Was ist überhaupt passiert?" fragt Mike als ich mich setze. „Jägerangriff." antworte ich knapp und Mike verzieht das Gesicht. „Silber?" fragt er und ich nicke. „Hier wenn du magst kannst du für mich weiterspielen." bietet Mike mir seinen Controller an und ich nehme ihn dankend an.

„Ha! 6:7 ich hole auf." juble ich grinsend. „Mann! Warum bist du denn auch so gut?" antwortet Luke und schlägt mir gespielt traurig gegen die Schulter. „Tja." antworte ich bevor ich mich wieder voll und ganz auf das Spiel konzentriere. „Nur noch ein paar Minuten, dann ist das Spiel vorbei. Das wirst du nicht mehr aufholen!" sagt Luke siegessicher, aber in dem Moment schieße ich auch schon das nächste Tor. „Was hast du gerade gesagt?" lache ich und ernte mir einen bösen Blick von Luke. „Nichts." sagt er und rennt mit seinem Spieler auf mein Tor zu. „Vergiss es!" rufe ich, als er kurz vor meinem Tor ist, und nehme ihm den Ball weg. Sofort passe ich zu einem aus meinem Team, der weiter auf das Tor zu rennt, und ich renne ihm hinterher. Kurz vor dem Tor passt er einem anderen Spieler und dieser passt mir. Ich schieße und „Tor!" rufe ich jubelnd und schon ist das Spiel vorbei. „Tja Bruderherz. Jetzt steht's wohl 8:7 für mich." klopfe ich Luke lachend auf die Schulter. „Da hast du mich wohl nochmal gerettet. Ich hätte das nicht mehr aufgeholt." sagt Mike lachend und klopft mir auf die Schulter.
Die zwei können mich echt gut aufmuntern. „Pah! Nächstes mal gewinne ich." grinst Luke mich böse an und ich ziehe grinsend eine Augenbraue hoch. „Hast du's immer noch nicht kapiert? Keiner kann gegen mich gewinnen." Das keiner betone ich extra stark in dem Satz. „Werden wir ja sehen. Aber lass uns jetzt erstmal nach Hause gehen. Du solltest dich ausruhen." antwortet Luke und wir verabschieden uns von Mike, bevor wir das Rudelhaus verlassen und uns auf den Weg zu unserem Haus machen.

She's my Mate?! (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt