Feuerkampf

XIV

Innerhalb der nächsten Stunde gelang es Corey auf wundersame Weise, mir und vielen anderen das Tanzen beizubringen. Tatsächlich stellte ich mich doch nicht so ungeschickt an, wie ich zunächst gedacht hatte und lernte relativ schnell. Es gefiel mir ebenfalls, dass wir oft durchwechselten und ich immer wieder mit anderen Jungs tanzte, denn auch, wenn mich niemand nach einem Date zum Ball fragte und einige der Jungs sich wirklich dämlich anstellten, war es doch erfrischend und sicherlich hilfreich, falls man mit dem vorherigen Tanzpartner einen Fehler gemacht hatte.

Wir lernten den Grundschritt, dann wurde mehrfach gemischt und wir sollten die neu erlernten Schritte mit jedem Jungen einfach üben. Schließlich begann Corey, den Takt anzuzählen und machte dann Musik an. Zuerst zählte sie noch mit, dann ließ sie auch das sein. Ich ertappte mich schon dabei, wie ich ab und an auf meine Füße sah, doch größtenteils versuchte ich erfolgreich, dies zu vermeiden und mich stattdessen auf meine Schritte und meinen Tanzpartner zu konzentrieren. Ich hatte Leela und Trish schon vor einer Weile aus den Augen verloren, doch ab und zu entdeckte ich ein bekanntes Gesicht in der Menge.

Die Stunde verflog wie im Flug und ehe ich es mich versah, war schon mehr als die Hälfte herum.

„Wechsel!", kündigte Corey von der Bühne aus an, „bitte sucht mal jemanden, mit dem ihr noch nie getanzt habt, jemanden, dessen Namen ihr nicht kennt!"

Ich löste mich von meinem aktuellen Partner, sah mich suchend um und begegnete dem Blick eines gut gebauten Jungen aus dem oberen Jahrgang mit kurz geschorenen dunklen Haaren, der eine fragende Handbewegung machte. Ich nickte und setzte mich in Bewegung, lächelte den Jungen freundlich an, als wir uns gegenüber standen.
„Hey, ich heiße Faye", stellte ich mich vor.

„Daniel", erwiderte der Junge, als auch schon die Musik zu spielen begann. Eilig nahmen wir die Tanzhaltung ein und begannen, uns zur Musik zu bewegen. Mir fiel auf, dass Daniel bereits sehr viel besser tanzen konnte als ich und offenbar bereits Tanzunterricht besucht hatte.

„Kannst du schon tanzen?", fragte ich prompt und der Ältere nickte.

„Ich bin sozusagen als Gastherr hier, weil es zu wenig Jungs gibt", erklärte er, „und mische mich unauffällig unter die anderen."

Wir beide lachten, als er ein Gesicht machte wie ein Spion auf geheimer Mission. Mit einem unerfahrenen Tänzer wäre ich so wohl aus dem Takt geraten, doch Daniel führte mich sehr sicher.

„Meine eigentliche Tanzpartnerin für den Ball war zuerst gar nicht begeistert", fuhr Daniel dann fort, „sie dachte, ich hole mir jemand anderen, dabei habe ich sie schon vor Wochen gefragt."

Ich schmunzelte und nickte, ärgerte mich jedoch insgeheim. Was, wenn alle dieser Jungs hier schon vergeben waren? Nicht, dass ich vorgehabt hatte, Daniel zu fragen, aber an die Möglichkeit, dass die Jungs, die noch niemanden hatten, womöglich gar nicht hier waren und kein Tanzen lernen wollten, hatte ich noch nicht gedacht. Wir tanzten eine Weile zusammen, dann hielt Daniel jedoch an.

„Du, es tut mir wirklich leid, aber ich muss eben schnell auf Toilette", entschuldigte er sich verlegen, „ich beeile mich und bin gleich wieder da, wäre das okay? Ich kann auch noch bis zum nächsten Wechsel warten."

„Nein, geh ruhig", winkte ich ab, „sonst ist ja gleich jemand anderes über. Ich warte einfach bei der Tür."

Daniel bedankte sich für mein Verständnis, dann begaben wir uns gemeinsam zur Tür der Aula, wo ich mich an die Wand lehnte, um auf Daniels Rückkehr zu warten. Der Ältere verschwand durch die Tür und ich sah den anderen gedankenverloren beim Tanzen zu. Es verließen noch zwei Mädchen und ein Junge die Aula, auf die ich jedoch nicht wirklich achtete. Als Corey wenig später den nächsten Wechsel ansagte, sah ich verblüfft zur Tür und dann auf die Uhr. Daniel war noch nicht wiedergekommen, dabei waren die Toiletten doch ganz in der Nähe. Gut, jetzt war sowieso ein Wechsel angesagt und es konnte mir eigentlich egal sein, doch es nagte schon ein wenig an meinem Ego, dass er offenbar gelogen hatte, damit er nicht mehr mit mir tanzen konnte.