XXIV

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Die merkwürdige Unterhaltung mit Will war schnell wieder vergessen, als Mila, Amy und ich in der Stadt ankamen. Der Hausmeister ließ uns direkt im Stadtzentrum aussteigen und wir sahen uns einige Momente ratlos um, wussten nicht so recht, wohin wir gehen sollten. Ich war noch nie in dieser Stadt gewesen, Mila und Amy ebenso wenig und wir brauchten eine Weile, uns zurechtzufinden.

Wir googelten, wo man Kleider kaufen konnten und gingen dann in den erstbesten Laden rein. Es war ein recht großer Laden mit mehreren Etagen, der auf einer Ebene eine Abteilung für Abendmode hatte. Amy, die von uns allen dreien wohl am unkompliziertesten war, schnappte sich sofort einen Haufen Kleider, während Mila und ich mit kritischen Blicken durch die Reihen gingen. Bei mir war das Problem, dass sich viele der Farben mit meinen roten Haaren bissen oder mir einfach nicht gefielen und Mila wollte unbedingt einen Hosenanzug zum Ball tragen.

„Schaut mal Leute, wie findet ihr das Kleid hier?", Amy erschien in einem langen, cremefarbenen Kleid am Ende des Ganges, in dem Mila und ich standen. Das Kleid war trägerlos, hatte einige silberne Blumen auf den Brustteil gestickt und fiel ab der Taille in weichen Wellen bis zum Boden.

„Ich müsste es ein wenig kürzen lassen", gab Amy zu, „aber sonst passt es perfekt."

„Ich weiß nicht", Mila zuckte mit den Schultern, „das macht dich irgendwie sehr blass."
„Nicht so wirklich deine Farbe", stimmte auch ich zu. Wir hatten uns im Voraus einstimmig darauf geeinigt, wirklich ehrlich miteinander zu sein und nicht aus Höflichkeit alles schön zu finden. Auf dem Ball wollten wir schließlich alle umwerfend aussehen und es war nur fair, wenn wir unsere ehrliche Meinung zu den anderen abgaben.

Amy nickte, drehte sich noch einmal im Kreis und verschwand dann wieder in der Umkleide.

„Schau mal, ich hab ein Kleid für dich gefunden", Mila hielt mir ein kurzes, knallpinkes Kleid hin, das ich nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen tragen würde und wir beide brachen in Gelächter aus.

„Wunderschön", lachte ich, „gib her, ich zieh's an."

„Echt jetzt?"

Ich nickte japsend und zog mich mit dem Kleid in die Umkleidekabine neben Amy zurück. Das Kleid war unfassbar eng, saß wie eine zweite Haut und machte mir das Atmen schwer. Nachdem ich mich hineingezwängt hatte und feststellen musste, dass ich den Reißverschluss am Rücken nicht zubekam, weil mein Kreuz zu breit war, verließ ich zeitgleich mit Amy die Umkleide. Die Schwarzhaarige brach ebenfalls in Gelächter aus, als sie mich erblickte, dann bewunderten wir alle zusammen ihr jetziges Kleid. Es war in einem dunklen blaugrün gehalten, sehr schmal geschnitten und hatte Blumenapplikationen auf dem bodenlangen Rock und dem Brustteil, die zur Mitte hin sporadischer wurden und schließlich ganz stoppten.

„Du siehst atemberaubend aus", Mila lächelte und gab Amy einen flüchtigen Kuss, „wirklich. Soll ich ein Foto machen, damit du die noch kommenden Kleider damit vergleichen kann?"

Amy nickte und posierte vor dem Spiegel, Mila schoss ein Foto. Dann verließen wir den Laden und begaben uns weiterhin auf die Suche. Auf dem Weg nach unten entdeckte Mila zwar einen Jumpsuit in der Sommerabteilung, doch bei näherem Hinsehen bemerkte sie, dass ihr der Stoff einen zu hohen Polyesteranteil hatte (sprich, zu 100% aus Plastik bestand) und wir entschieden uns, den Laden zu verlassen.

Der nächste Laden war ziemlich klein – und ziemlich teuer – und wir merkten sofort, dass wir uns keines dieser Kleider leisten konnten. Dennoch wollte Amy eines der Kleider anprobieren und sogar ich fand eins, was mir recht gut gefiel. Es schillerte in einem dunklen türkisgrau, war trägerlos und war an der Brust ein wenig gerafft, während der Rock ohne Falten bis zum Boden fiel. Amys Kleid war ähnlich geschnitten, hatte jedoch eine blutrote Farbe und an der linken Seite waren silberne Strasssteinchen zur Verzierung aufgeklebt.

FeuerkampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt