01 - Hochzeit
Es beginnt jetzt. Ich will nicht. Ich schaff das nicht. Ich kann nicht. Wieso ich? Ich war doch ein so braves Mädchen! Okey -ich muss zugeben- manchmal hab ich echt Mist gebaut. Aber ich habe nie etwas Schlimmes getan oder jemanden damit geschadet! Ich verstehe das alles nicht. Ich muss einen wildfremden Mann heiraten, kenne nur sein Alter und seinen Nachnamen, sonst weiter nichts! Mein Bruder meinte doch
»Ich werde dich beschützen und solange ich lebe wirst du zu Nichts gezwungen.«
Das hat er mir doch versprochen, wieso jetzt das? Ich atme gestresst und verzweifelt auf. Traurig schaue ich in den Spiegel und betrachte das Werk der Artistin. Mir wurde mein Make-Up und meine Frisur schon gemacht. Ich bin gerade dabei mir mein Kleid anzuziehen. Natürlich wusste ich davor auch nicht, wie mein Kleid aussieht. Jetzt sehe ich es zum ersten Mal und zu meiner Verwunderung gefällt es mir -es sieht ganz hübsch aus. Es ist in einem Prinzessinnenschnitt und hat sehr viele Glitzerpartikel, dass heißt: sehr auffällig! Und ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen. Das habe ich schon immer nicht gemocht. Ich wollte nie im Mittelpunkt sein. Es ist soweit -ich werde abgeholt. Mir kommen die Tränen hoch. Nicht, dass es schon schlimm genug ist, dass ich jemanden heiraten muss, den ich nicht kenne, es ist auch so, dass ich meine Familie nicht sehen werde. Sie werden nicht auf meiner Hochzeit erscheinen. An den „wichtigsten Tag" werden sie nicht anwesend sein. Ich werde dann direkt mit meinem zukünftigen Mann in unserem Haus leben. Man kann noch nicht mal mehr Haus sagen. Es ist zwar nicht so groß wie eine Villa, aber es ist schon sehr groß. Er sitzt im Auto. Ich bin aufgeregt -sehr aufgeregt. Meine Hände zittern, meine Stirn fängt an zu glänzen vom leicht Schwitzen der Nervösität. Meine Beine spüre ich schon fast gar nicht mehr. Ich nähere mich dem Wagen. Mann, ich will das alles nicht. Nicht so. Konnte ich nicht ihn wenigstens einmal sehen? Aber, ich kann nichts mehr dran ändern. An das Abhauen habe ich nicht mal dran gedacht. Bis jetzt habe ich ihn nicht gesehen -noch nicht. Der Fahrer macht mir die Tür auf. Er lächelt mich an. Er weiß nicht, dass ich sozusagen gezwungen werde, denke ich mir nur. Ich setzte mein unechtes Lächeln auf. Müsste wohl so aussehen als hätte ich einen Krampf.
Jetzt sehen ich ihn-
Seine faszinierenden und in einen Bann ziehenden grauen Augen blicken kurz in meine. Meine üblichen braunen Augen sind nichts neben seinen. Seine schwarzen Haare sind nach hinten gegelt und der Bart getrimmt. Er muss groß sein -um die eins fünfundachtzig. Das erkenne ich daran, da seine Beine beim Sitzen weit eingewinkelt sind. Das wird schwer mit meinen eins sechzig Metern, aber die High Heels tun es auch. Auf den ersten Blick wirkt sein Körper muskulös. Seine Schultern sind breit, seine Arme und Brust sind durchtrainiert. Er trägt einen schwarzen Anzug und eine rote Krawatte, darunter ein weißes Hemd. In seiner Hand hält er einen Blumenstrauß, womöglich meiner. Es sind unzählige und unfassbar schöne rote Rosen. Ich wollte nie Klischeehaft heiraten. Ich wollte es immer auf meiner Art machen. Er überreichte mir meinen Blumenstrauß als ich mich hinsaß. Anschauen tut er mich auch nicht. Denkst du ich wollte es, schoß es durch mein Kopf. Ich schüttelte unmerkbar mein Kopf und drehte es in Richtung Fenster. Denn was er kann, kann ich schon lange. Ich machte mir so einige Gedanken um die Zukunft, ich meine, was soll ich schon machen wenn mein zukünftiger Mann mich ignoriert und so tut, als ob er im Bus sitzt und wartet bis seine Station kommt und er aussteigen kann?
Teilweise denk ich daran wie es wohl aussieht mit der Kinderplanung. Ich wollte schon nämlich immer viele Kinder, so ungefähr sieben Stück. Das war schon immer mein Traum gewesen. Ich denke, das wird wohl nichts mehr draus. Er guckt mich nicht mal mit seinem Arsch an, wieso sollten wir dann Kinder kriegen? Der Wagen wird immer langsamer. Mein Herzschlag erhöht sich. Meine Hände schwitzen. Mein Brustkorb bewegt sich zu schnell auf und ab. Ich bin gerade kurz davor einen Schwächeanfall zu bekom—
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CHANCE
RomanceBand 1: CHANCE Band 2: ANOTHER CHANCE Sie konnte ja nicht erahnen, dass der beste Freund ihres Vaters eines Abends anrufen würde und bescheid gab, dass es soweit ist. Soweit für die ungewollte Heirat. - Das Werk, einschließlich aller Inhalte ist...