Kapitel 16

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Ryan's P.o.V

„Freut mich auch dich wieder zusehen." antwortet der blonde, großgebaute Junge vor mir. „Liam was willst du?" frage ich meinen Zwillingsbruder ernst. „Tja. Wenn ich das jetzt sagen würde, dann würdest du ja alles dafür tun, um das zu verhindern." sagt er und zwinkert mir zu. „Verschwinde!" sage ich mit Nachdruck in meiner Stimme.

Er hält sich gespielt verletzt seine Brust und sagt: „Ich dachte du würdest dich über meinen Besuch freuen. Wie auch immer, ich habe gehört Vater ist gestorben. Da freust du dich doch jetzt bestimmt. Endlich der Alpha des Rudels, das wolltest du doch schon immer werden." Ich brodle vor Wut, aber genau das will er erreichen. Er will das ich ihn angreife, deshalb antworte ich mit ruhiger Stimme: „Da irrst du dich gewaltig Bruder. Nicht ich war es, der unbedingt der Alpha werden wollte, sondern du!" „Ja, da hast du vielleicht recht. Zwei Minuten Unterschied. Nur zwei beschissene Minuten, aber du musstest der Alpha werden und dazu noch meine Mate töten!" knurrt er. Seine Augen, die sonst schon fast schwarz sind, sind jetzt komplett schwarz. „Beruhig dich! Ich konnte dafür nichts. Du hast es mir nie gesagt, dass sie deine Mate ist, woher soll ich das dann wissen?!" frage ich ihn mit noch immer relativ ruhiger Stimme. Mein Wolf versucht mich mit allen Mitteln zur Verwandlung zu zwingen, aber ich dränge ihn zurück. „Pah! Du wusstest das ganz genau! Ich hatte es dir zwar nie gesagt, aber trotzdem hättest du es wissen müssen!" ruft er wütend aus.

Angeekelt von meinem eigenen Bruder mustere ich ihn. Wie kann er so etwas behaupten? Woher hätte ich denn wissen müssen, dass sie seine Mate ist?

Sein Körper, der früher immer eher stabil gebaut war, ist so stark ausgehungert, dass man sogar schon seine Rippen durch das dreckige, zerrissene T-Shirt sehen kann.

„Was willst du jetzt Liam?" frage ich ihn erneut, aber er ignoriert nur meine Frage. „Die Frage ist nicht was ich will, sondern was du willst." antwortet er böse und knurrt mich an, bevor er noch sagt: „Gucken wir mal wer von uns beiden stärker ist." Im nächsten Moment hört man ein lautes Geräusch, so wie wenn Kleidung zerrissen wird und der dunkelbraune Wolf steht wieder vor mir. Seine Augen funkeln tiefschwarz. „Wir müssen das nicht so regeln!" versuche ich Liam zur Vernunft zu bringen, dieser knurrt aber nur und kommt Zähne fletschend auf mich zu. Widerwillig verwandle ich mich. Liams tiefe Stimme ertönt in meinem Kopf und ein Schauer läuft mir über den Rücken.

Geht doch!

Seit wann können wir uns per Gedanken unterhalten? Er ist nicht mehr in unserem Rudel. Verdutzt gucke ich ihn an.

Verwundert? Glaub mir, ich habe einiges gelernt.

Gerade als er seinen Satz zu Ende gesprochen hat, setzt er auch schon zum Sprung an. Mit ausgefahrenen Krallen stürzt er sich auf mich, aber ich weiche nur gekonnt aus. Verwirrt landet er auf dem Boden und scheint nicht wirklich zu realisieren, dass ich da nicht mehr bin.

Ich hasse dich und werde es auch immer tun!

Schreit seine wütende Stimme in meinem Kopf. Bei diesen Worten spüre ich einen Stich in meinem Herzen. Wir zwei haben uns früher so gut verstanden. Wir waren wie ein und die selbe Person. Wussten immer alle Geheimnisse des anderen und merkten immer sofort wenn der andere etwas angestellt hatte.

Erst Mutter, dann meine Mate und jetzt Vater. Du allein bist für den Tod von innen verantwortlich. Wer kommt wohl als nächstes? Vielleicht Luke oder doch das Mädchen von vorhin?

Zieht er mich in meinem Kopf auf. Knurrend stürze ich mich auf ihn.

Immer noch so leicht aufziehbar wie früher.

Geschickt weicht er meinem Angriff aus. Ich versuche meine Wut unter Kontrolle zu kriegen, um Liam nicht gleich in tausend Stücke zu zerfetzen, aber er zieht mich weiter auf.

Genauso hilflos, schwach und verletzlich wie früher. Ich bin ein geborener Alpha, anders als du!

Erneut entweicht mir ein Knurren und dieses mal konzentriere ich mich komplett auf Liam. Ich springe ab, und blende alles um mich herum aus, auch Lukes verzweifelte Rufe, dass ich mich beruhigen soll.

Erst das aufheulen von Liam lässt mich aus meinem Zorn erwachen. Meine Krallen sind tief in sein Fell gebohrt und aus den Wunden strömt Blut, welches sein verfilztes, braunes Fell dunkelrot schimmern lässt.

Los töte mich! Ich habe doch eh nichts mehr und das nur wegen dir!

Höre ich seine feste Stimme in meinem Kopf, aber ich lasse von ihm ab.

Und erneut ein Zeichen von Schwäche! Du kannst nicht mals jemanden töten!

Sagt er zornig und ich verwandle mich zurück. „Das ist kein Zeichen der Schwäche. Du verstehst das nicht. Du hast keine Gefühle mehr, kein Herz. Aber ich, ich habe noch eins und jetzt verschwinde!" sage ich niedergeschlagen.

Wir werden uns noch wieder sehen und dann glaub mir, dann wirst du dir wünschen, dass ich niemals geboren worden wäre.

Höre ich seine Stimme noch, bevor er in den tiefen des Waldes verschwindet.
Glaub mir Liam, das wünsche ich mir jetzt schon.

She's my Mate?! (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt