Es ist bereits spät in der Nacht, als sich ein Sondereinsatztrupp der Ninja-Elfen durch die dunklen Gassen der Stadt schleicht. Man hatte den Weg des verlorenen Geschenks bis hierher zurückverfolgen können, weiter reichen die Aufzeichnungen jedoch nicht. Der Mond steht hell und klar am Horizont und die winzigen Füßchen von fünf kleinen Elfen tippeln durch die Finsternis.
Auf einmal ein lauter Aufschrei. Direkt vor dem Trupp türmt sich eine dicke weiße Katze mit buschigem Fell und gelangweilten grünen Augen auf. Sie wirkt, als sähe sie das Jagen kleiner Lebewesen nur als Pflicht und nimmt es damit wohl auch nicht so genau. Mäuse oder Elfen, ist doch das selbe. Sie miaut versucht gefährlich. Einige der kleinen Zwerge zittern und verstecken sich hinter dem Rücken ihres Anführers. Gulliver scheint sich herzlich wenig für die Bedrohungsversuche der Katze zu interessieren. Mit einem Hieb gegen die Schnauze verunsichert er das Fellknäuel so sehr, dass es empört das Weite sucht. Das Grüppchen sonst so tapferer Recken ist erleichtert. Weiter geht die Suche, bis schließlich Freddie, der kleine Elf mit der runden Brille und zuständig für Navigation und Kommunikation das Wort ergreift.
„Ich glaube, nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns verlaufen haben", stammelt er verlegen.
Gulliver hält sofort ein und wirft einen drohenden Blick auf den kleinen Kerl, der ganz erschrocken seine Mütze bis unter die Nase zieht.
„Was meinst du mit verlaufen? Wir verfolgen doch eine Spur, oder?", zischt er.
„Naja, ähm, die Spur... die ist eben weg... also sie zeigt dahin... aber... also..." Freddie beginnt nervös in seinen Unterlagen herum zu suchen.
„Ja?", treibt der Chef den stotternden Wicht zum Weiterreden an.
„Hier haben wir sie verloren. Scheinbar wurde an dieser Stelle unser Peilsender entfernt, jedenfalls endet das Signal dort. Aber es bewegt sich."
„Es tut was?" Gulliver ist erstaunt.
Da keine andere Option besteht, folgt man dem blinken Lichtlein auf der Karte bis es schließlich stehen bleibt, ganz in der Nähe des Einsatztrupps, der mittlerweile von der ganzen Lauferei ins Schwitzen kommt. Vor ihnen befindet sich eine Bushaltestelle. Drinnen, auf der Bank in dem Häuschen, macht es sich ein etwas ungepflegt aussehender Mann bequem. Es sieht so aus, als wolle er dort schlafen. Die Elfen fackeln nicht lange und betreten rüde das provisorische Schlafzimmer des Kerls.
„Elfen-Sondereinsatzteam, erheben Sie die Hände und leisten Sie keinen Widerstand!", brüllen die Wichte im Einklang.
Ganz erschrocken richtet sich der Mann auf. Er liegt zwar unter einer fettigen und alten Decke, doch sieht von vorne sehr viel gepflegter aus, als es zuerst den Eindruck gemacht hat. Er ist frisch rasiert, trägt ein Jackett und sogar eine Krawatte hat er noch lose umgebunden.
„Was ist denn hier los?", fragt er verwundert.
„Mein Herr, wir haben da einige Fragen an Sie."
Nachdem die Verwirrung beschwichtigt wurde und der adrett gekleidete Herr sich ein Bild von der Situation gemacht hat – sein Zustand der Übermüdung war bei der Erklärung eines Elfen-Sondereinsatzkommandos sicherlich eine Hilfe – steht er auf und läuft einige Male hin und her.
„Nun, wisst ihr, das war vor etwa zwei Wochen. Damals fand ich einen Karton, er war ein wenig mitgenommen, aber noch gut in Schuss. Für jemanden wie mich zu dieser Zeit ein wahrer Schatz. Ich nutze ihn als Tisch um darauf Schach spielen zu können, als sich ein netter Herr zu mir gesellte und mit mir spielte. Dieses Ereignis hat mein Leben verändert. Seine Worte haben mir dazu verholfen, meine Armut zu überwinden. Ich habe jetzt einen Job, ich fühle mich verstanden und gebraucht. Ich bin ein besserer Mensch seither."
„Aber wieso schläfst du noch immer auf dieser Bank?", fragt einer aus dem Elfentrupp gespannt. Er kann sich die Frage einfach nicht vergreifen. Lenny lächelt.
„Nun ja, auch bei allem Erfolg und Reichtum der Welt sollte man doch nicht vergessen, wo man herkommt. Es entspannt mich, auch einmal wieder hier draußen zu sein. Es ist meine Heimat", sagt er in einem nostalgischen Ton.
„Aber was ist mit dem Karton geschehen?", drängt Gulliver. Er sieht seine Mission in Gefahr.
„Ich habe ein Kätzchen hineingesetzt, um ihm ein neues zu Hause zu ermöglichen."
Die Elfen reden wild durcheinander. Wie sollen sie denn einen Karton finden, der von irgendjemandem mitgenommen wurde.
„Es war genau hier, in diesem Häuschen", fügt Lenny hinzu.
Gulliver wird hellhörig. Kurz denkt er nach, dann gibt er einige Befehle. Wenige Minuten darauf sind die kleinen Soldaten auf dem Weg in Richtung Kiefernallee 17. Langsam wird es hell. Leichter Schneefall setzt ein.
„Was für ein Glück wir doch mit dir haben", schmunzelt Gulliver und streichelt einem kleinen Tier über den Kopf, das an einen Hund erinnert und mit einer riesigen Schnauze ausgestattet ist. Der Schnüffler kennt den Weg.
uch die andef
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Das Paket - Ein Adventskalender
General FictionEndlich ist es soweit! Stolz präsentiere ich euch hier meinen Adventskalender, der in wochenlanger täglicher Arbeit seit Anfang November entstanden ist. Ich hoffe, er gefällt euch. *******************************************************************...