XVIII

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Mrs. Walsh war in ihrem Büro und sah erschrocken auf, als Amy und ich ohne anzuklopfen hereinplatzten. Noch bevor sie uns irgendwie begrüßen konnte, begannen wir schon, von den Neuigkeiten zu berichten – nun ja, mehr oder weniger.

„Mrs. Walsh, Sie müssen mitkommen!"

„Schnell, es ist wichtig!"

„Ganz ruhig Mädchen, was ist denn überhaupt passiert?", die Schulleiterin sah verwirrt von den Dokumenten auf, an denen sie arbeitete und legt den Kopf schräg.

„Es gab einen neuen Angriff und Anne schickt uns, Sie zu holen", informierte Amy die Direktorin, die sofort aufmerksam wurde und sich von ihrem Stuhl erhob.

„Los, ihr geht vor."

Zu dritt eilten wir zurück zu Annes Krankenstation, Anne gerade das letzte Pflaster in Anthonys Gesicht anbrachte. Das Mädchen hatte ihre Hosenbeine hochgekrempelt und während Anthonys gesamtes Gesicht und seine Hände vollkommen zerschnitten waren, sah es bei ihr nicht ganz so schlimm aus.

„Mrs. Walsh, gut, dass Sie da sind", Anne deutete auf Anthony, „es gab einen erneuten Angriff."
„Das weiß ich schon", entgegnete Mrs. Walsh besorgt und trat einen Schritt näher, „aber was genau ist denn geschehen?"

Alle Blicke lagen nun auf Anthony, als der Junge zum ersten Mal richtig erzählte, was geschehen war. Währenddessen widmete Anne sich seinen Händen und entfernte so vorsichtig wie möglich die Glassplitter.

„Ich habe auf Hazel gewartet", begann Anthony zu erzählen und zuckte zusammen, als Anne einen besonders großen Splitter aus seiner linken Handfläche zog, „sie war auf dem Klo und ich habe im Flur gewartet – wir sind zusammen hingegangen, aber ich konnte natürlich nicht ins Mädchenklo rein. Deshalb habe ich mir die Vitrinen angeguckt und dann hat mich jemand in die Vitrine geschubst."

„Ja und als ich ihn gesehen habe, wollte ich ihm helfen", fügte Hazel hinzu, „ich habe die Glassplitter nicht gesehen."

„Moment noch einmal", Mrs. Walsh bedeutete Hazel, leise zu sein und drehte sich zu Anthony, „was meinst du, du ‚wurdest gestoßen'?"

„Ich wurde gestoßen", wiederholte Anthony, „ich stand vor der Vitrine und habe mir die Fotos angesehen und auf einmal war da eine Hand in meinem Nacken, die mich in die Vitrine geschubst hat. Ich habe noch versucht, mich abzustützen, aber das hat ja nicht so ganz geklappt."

Er sah auf seine Hände und zuckte resigniert mit den Schultern, weswegen Anne einmal kurz mit der Pinzette danebentraf.

„Konntest du erkennen, wer es war?", hakte Mrs. Walsh nach, doch Anthony schüttelte entschuldigend den Kopf.

„Nein, tut mir leid. Ich kann nicht einmal sagen, ob es ein Junge oder Mädchen war, es kam einfach so überraschend."

„Schon gut...", Mrs. Walsh rieb sich grübelnd über das Kinn, „falls jemandem von euch doch noch etwas einfallen sollte, wendet euch bitte unverzüglich an mich."

Die Direktorin setzte an, das Krankenzimmer zu verlassen und ich rannte ihr schnell nach, bevor sie endgültig verschwinden konnte und holte sie auf dem Flur ein.

„Mrs. Walsh!", die Schulleiterin hielt an und sah mich abwartend an, „Was... was wird jetzt passieren? Wird die Schule doch geschlossen werden?"

„Das kann ich dir nicht sagen", erwiderte Mrs. Walsh ernst, „die Schule wird mit Sicherheit nicht geschlossen werden, doch ich muss fairerweise alle Schüler und ihre Eltern informieren, dass es einen weiteren Vorfall gab – und wenn Eltern ihre Kinder von der Schule nehmen wollen, kann ich das nicht verhindern."

FeuerkampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt