„Okay, Mom, du kannst mich jetzt wieder loslassen." ich löste mich aus dem Klammergriff meiner Mutter und holte meine Taschen aus dem Kofferraum. Die große blaue Reisetasche stellte ich auf den Rollkoffer und ging in Richtung des Schulgebäudes, allerdings nichts, ohne meiner Mutter noch einmal zuzuwinken.
Als ich näher kam, blieb ich fasziniert stehen und betrachtete die Schule bewundernd. Eine gut zehn Zentimeter dicke Schicht Schnee bedeckte Dächer und den Großteil der Fensterbänke, der Efeu an der Seite war weiß bestäubt und die Wege über das Gelände sauber freigeschaufelt. Ich legte den Kopf in den Nacken und blickte zu dem bewölkten Himmel auf. Es hatte in den letzten Tagen viel geschneit und noch immer fielen sanfte Flocken vom Himmel. Die Schule sah aus wie ein anderer, ein magischer Ort. Vor den Weihnachtsferien hatte es noch nicht geschneit, erst vor ungefähr einer Woche waren die ersten Flocken vom Himmel gefallen. Plötzlich legten sich mir zwei Arme um die Schultern und eine Stimme trötete atemberaubend laut in m ein Ohr:
„Hey Faye! Endlich bist du da!"
Ich drehte mich umständlich um und stand Amy gegenüber, die mich überglücklich anstrahlte.
„Hallo!" freute auch ich mich und umarmte meine Freundin erneut. Amy sah mich vorwurfsvoll an und zog mich in Richtung der Schule.
„Mann, du hast mich mit Trish und Cole komplett alleine gelassen!" beschwerte sie sich und lachte im selben Moment auf.
„Ihr seid Zwillinge, ihr müsstet euch doch gut verstehen." wandte ich ein, doch Amy winkte ab.
„Tun wir doch auch." erwiderte sie fröhlich, aber ich habe mich so auf dich gefreut!"Ich schmunzelte und stieß Amy kameradschaftlich und die Seite.
„Was würde wohl Mila dazu sagen?" neckte ich die Schwarzhaarige. Mila und sie waren ein Paar und ich zog die beiden hin und wieder damit auf, dass Amy einen großen Teil ihrer Zeit auch mit mir verbrachte. Sie jedoch lachte nur erneut und schüttelte munter den Kopf.
„Wir haben übrigens eine neue Zimmerzusammenstellung." verkündete sie plötzlich, „In der Kantine hängen Zettel damit aus."
"Was! Wieso?" Alarmiert sah ich auf. „Sind wir noch in einem Zimmer?""Ja, zum Glück. Es wurden auch nicht alle Zimmer getauscht, nur ein paar, unter anderem unseres und das von Leela. Sie ist jetzt mit uns in einem Zimmer." Amy lächelte.
„Wahrscheinlich haben die Lehrer gemerkt, dass wir mit ihr besser klarkommen als mit Sara und hat die beiden kurzerhand getauscht." vermutete ich grinsend."Ja, mehr oder weniger, aber das kann uns ja egal sein."
Wir betraten unser Zimmer, zu dem wir während unseres Gesprächs gegangen waren und ich zuckte sofort zurück. Das Bett, in dem letztes Jahr Sara geschlafen hatte, war nun komplett pink bezogen und die Wand darüber war komplett zugepflastert mit pinken Bildchen, Postkarten, knallbunten Zeichnungen und - ja, doch, das waren Poster von Justin Bieber und Harry Styles.„Bitte nicht!" stöhnte ich leise. Seit Maddy vor ungefähr sechs Jahren ein totales One Direction Fangirl gewesen war, hatte ich ein regelrechtes Trauma, was diese Band anging. Leela wuselte zwischen dem Bad und ihrem, auf dem Boden liegenden, Koffer hin und her und breitete sich offenbar gerade auf der gesamten Fensterbank im Bad aus. Cole und Trish hockten auf dem Doppelbett und hatten die Beine angezogen, damit sie nicht im Weg waren.
Ich hatte mich in den Ferien tatsächlich mit Cole getroffen und wir waren ins Kino gegangen, mehr war allerdings auch nicht passiert, da wir uns gleich hinterher wieder ausgeteilt hatten. Jetzt lächelte er mich schüchtern an und ich erwiderte das Lächeln. Trish sprang auf und fiel mir überraschenderweise in die Arme. Wir verstanden uns zwar recht gut, aber hatten uns noch nie umarmt.
„Endlich eine Normalsterbliche!" jauchzte sie erleichtert. „Mit den Beiden hier halte ich es nicht länger aus!"
„Na vielen Dank auch." Murrte Amy, doch Trish schüttelte lächelnd den Kopf.
„Dich mein' ich doch gar nicht." grinste sie, nahm ihre Schwester in den Schwitzkasten und klopfte ihr freundlich auf die Wange. Eine Weile rangen die beiden miteinander, bis sie ineinander verknotet auf das Bett plumpsten und lachend und keuchend auseinander rollten. Amy griff plötzlich nach meiner Hand und schon lag ich zwischen den Schwestern auf der Matratze. In diesem Moment ging die Tür auf und Jay kam in den Raum.
„Dachte ich mir doch, dass ihr hier seid!" rief er, doch dann bemerkte er uns und sein Blick wurde fragend.„Was ist hier los? Gruppenkuscheln!" Er begann teuflisch zu grinsen. „Ich will mitmachen!"
Kurzerhand stürzte er sich auf mich, Amy und Trish und blieb quer auf uns liegen.
„Oh!" stöhnten wir alle und versuchten, uns irgendwie zu befreien. Jay jedoch gab keine Ruhe und wälzte sich noch schön auf uns hin und her.***
Beim Abendessen waren wir alle wieder glücklich vereint. Zu acht, also Amy, Trish, Leela, Noah, Jay, Cole, Mila und ich, saßen wir an unserem Stammtisch in der Kantine und fraßen unser Abendessen in uns hinein. Die Stimmung war ausgelassen und Mila und Jay rissen abwechselnd irgendwelche albernen Witze.
„Passt auf, ich habe noch einen!" ächzte Mila unter großem Gelächter und reckte einen Finger in die Luft.„Was ist bunt und rennt über den Tisch? Fluchtsalat!" rief sie und erntete großes Gelächter. Wir waren mittlerweile in so alberner Stimmung, dass wir sogar über Fritzchen-Witze lachen konnten. Selbst Noah, der nach Sam's Tod vor vier Monaten nie wieder ganz der Alte geworden war, wirkte fast so ausgelassen wie früher. Jay, der schon den gesamten Abend irgendwelche versauten Witze erzählte, haute plötzlich mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Lasst mich noch einen erzählen, ich hab einen Guten!" bettelte er.„Wag es ja nicht!" rief Trish, „Wenn ich noch einen deiner doofen Witze hören muss, erzähle ich gleich selber einen!"
„Aber der ist echt gut!" protestierte Jay und legte prompt los: „Unterhalten sich zwei Typen, zwei Wochen nach Neujahr." er verstummte kurz, da er jetzt schon über seinen eigenen Witz lachen musste, „Sagt der eine: 'Mein Vorsatz für das neue Jahr ist es, nicht immer so pervers zu denken.' Darauf der andere: 'Und, wie ist es so?' Der erste wieder: 'Hart, sehr hart.'"Jay kicherte los und wir fielen ein, auch wenn ich das Gefühlt hatte, das zumindest Leela nur lachte, weil Jay's Gelächter so ansteckend war.
„Ich bin froh, dass wir alle wieder zusammen sind!" meinte ich schließlich. „Ihr habt mir echt gefehlt."„Ihr mir auch." stimmte Cole mir zu und warf mir einen vielsagenden Blick zu, doch ich tat schnell so, als hätte ich nichts gemerkt. Seit unserem Kinobesuch in den Ferien war ich mir sehr unsicher, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte und ich vermutete, auch er war sich seiner Sache nicht ganz sicher.
„Naja, ich glaube, wir sollten mal gehen, wir sind schon fast die letzten." bemerkte Jay schließlich, erhob sich, nahm sein Tablett und wartete darauf, ob wir anderen es ihm gleichtaten.
„Ja, okay. Ich wollte eh noch duschen gehen." erwiderte Amy und erntete einen versauten Blick von mir und Mila und einen fragenden von allen anderen.Wir verabschiedeten uns schon mal von den Jungs und machten uns auf den Weg zu unserem Zimmer. Dort angekommen blockierte Amy sofort das Badezimmer, während Leela begann, sehr laut und sehr schief bei den Liedern mitzusingen, die sie lautstark auf ihrem Handy laufen ließ. Der Großteil der Musik war von einer gewissen Band, bestehend aus fünf, beziehungsweise vier Jungs. Genervt legte ich mich auf mein Bett, vergrub meine Ohren unter einem Kissen und betete, dass ich das nun nicht jeden Abend ertragen musste. Ich mochte Leela echt gerne, aber manchmal war sie einfach ein bisschen zu aufgedreht.
Zum Glück beruhigte sich meine neue Mitbewohnerin bis zur Nachtruhe und sie war zumindest tausend mal besser als Sara._____
(1260)
So, das war es auch schon mit dem neuen Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen und willkommen zurück auf Arcalia! Ich habe leider gerade eine kleine Schreibblockade, was dieses Buch angeht, deswegen kann ich euch nicht sagen, wann genau es weitergehen wird, aber es könnte dauern.
MissWriter13
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Feuerkampf
FantasyFaye kommt nach den Weihnachtsferien zurück auf das Internat, genau wie alle anderen Schüler auch. Doch die Situation hat sich zugespitzt. Nach dem Tod einer Mitschülerin ist nun nichts mehr, wie es war. Merkwürdige Ereignisse geschehen und es werde...