Feuerkampf

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„Beruhig dich erst einmal", Mrs. Walsh lächelte sanft, „und dann hör uns zu."

Ich nickte völlig durcheinander und wartete stumm, bis die Schulleiterin weitersprach.

„Dr. Yun und ich sind uns einig, dass Azita endgültig aus deinem Körper vertrieben wurde", versicherte Mrs. Walsh mir, „du brauchst keine Angst zu haben, dass du noch einmal so eine Entfernung durchmachen musst, Azita hat deinen Körper verlassen. Der Grund, weshalb wir hier sind, ist allerdings ein wenig komplexer."
„Als Mrs. Walsh mir erzählte, dass deine Augen nicht wieder ihre alte Farbe angenommen haben, war ich sehr überrascht", übernahm Dr. Yun, „und ich habe eine Vermutung, was dieses Phänomen angeht: es kann durchaus sein, dass dadurch, dass der Fluch noch nicht erfüllt worden ist, dass die Feuerbändiger sich noch nicht gerächt haben, ein Zipfelchen der Seele Azitas noch immer besteht und auf ihre nächste Chance wartet."

„Also ist sie doch noch da? Sie ist doch noch in mir drin?"

„Jein", Dr. Yun legte seine Fingerspitzen aneinander und deutete damit zu Mrs. Walsh, „denn genau das ist, wie Erbanlagen funktionieren. Es besteht die Chance, dass deine Kinder – besser gesagt, dein erstes Kind – ebenfalls eine zweite Person in sich tragen werden. Azita, die ihren Fluch noch immer erfüllen will."

Meine Augen weiteten sich, doch ich brauchte einen Moment, bis ich etwas erwidern konnte. Das war gerade ein bisschen zu viel für mich.

„Und das heißt?", brachte ich schließlich heraus, „Kann ich dann niemals Kinder bekommen, weil die Gefahr zu groß ist, dass Azita... naja, sie übernehmen wird?"

„Genau wie bei dir wäre natürlich auch bei deinen Kindern eine Entfernung möglich – und fällig", erklärte Mrs. Walsh, „allerdings wird diese Kette an Wiedergeburten wohl erst aufhören, wenn die Blutlinie Azitas ausstirbt, also jemand kinderlos bleibt, oder wenn sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte."

„Was im Klartext heißt, dass ich aus Sicherheitsgründen wohl nie Kinder haben kann", fasste ich die Situation nüchtern zusammen. Nicht, dass ich so dringend Kinder wollte oder bereits welche plante, ich war mir sogar sicher, mein Leben auch ohne Kinder super gut leben zu können. Aber die Tatsache, dass mir von vorneherein gesagt wurde, dass meine Kinder eine Gefahr für die Weltbevölkerung sein würden und der Fakt, dass auch sie eine solche Prozedur durchstehen werden müssten, wie ich sie hinter mir hatte, gefiel mir absolut nicht. Immerhin konnte man bei dem Versuch, die zweite Person zu entfernen, sterben und das wollte ich niemandem zumuten, am allerwenigsten meinen eigenen Kindern. Wenn ich mir schon vorstellte, meine kleinen Cousins, die ich bisher nur einmal gesehen hatte, wissentlich in so eine gefährliche Lage zu bringen, drehte sich mir der Magen um. Und sollte ich tatsächlich irgendwann mal Mutter werden, wollte ich meine Kinder nicht so etwas aussetzen.

Ich sah wohl etwas gestresst und aufgewühlt, denn Mrs. Walsh versuchte sofort, mich zu beruhigen.

„Wir können noch gar nichts fest sagen", behauptete sie, „ich bin mir sicher, wir werden da schon eine Lösung finden."

„Ist mir scheißegal", murmelte ich mit erstickter Stimme, plötzlich brannten Tränen hinter meinen Augen, „es gibt doch schon eine Lösung: ich bleibe kinderlos und verbringe mein Leben in Einsamkeit und alles ist super."
Mir war klar, dass ich ungerecht zu Mrs. Walsh und Dr. Yun war, die mir nur helfen und auf Nummer sicher gehen wollten, doch in diesem Moment stieg mir einfach alles über den Kopf.

Ich war nie scharf darauf gewesen, eine Elementbändigerin zu sein und auch, wenn das ganze ‚ich-kann-ein-Element-kontrollieren'-Zeugs ja schon ziemlich cool war, wollte ich auch ganz sicher nie die Wiedergeburt eines Irren Feuerteufels werden, der versuchte, von mir (und meinen eventuellen Kindern) Besitz zu ergreifen. Ich hatte nie darum gebeten, Sams Leiche in der Bibliothek finden zu müssen, weil irgendjemand hier Unruhe stiften wollte und auch, wenn Beverlys Treppensturz vielleicht ein Unfall gewesen war, hätte ich auch bei diesem Mal nicht diejenige sein müssen, die sie fand.