Kapitel 34

5.4K 142 67
                                    

Es ist mitten in der Woche, Mittwoch. Still sitzen Diliyan und ich im Auto, die Strecke zur Schule.

Nach dem Vorfall mit meinem Traum, bin ich leicht auf Abstand gegenüber Diliyan. Ihn ins Gesicht zu schauen, ohne an diesem Traum zu denken, scheint mir gerade im Moment unmöglich.

Es liegt nicht an ihm, es liegt einfach an meinen beschissenen Berührungsängste. Und langsam kann ich nicht mehr die Ausrede nehmen, dass es noch so ungewohnt ist. Denn ungewohnt ist es sicher nicht mehr.

Er spürt meine Abwesen- und Unsicherheit. Seine Hand legt sich auf mein Oberschenkel, was dazu führt, dass sich etwas in meinem Bauch und Unterleib zusammen zieht. Aus Reflex drücke ich meine Beine zusammen, wo dann seine Hand von meinem Oberschenkel abrutscht.

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, sein Blick wird immer wütender. Er schaut gerade zur Straße und ignoriert mich. Sein Unterkiefer zuckt andauernd, er schluckt schwer runter.

Toll, jetzt ist er sauer. Sollte ich mit ihm reden? Ja, ich sollte mit ihm reden.

"Diliyan?", er antwortet nicht. "Dilo."

Ich pickse ihn andauernd auf dem Arm und in der Seite, damit er zu mir schaut.

"Was willst du?", blafft er. Man konnte deutlich raushören, dass er sich zusammenreißen muss.

Mein Kopf zieht sich rein, meine Schultern erheben sich. Dann halt nicht, denke ich mir. Ich drehe mein Kopf zum Fenster. Ich habe es halt versucht.

Er fährt in die Ausfahrt rein. Ich hebe mein Kopf hoch, verwirrend. Wir haben Schule, wohin fährt der?

"Du fährst falsch.", meinte ich kalt.

Er antwortet mir nicht, sondern fährt einfach weiter. Soll es mir doch recht sein, wenn er anhält steige ich halt aus.

Als er stehen bleibt, steige ich flink aus. Mit einer verrunzelter Stirn begutachtete ich unser Umfeld. Vor mir ist ein Park.

Diliyan taucht in meinem Sichtfeld auf. Er hat eine kalte Miene, was mich zum erschaudern bringt. Trotz seines Blickes, schaue ich emotionslos in seine Augen.

Er packt meine Hand und schleift mich mit. Losreißen würde nichts bringen, bei seinem jetzigem Zustand.

Lustlos schaue ich durch die Gegend, es ist sau kalt. Mein Atem wirkt in der Luft wie Rauch, dass erinnert mich an meine Kindheit. Damals habe ich auch immer mit Salzstangen 'geraucht'. Ach, was waren das für Tagen damals. Noch ohne Sorgen und Kummer.

Das läuten einer Triangel lässt mich zurück in die Wirklichkeit antreten. Diliyan hat mich in einem kleinen Café geschleppt.

Er holt eine Tüte voll mit Gebäck - herzhaft und süß.

Innerlich wollte ich nach der Tüte greifen und wegrennen, aber ich hielt mich gekonnt zurück. Mal wieder packte er mich an der Hand und schleppt mich erneut mit.

Im Park angekommen, sitzt er sich auf eine Bank und schaut mich auffordernd an. Ich verdrehe meine Augen und saß mich hin.

"Aha, falls du schreist, in Augenhöhe bist, was?", schnauzte ich. Ich bin doch kein Kind, dass er so sprechen kann.

Ich drehe mein Körper weg von ihm und verschränke meine Arme. Meine Augen sind verschlossen, ich sitze hochnäsig.

Er legt ein Arm um meine Schulter, ich schultere sie ab. Die Tüte kruchelt, Diliyan krämt etwas da drin herum. Von meiner Seite erscheint ein Schokodonut, ich drehe mein Kopf weg. Morgens mag ich keine süßen Dinge, mir wird davon immer schlecht.

CHANCEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt