Hoch über den Wolken schwebt der samtgrüne Schlitten dahin. Die Holzbalken knarren und das Leder quietscht in gemütlichem Ton. Ruhig scheppern die Schlittenglöckchen im Takt des Rentiertrabs. Zügig, aber doch entspannt gleitet das Gefährt mitsamt seinen Insassen so durch die blauschwarze Nacht, an Sternen und Bergen vorbei, bis es schließlich dem Verlaufe eines dunklen Straßenzuges in einigen hundert Metern Tiefe verfolgt. Man richtet sich nach den Biegungen und Geraden der geteerten Straße und endet am Eingang einer kleinen Stadt, einem Vorort, der sich über einige Hektar Land zwischen düsteren Wäldern und verträumten Schneelandschaften erstreckt. Der Flug wird langsamer und die Rentieren setzen zur Landung an. Sachte bewegen sie sich nun mit ihrem sperrigen Anhang nur noch wenige Zentimeter über den dick mit weißem Schnee überzogenen Baumwipfeln und nähern sich in dieser Höhe vorsichtig einem bestimmten Haus, genauer gesagt einer Wohnung im dritten Stockwerk des Gebäudekomplexes.
Als der Schlitten so nah ist, dass man mühelos durch ein Fenster ins das schummrig beleuchtete Innere blicken kann, hebt der Weihnachtsmann wie aus dem Nichts die Stimme:
„Hier sind wir also an unserer ersten Station. Diese kleine Familie bekam das Pakte kurz nach dem ich es verschickt habe. Die Mutter befand sich zu dieser Zeit in einer misslichen Lage. Doch seht nun selbst!"
Die Elfen recken ihre Köpfe der Glasscheibe entgegen. Was sie sehen, erfüllt sie mit Freude. Hinter der Fassade befindet sich eine vierköpfige Familie, eine Mutter mit ihren drei Töchtern. Sie packen gerade ihre Geschenke aus. Das Wohnzimmer ist erfüllt mit dichtem Kerzenschein und der Geruch nach Anis und Zimt ist selbst draußen noch beinahe spürbar. Das goldrote Geschenkpapier fliegt in Fetzen durch die Luft, als die scheinbar Kleinste eine Puppe auspackt und sich mit großen Kulleraugen darüber freut. Ein etwas älteres Mädchen erfreut sich gerade daran, ihr neu erhaltenes Puzzle auf dem Boden zu verteilen. Doch halt, ein kleines tapsiges Wesen kommt ihr zuvor und rutscht erst einmal auf den verstreuten Teilchen aus. Alle lachen herzlich und das kleine Fellknäuel, das offensichtlich ein Kätzchen ist, wird erst einmal von der Größten geknuddelt. Die Atmosphäre in diesem Zimmer ist von Freude so voll, man fürchtet fast diese märchenhafte Szenerie müsste in ihr ersticken.
„Was ist denn mit Lenny passiert?", hallt es dumpf und mit einem Kichern hinter den Wänden hervor. Ein Mann betritt nun den Raum, er trägt eine große Dose randvoll gefüllt mit Plätzchen, die so gut aussehen, dass die kleinen Männchen vor dem Fenster drohen, die Scheibe einzuschlagen, um welche zu bekommen, doch ihr Chef kann sie noch bremsen. Der Mann und die Frau küssen sich in dem Moment, als Santa Clause seinen Schlitten wieder in Bewegung versetzt und die Elflein ihren Traumvorstellungen entreißt.
„Wir haben noch ein paar andere Ziele", grölt und schnalzt mit den Lederzügeln.
Der nächste Besuch führ die Gruppe immer weiter hinein in die umliegenden Wälder. Man weicht schweren Ästen und kratzigen Nadeln aus, fliegt wie ein gejagter Hase im Zickzack zwischen Tannenspitzen hin und her und setzt schließlich etwas unsanft neben einer graubraunen Holzhütte auf dem nasskalten Boden auf. Aus dem Schornstein quillt schwarzer Rauch und die Lichtung ist übersät mit Rußpartikeln. Wärme dringt durch die Ritzen der Balken und ein helles Lachen erfüllt den Wald. Der Weihnachtsmann hält sich seinen mit Leder umhüllten Finger vor die rosigen Lippen, um seinen Nachfolgern Ruhe zu suggerieren. Diese verstehen sofort und tippeln auf Zehenspitzen hinter dem rotgekleideten Kerl her, der sie vor ein aus dem Holz gesägtes Fenster führt.
Wieder wagen sie einen Blick hinein und sehen eine größere Ansammlung von Menschen, mehrere Männer und Frauen sowie Kinder, die sich um einen Weihnachtsbaum versammelt haben und gerade lachend scherzend die Heilige Nacht besingen. Ganz bei der Sache ist dabei wohl niemand, aber dennoch klingt es wunderschön. Gemeinsam mit der hitzigen Luft dringt auch der Schall aus dem Inneren der Hütte an die Ohren der Elfen.
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Das Paket - Ein Adventskalender
General FictionEndlich ist es soweit! Stolz präsentiere ich euch hier meinen Adventskalender, der in wochenlanger täglicher Arbeit seit Anfang November entstanden ist. Ich hoffe, er gefällt euch. *******************************************************************...