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An diesem Abend fand in der Aula noch eine Veranstaltung statt, bei der Mrs. Walsh und die anderen Lehrer wichtige Informationen für das neue Jahr gaben und Hinweise für die aktuelle Oberstufe gaben, die sich in diesem halben Jahr auf ihren Abschluss vorbereitete. Ich saß relativ weit hinten zwischen Amy und Leela eingezwängt, denn obwohl in der Reihe nur noch sieben Plätze freigewesen waren, hatten wir acht uns dort hingesetzt, weil wir schon zu spät erschienen waren. Auf Leelas anderer Seite saßen einige Schüler aus dem Jahr unter uns, neben Amy waren Mila, Cole, Jay, Trish und Noah ebenso eingepfercht wie wir drei.

„Wie viele von euch wahrscheinlich bereits wissen und sehnsüchtig erwarten, wird dieses Jahr erneut der Sommerball für die beiden oberen Jahrgänge abgehalten werden", sprach Mrs. Walsh ins Mikrofon, „der Termin ist der 12. Juli in diesem Jahr, eine Woche nach Verkündung der Prüfungsergebnisse. Die Prüfungstermine selbst werden euch noch mitgeteilt."

Ich sah überrascht zu Amy, stupste sie an und formte das Wort ‚Sommerball?' mit den Lippen. Die Schwarzhaarige nickte aufgeregt und grinste mich an, bevor sie ihren Blick wieder zur Bühne wandte.

„Dafür werden wir noch ein Ballkomitee wählen, welches für die Organisation des Balles zuständig sein wird. Wer Interesse daran hat, Teil des Komitees zu werden, kann nach der Veranstaltung nach vorne kommen und seinen Namen auf die Liste setzen lassen", die Direktorin räusperte sich und fuhr dann fort, „da einige von euch vielleicht noch nicht wissen, was genau es mit dem Sommerball auf sich hat, liegen hier vorne Informationszettel aus, die ihr euch nach der Veranstaltung mitnehmen könnt."

Ich reckte den Hals, um den Tisch zu sehen, der vor der Bühne aufgestellt war und auf den Mrs. Walsh deutete, konnte jedoch nichts erkennen, da die Menschen vor mir wohl die gleiche Idee hatten.

„Außerdem haben wir eine neue Lehrkraft", verkündete Mrs. Walsh nun und winkte die angesprochene Person auf die Bühne, „dies ist Dr. Yun."

Ich musterte den neuen Lehrer neugierig. Dr. Yun war asiatischer Herkunft und uralt. Er war recht klein und schmächtig gebaut, hatte schneeweißes, noch relativ volles und kurzes Haar und einen etwa zehn Zentimeter langen Kinnbart, buschige, weiße Augenbrauen und ein runzliges Gesicht. Er trug einen braunen Anzug, dessen Jackett ihm ein wenig zu groß erschien und schwarze Lackschuhe.

„Bitte, Dr. Yun, stellen Sie sich doch vor", bat Mrs. Walsh den alten Mann, der nickte und sich zum Publikum drehte.

„Guten Tag, verehrte Schüler und Schülerinnen, werte Kollegen", Dr. Yun nickte in die Runde, „ich freue mich sehr, dass ich in Zukunft an dieser Schule unterrichten werde – je nachdem, wie lange meine Zukunft noch sein wird."

Er lachte leise, bevor er mit seiner ruhigen, aber kraftvollen Stimme weitersprach.

„Ich werde Sie vor allem in der Oberstufe in Biologie, Chemie und Physik unterrichten, doch wer Interesse an einer AG für Genetik, DNA und Erbanlagen hat, kann gerne auf mich zukommen. Ich hoffe sehr darauf, hier einige interessierte Schüler und Schülerinnen zu treffen."

„Wenn ein Termin für diese AG gefunden wurde, werden noch Zettel ausgehängt werden", schaltete sich die Direktorin ein, „die Teilnahme ist freiwillig, aber es ist wirklich sehr interessant. Vielen Dank Dr. Yun, wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen."

Mrs. Walsh begann, zu klatschen und die Schüler stimmten mit ein. Der neue Lehrer nickte noch einmal in die Runde und verließ die Bühne dann mit sicheren Schritten. Die Art, wie er sich bewegte, ließ nicht auf sein offensichtlich hohes Alter schließen, sein Gang war der eines jungen Mannes.

Nach einigen weiteren, allgemeinen Ankündigungen war die Veranstaltung beendet und ich begleitete meine Freunde nach vorne, schnappte mir einen der Informationszettel und trollte mich an den Rand der Aula, um auf Amy und Mila zu warten, die ihre Namen eintragen lassen wollten. Ich würde mich nicht zur Wahl für das Komitee stellen, denn auch, wenn ich eine Menge toller Freunde und Freundinnen gefunden hatte, war ich wohl weder beliebt, noch bekannt genug, um gewählt zu werden. Außerdem fühlte ich mich hier zwar inzwischen wirklich heimisch, kannte mich mit den Gepflogenheiten und Bräuchen von Arcalia aber nicht gut genug aus, um so einen Ball auch erfolgreich zu organisieren.

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