Kapitel 17

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Alle sind nach Hause gegangen. Diliyan und ich verkrochten uns in unserem Schlafzimmer, er legt sich direkt aufs Bett. Ich stellte mich vor dem Schrank und wühlte rum, um zu schauen was ich Morgen anziehen soll. Ich hielt in der einen Hand ein Shirt in der anderen eine Bluse. Immer wieder hob ich das Eine in die Höhe, dann wieder das Andere. Schlussendlich gefielen mir Beide nicht und ich schmiss sie nach hinten, die Ecke mit Klamotten, die ich definitiv morgen nicht anziehen werde.

Diliyan schaute bei diesem Spektakel grinsend zu. "Was soll das werden, wenn es fertig ist?"

"Ich muss gucken, was ich morgen anziehen kann, wir haben Schule.", antwortete ich. "Wieso ist es bei euch Jungs immer so einfach?", er zuckte mit seiner Schulter. Letztendlich entschied ich mich für eine enganliegende schwarze Jeans und einem weißen Shirt, dass etwas mehr zeigt, aber wenn ich schon drauf achte es immer wieder hochzuschieben, kann man so raus gehen. Schnell ging ich ins Bad und zog mir die Sachen an um zu schauen ob es gut aussieht, nicht dass ich dann einen Nervenzusammenbruch Morgen erleiden werde. Die Jeans gefiel mir, aber das Top überhaupt nicht. Es saß nicht, es passte einfach nicht zu mir. Zudem zeigt es schon sehr viel Ausschnitt für meine Verhältnisse und ich habe gerade kein großes Körbchen.

Derzeitig bei Diliyan

Als Nora sich ins Schrank reingebeugt hat, konnte ich gar nicht mehr meine Augen von ihrem knackigen Hintern weg bekommen! Sie ist raus aus dem Zimmer, kam aber nicht allzu lange weg, wieder rein. Als ich ihr Oberteil sah, zog ich meine Augenbrauen zusammen.

"So gehst du Morgen nicht zur Schule. Wir wollen dort lernen, nicht unsere anzüglichen Körperstellen präsentieren.", knurrte ich leicht.

"So zu gehen, habe ich es auch nicht vor. Mir gefällt das Oberteil nicht. Warum habe ich es mir überhaupt gekauft?!", sagte Nora. "Ich habe keine Klamotten!", sie schmiss sich aufs Bett.

"Dieser Schrank besteht zu dreiviertel aus deinen Sachen, du hast mehr als genug.", meinte ich.

"Trotzdem gehen wir morgen shoppen.", ich stöhnte genervt auf.

"Mit dir unter einem Dach zu leben ist schon anstrengend genug, dann noch mit dir shoppen gehen? Willst du mich umbringen?", fragte ich sie.

Sie dreht sich auf ihr Bauch und schaut mich mit offenem Mund an. "Trotzdem ist mein Problem für morgen noch nicht geklärt.", versuchte sie das Thema zu wechseln.

Ich stand auf und lief auf unser Schrank zu. Ich kramte dort drin etwas rum, bis ich mein Lieblingspulli in der Hand hielt. Ich schmiss es ihr zu, es landete auf ihr Gesicht. Sie nahm es runter von ihrem Gesicht und schaut mich fragend an.

"Zieh das Morgen an. Mach es ja nicht kaputt, dass ist mein Lieblingspullover."

Zurück bei Nora

Ich schaue mir das gute Stück genauer an. Es ist rot und dort steht etwas auf arabischer oder kurdischer Schrift drauf. Da ich nur kurdisch in lateinischer Schrift lesen kann, fragte ich ihn was da drauf steht.

"Diliyan?", er summte ein Hm. "Was steht drauf und auf welcher Sprache ist es?"

"Es ist arabisch. Ich kann es nicht eins zu eins wiedergeben, aber was ich weiß ist, dass es um eine Chance geht. Wir sollten immer Chancen geben, selbst den Personen, die die Chance gar nicht verdient haben. Kein Mensch auf dieser Welt ist perfekt."

Erstaunt schaute ich ihn an. Chance. Ich gib nie eine zweite Chance. Ich sehe es nicht ein, einer Person eine weitere Chance zu geben. Wenn man es nicht beim ersten Mal schafft, wieso sollte man es bei der zweiten Chance hinkriegen?

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