Kapitel 38

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Ryan's P.o.V

„Das war so schön heute." schwärmt Clary mit einem Lächeln auf den Lippen, als wir gerade auf dem Weg zu meinem Auto sind. „Ja, das fand ich auch." erwidere ich nickend, während ich die Beifahrertür öffne und Clary einsteigen lasse. Danach gehe ich auf die Fahrerseite und steige selbst auch ein.

„Was hälst du davon, wenn wir noch ein bisschen rennen gehen? Also in Wolfsgestallt." frage ich sie und werde beim zweiten Satz etwas leiser. „Gerne." antwortet sie und ihre Augen leuchten kurz auf.

An Lukes und meinem Haus angekommen, parke ich das Auto und steige aus. Clary folgt mir ein Stück in den Wald, bis ich irgendwann stehen bleibe. „Wenn ich mich in dem Kleid verwandle, dann zerreißt es und das möchte ich eigentlich nicht." sagt Clary etwas schüchtern. „Glaub mir, ich will auch nicht, dass dieser Anzug kaputt geht und genau deshalb ziehen wir uns jetzt aus und verstecken die Sachen unter dem Busch dort. Dann können wir uns verwandeln." antworte ich ihr und Clary antwortet ein knappes 'okay'.

Clary steht in ihrer weißen Wolfsgestallt dicht neben mir und ich nicke ihr einmal kurz zu, bevor ich losrenne. Sie rennt kurz nach mir auch los, überholt mich aber mit Leichtigkeit.

Praktisch ein weißer Wolf zu seien nicht?

Frage ich sie rhetorisch und sie dreht sich zu mir.

Aber ich verstehe immer noch nicht, wie das möglich ist. Schon seit Generation besteht meine Familie nur aus Jägern.

Antwortet sie und beschleunigt ihr Tempo noch ein bisschen.

Ich weiß auch nicht wie das geht, aber das finden wir noch heraus.

Antworte ich ihr und hole sie wieder ein.

Nach einiger Zeit, in der wir einfach nur still neben einander her gerannt sind, bleibe ich stehen. Ein mir bekannter Geruch liegt in der Luft. Auch Clary scheint ihn zu bemerken, denn sie guckt mich wissend an. Ein Knacken ertönt und ich stelle mich in Angriffsposition.

Das ist mein Vater!

Höre ich Clary panisch in meinem Kopf, aber da ist es schon zu spät, denn genau in dem Moment tritt er mit seiner gespannten Armbrust heraus.

„Na ihr." sagt er grinsend. „Wer ist denn die kleine weiße da Ryan?" fragt er und betont meinen Namen dabei sehr. Ich stelle mich instinktiv vor Clary und knurre ihren Vater an.

„Hallo Vater." ertönt ihre Stimme hinter mir und als ich mich ihr zu wende, steht sie in Menschengestallt hinter mir. Ihre Hände hält sie schützend vor sich, da sie ja keine Kleidung mehr trägt. Clary's Vater zieht hörbar laut die Luft ein. „Clary?!" fragt er danach entsetzt. „Ja, Vater ich bin es." erwidert sie. „Aber wie?! Wir haben dir doch immer das Mittel mit den Spritzen initiiert." sagt er böse.
„Also stimmt es. Ich dachte mir schon fast, dass das Mittel dafür war." sagt sie kalt.

Ihr Vater, der die Armbrust eigentlich mittlerweile gesenkt hat, hebt sie wieder. Clary verwandelt sich wieder in einen Wolf und guckt mich angespannt an, bevor sie mit einem gewaltigen Sprung, wieder hinter uns in dem dichten Wald verschwindet. Ich springe ihr hinterher und man hört nur noch wie Clary's Vater vor sich hin Flucht, aber um so weiter wir uns entfernen, um so leiser wird es.

Ich gucke mich ein bisschen um, während ich Clary's Geruch folge.
Der dichte Wald sieht in der Nacht so friedlich aus und ein paar der Bäume bekommen schon wieder grüne Blätter. Der Winter neigt sich nämlich dem Ende zu.

Plötzlich bleibe ich abrupt stehen, da Clary's Geruch verschwunden ist.
Bin ich vom Weg abgekommen?

Clary??

Frage ich in Gedanken, kriege aber keine Antwort. Ein schweres Gewicht fällt mir auf einmal auf den Rücken und krallt sich in mein Fell. Ich knurre böse und versuche mich zu befreien, was mir nach einiger Zeit auch gelingt.

Ich schleudere den Wolf auf meinem Rücken weg und gehe langsam auf ihn zu. Als ich näher komme, erkenne ich, dass es ein weißer Wolf ist und kein grauer, wie ich zuvor dachte. Seine Augen sind geschlossen.

Vorsichtig stupse ich den Wolf mit meiner Pfote an, er zeigt aber keine Reaktion, doch plötzlich reißt er seine, mir nur allzu bekannten, giftgrünen Augen auf: Clary.

Ich lege meinen Kopf schief und frage sie in Gedanken, wie sie ihren Geruch überdecken konnte.

Ich weiß es selbst nicht so genau. Ich glaube, das ist auch eine der Fähigkeiten die ich als weißer Wolf habe.

Antwortet sie und ich nicke ihr kurz zu, was so viel bedeuten soll, wie 'könnte sein'.

Lass uns zurück.

Sage ich und renne wieder los. Aus der Entfernung hört man schon wieder die Straße, die um diese Uhrzeit sehr befahren ist. Clary sprintet plötzlich an mir vorbei und ich versuche sie wieder einzuholen, schaffe dies aber nicht.

Außer Atem komme ich an der Stelle an, an der wir unsere Kleindung hingelegt haben. Clary steht schon da und scheint garnicht erschöpft zu sein, da sich ihr Brustkorb ganz normal hebt und senkt. Ich schnappe mir meine Sachen mit der Schnauze und verschwinde damit wieder ein Stück im Wald.

Angezogen geselle ich mich wieder zu Clary, die ihr Kleid auch wieder an hat.
„Du bist echt verdammt schnell." sage ich beeindruckt und nicke währenddessen mit dem Kopf. Clary lächelt leicht. „Lass uns zurück zum Rudelhaus. Ich würde dich gerne den anderen richtig vorstellen. Also natürlich nur, sofern du damit einverstanden bist." sage ich und warte gespannt auf ihre Antwort. Sie scheint kurz zu überlegen, bevor sie lächelnd antwortet: „Okay."

„Clary!" ruft plötzlich eine zarte Stimme. Wir drehen uns um, aber sehen keinen. „Hier drüben." ertönt die Stimme wieder. Am Waldrand steht ein kleines Mädchen mit hellblonden Haaren. „Wer ist das?" frage ich Clary, aber sie erwidert nur: „Ich habe keine Ahnung."

Clary läuft auf das Mädchen zu und ich folge ihr. „Wer bist du?" frage ich skeptisch, als wir vor ihr stehen. „Mein Name ist Jess. Ich bin deine Schwester, Clary." sagt sie und guckt Clary dabei aus ihren blauen Augen, die ein paar grüne Sprenkel haben, intensiv an.

She's my Mate?! (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt