Kapitel 1

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Ryan's P.o.V

„Mum spielst du mit mir draußen bitteeee." quengle ich. „Du weißt, dass das gerade nicht geht Ryan. Draußen ist höchste Vorsichtsmaßnahme. Dad hat dir doch gesagt, dass sie Jäger im Wald gesehen haben. Spiel doch mit deinem Bruder hier drinnen." antwortet sie und versucht mich in eine Umarmung zu ziehen, aber ich drehe mich einfach nur um und gehe beleidigt hoch in mein Zimmer.
Oben angekommen klettere ich auf mein Bett und gucke durch das große Fenster raus in den Wald.
Leise öffne ich es und gucke mich um.
Niemand war draußen zu sehen.

Im Augenwinkel fällt mir der Ast, der in der Nähe meines Fensters ist auf. Ich steige vorsichtig raus auf das Fensterbrett und springe an den Ast. Von da aus hangle ich mich von Ast zu Ast bis ich unten auf dem Boden ankomme, was deutlich schwieriger war, als ich gedacht hätte. Schnell laufe ich zu meinen Spielsachen, die noch draußen liegen, doch dann höre ich ein lautes Lachen.
Ein Mann steht mit einer gespannten Armbrust vor mir und grinst mich dreckig an. Ich reisse meine Augen panisch auf und versuche wegzulaufen, werde in dem Moment aber auch schon zur Seite geschubst. Meine Mutter steht in Wolfsform beschützerisch vor mir und knurrt den Mann vor uns an.
Auf einmal fängt sie aber an zu winseln und bricht vor mir zusammen. Ich verstehe nicht was los ist und versuche zu ihr zu rennen, aber jemand packt mich am Arm und zieht mich zurück ins Haus.

Schweißgebadet und zitternd wache ich in meinem Bett auf. Ich atme tief ein und aus um mich zu beruhigen, denn das war kein normaler Traum... Nein, es war eine Erinnerung. Das alles ist vor 13 Jahren wirklich passiert. Ich fühle mich bis heute noch schuldig und ausgerechnet so einer wie ich, soll der Alpha eines Rudels werden?

Ich stehe langsam auf und öffne das Fenster. Draußen ist es noch dunkel, und nach einem kurzen Blick auf die Uhr verstehe ich auch warum. Es ist erst 02:46 Uhr.

Die kalte Nachtluft strömt mir entgegen und ich atme sie tief ein.
Mein innerer Wolf regt sich. Er möchte durch den Wald rennen. Im nächsten Moment hocke ich auch schon in Wolfsform auf dem Fenstersims und springe dann runter auf den schneebedeckten Boden. Das kalte Gefühl unter meinen Pfoten fühlt sich wunderbar an.

Kannst du auch nicht schlafen?

Die Stimme von Luke, meinem Bruder und späterem Beta, erscheint in meinem Kopf.
Das ist einer der großen Vorteile am Werwolf sein. Man kann sich einfach per Gedanken mit dem anderen unterhalten. Am Anfang fand ich das schrecklich, da es mich immer total verwirrt hat, die Stimme eines anderen in meinem Kopf zuhören, aber mittlerweile finde ich es verdammt praktisch.

Ich drehe mich um und ein großer grauer Wolf, mit bernsteinfarbenen Augen steht mir gegenüber. Die Augenfarbe ist das einzige was wir beide teilen, sonst sehen wir komplett anders aus. In Menschenform ist das anders, da ähneln wir uns viel mehr.

Du bist ja richtig unauffällig, großer.

Höre ich jetzt erneut die Stimme von Luke in meinem Kopf, aber dieses Mal klingt sie belustigt. Er hat aber recht. Ich bin ein schwarzer Wolf und bin sogar noch ein Stück größer als er und er ist schon verdammt groß.
Ein schwarzer, großer Wolf im Schnee... Ich glaube, das erklärt schon alles.

Ich muss mich dringend ein bisschen ablenken und ich glaube, da ist ein kleiner Sprint durch den Wald genau das richtige. Willst du mit kommen?

Antworte ich Luke per Gedanken und dieser nickt sofort.

Aber warte noch eben. Emily ist auch wach und ich möchte ihr eben Bescheid sagen, dass ich etwas länger wegbleiben könnte. Nicht, dass sie sich Sorgen macht.

She's my Mate?! (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt