XIII

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Der Frühling rollte mit aller Macht heran. Innerhalb der nächsten Woche taute all der verbliebene, sowieso schon sehr matschige Schnee weg, kleine Pflanzen, Sprösslinge und die ersten Blumen sprossen überall auf der Rasenfläche hervor. Die Bäume und Büsche bekamen die ersten Triebe, die von Tag zu Tag grüner und praller wurden und die Tiere rieben sich den Schlaf aus Augen und Fell. Überall war Vogelgezwitscher, die Sonnenstrahlen wärmten die verschlafene Erde mit aller Macht aus ihrem Winterschlaf auf. Die Luft war nicht wirklich warm, man musste trotzdem noch einen Pullover tragen, aber Schal, Mütze und Handschuhe konnte ich endgültig wegpacken und meine Winterschuhe gegen leichtere Sneakers austauschen. Man konnte wieder mehr nach draußen gehen, Spaziergänge machen und die ersten Frühlingsfarben des Jahres bewundern.

Von unserem Zimmer aus hatten wir den perfekten Ausblick auf die riesige Rasenfläche hinter dem Schulgebäude und jeden Morgen, wenn der Wecker klingelte und wir uns müde aufrappelten, herrschte auf der Wiese bereits ein reger Betrieb: Vögel, Eichhörnchen und manchmal sogar Rehe und Füchse aus den umliegenden Wäldern besuchten unsere Schule und verzogen sich bei Anbruch des Tages und Anstieg des Lärmpegels wieder in ihre sicheren Ecken zurück.

Ich genoss es, in den Pausen mit den anderen nach draußen zu gehen und das Gefühl von wärmender Sonne auf meiner Haut zu spüren. Es war noch zu frisch, sich draußen hinzusetzen, ohne Jacke rauszugehen oder lange stehen zu bleiben, doch die ersten zaghaften Sonnenstrahlen des Jahres taten uns allen gut.

Außerdem wurde offiziell verkündet, dass es für alle, die noch nicht tanzen konnten, am Freitagnachmittag von 16:45 Uhr bis 17:45 Uhr Unterricht in der Aula geben würde, den man besuchen konnte, wenn man gerne wollte. Auf den Aushängen stand ausdrücklich, dass die Paare durchwechseln würden, um abzusichern, dass niemand am Rand stehen musste und es wurde gebeten, sich auch als erfahrener Tänzer zu melden und seine Nummer zu hinterlegen, falls es einen großen Überschuss an Jungen oder Mädchen geben sollte. Tatsächlich würden Corey und ihr Freund Miles die Stunden leiten, was meine Vorfreude auf den Tanzunterricht nicht gerade hob, aber immerhin verstand ich mich mittlerweile etwas besser mit der Blonden klarkam, würden wir beide doch nie die besten Freunde werden.

Abgesehen von mir wollten noch Trish, Cole und Leela die Tanzstunden besuchen, der Rest unserer Gruppe konnte bereits tanzen und hatte es nicht nötig, erst Tanzen zu lernen. Jay und Noah hatten jedoch beide ihre Nummern hinterlegt, da es wahrscheinlich mehr Mädchen als Jungs geben würde – einige Jungs wollten eben einfach nicht tanzen lernen, die Mädchen waren da irgendwie doch engagierter.

Die Stunden begannen zwei Wochen vor den Osterferien.

An ebendiesem Freitag machte ich mich also mit Leela und Trish gemeinsam auf den Weg in die Aula, wo bereits eine kleine Ansammlung an Schülern stand und darauf wartete, dass Corey und Miles, die auf der kleinen Bühne standen und sich unterhielten, beginnen würden. Die Blonde sah wie immer makellos aus. Sie trug ein knielanges, hellrosafarbenes Kleid, welches ihrer perfekten Figur schmeichelte und hatte unglaublich hohe, silberne Schuhe an, die wohl über und über mit Pailletten oder Glitzersteinen bedeckt waren. Ihre Haare waren ordentlich, aber kunstvoll hochgesteckt und außerdem schien sie leichtes Make-Up aufgelegt zu haben, obwohl das aus der Entfernung nur schwer zu sagen war. Miles trug sogar ein Hemd, das – passend zu dem Outfit seiner Freundin – hellrosa war, dazu schwarze Schuhe und Hosen. Während wir auf den Beginn der Stunde warteten, gesellte sich auch Cole zu uns, der von Leela sofort aus großen, braunen Augen angesehen wurde.

„Tanzen wir beide zusammen? Bitte!", flehte sie, „Die anderen wollen sicherlich nicht mit mir tanzen, ich kenn doch von den Jungen nur dich."

„Ja, natürlich", Cole willigte sofort ein, warf jedoch einen kurzen Seitenblick in meine Richtung – aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
„Wir müssen aber durchwechseln", erinnerte Trish die beiden und verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Während viele der Mädchen hier Wert darauf gelegt hatten, sich ein bisschen herauszuputzen – wie eine Vorschau auf das, was ihren Tanzpartner auf dem Ball erwarten würde – war Trish in Jogginghose und ungeschminkt erschienen. Gut, geschminkt war ich auch nicht, aber ich hatte mir immerhin meine widerspenstigen, rostroten Locken zur Hälfte zurückgebunden und einen etwas hübscheren Pullover an. Ich wollte die ganzen Jungs ja nicht abschrecken.

FeuerkampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt