„Gott, die Tüten sind irre schwer!", beschwerte ich mich und wuchtete die Papiertüte mit meinem Ballkleid die Stufen des Busses nach unten. Amy lachte und nahm mir zuvorkommend die Tüte mit den Schminksachen ab, da sie am wenigsten zu tragen hatte – Mila, die Verräterin, hatte ihrer Freundin die Schuhe abgenommen.
„Wir müssen unbedingt Trish unsere Kleider vorführen", meinte Amy stolz, dann verharrte sie in ihrer Bewegung, „Leute, was soll denn Leela jetzt zum Ball tragen?"
„Vielleicht hat sie ja ein Kleid gefunden, Mrs. Walsh wollte ihr doch helfen", erinnerte Mila ihre Freundin, „aber doof ist es trotzdem. Wir hätten sie fragen sollen, ob wir ihr ein Kleid mitbringen sollen."
„Dazu hatten wir nur leider keine Gelegenheit mehr", ich seufzte, „außerdem wissen wir doch gar nicht, ob ihr das Kleid gepasst hätte – oder weiß jemand von euch ihre Kleidergröße?"
Amy und Mila schüttelten den Kopf.
„Na also."
Wir schritten schwer bepackt auf das Schulgebäude zu, wobei ich mich immer wieder nach Leela, Cole oder Will umsah. Stimmt, Will, mit dem wollte ich ja noch reden! Leider war es hier draußen relativ unübersichtlich, denn bei dem schönen Wetter war gefühlt die ganze Schule draußen, sonnte sich oder spielte Spiele. Will war nirgendwo zu entdecken. Andererseits war er vermutlich sowieso drinnen in seinem Zimmer.
„Leute, ich gehe gleich erstmal zu Will, der wollte ja vorhin anscheinend dringend etwas von mir", benachrichtigte ich meine Freundinnen, die sich beide überrascht zu mir umdrehten.
„Du gehst freiwillig zum Psycho?", fragte Amy, „Der hat sich doch vorhin aufgeführt wie ein Irrer."„Nenn ihn nicht so", bat ich meine beste Freundin, „aber ja, ich möchte mit ihm sprechen. Auch, wenn er sich vorhin so seltsam benommen hat. Er wird ja irgendeinen Grund dafür gehabt haben – hoffentlich."
Doch zu meinem Gespräch mit Will sollte es wohl nicht kommen, denn als wir gerade die Tüten in unserem Zimmer abgestellt hatten, hörten wir vom Flur einen markerschütternden Schrei, dessen Urheberin uns nur allzu gut bekannt war.
„Scheiße, das klang nach Leela!"
Augenblicklich ließen wir alle drei unsere Einkaufstüten fallen und sprinteten so schnell, wie uns unsere Beine trugen, auf den Flur. Ich sah mich hektisch in beide Richtungen des Flurs um, bis ich Leela am Ende des Flurs entdeckte, direkt vor der Treppe, die von dort nach unten führte. Das dunkelhaarige Mädchen lag bewegungslos auf dem Boden und hatte uns den Rücken zugedreht, ich konnte nicht einmal erkennen, ob sie ernsthaft verletzt war.
Wir drei stürzten sofort zu Leela, die sich beim Klang unserer hektischen Schritte noch immer nicht rührte. Im Näherkommen erkannte ich, dass sich zumindest keine Blutlache unter Leela gebildet hatte.
Bei dem jüngeren Mädchen angelangt, warf ich mich auf meine Knie und beugte mich über die auf der Seite liegende Leela, strich ihr die durcheinander geratenen Haare aus dem Gesicht.
„Leela!", flehte ich regelrecht, „Leela, komm schon!"
Leela hatte eine Platzwunde in der Mitte der Stirn, aus der Blut über ihr Gesicht gelaufen war und ihr Pony klebte in der Wunde fest. Ihr Gesicht war blass und sie hatte die Augen geschlossen, regte sich jedoch, als ich sie in meine Arme zog.
„Faye...", wimmerte die Jüngere, als sie ihre matten Augen aufschlug und mich erkannte, „hilf mir."
„Ich bin da, keine Sorge", versicherte ich meiner Freundin und sah panisch zu Amy und Mila, die neben mir auf der Erde knieten, „los, holt Anne!"
Sofort sprangen die beiden Mädchen auf und rannten die Treppe nach unten, während ich mich Leela widmete, die in meinen Armen lag.
„Was ist passiert?"
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Feuerkampf
FantasyFaye kommt nach den Weihnachtsferien zurück auf das Internat, genau wie alle anderen Schüler auch. Doch die Situation hat sich zugespitzt. Nach dem Tod einer Mitschülerin ist nun nichts mehr, wie es war. Merkwürdige Ereignisse geschehen und es werde...