Verwundert dreht sich Gulliver um. Auch die anderen Elfen machen sofort halt und starren gespannt auf das pelzige Wesen, dass sich tief schnüffelnd einer der Mülltonen nähert, die neben der Haustür unter einem Unterstand stehen. Kurz hält der Schnüffler inne, als würde nachdenken, und springt dann in einem Satz auf den Behälter zu, kriecht in ihn herein und kommt so schnell wie er gegangen war wieder mit einem Fetzen im Maul heraus.
„Was hast du denn da?", fragt der Elf interessiert und schaut sich das zerrissene Etwas im Maul des Tieres genauer an. Es handelt sich dabei um ein Stückchen Geschenkpapier, das scheinbar von dem Paket abgerissen wurde. Schon wieder schlägt die große Schnauze des Schnüfflers Alarm. Er hat etwas gewittert. Eine neue Spur? Jedenfalls rennt er ohne auf seine Kameraden zu warten einfach so los, die Straße entlang.
Der Elfentrupp bemüht sich hinterher zu kommen, was gar nicht so leicht ist. Nach einigen Straßenkreuzungen und vielen Beinahe-Unfällen biegen sie schließlich in eine ruhige Seitenstraße ein. Hier macht das kleine Wesen halt und schnuppert nun intensiver an dem Klingelschild, welches neben der Tür eines Mehrfamilienhauses hängt. Bei dem Namen „Mayer" hält er inne und beginnt zu quieken.
„Ich schätze, da müssen wir hin", stellt Sammi das Offensichtliche fest.
Also stürmt man in den Flur des großen Gebäudes. Die Türen des Fahrstuhls schieben sich langsam auseinander und das ganze Kommando stürz hinein. Neunter Stock. Oben angekommen suchen sie nach der Wohnung Nummer 6. Nach kurzem Umherblicken ist schnell klar, dass es die letzte Türe hinten links sein muss. Behutsam tasten sich die fünf tapferen Wichte durch den mit Teppichboden ausgelegten Flur. Vor dem Eingang angekommen, klopfen sie erste ruhig und gelassen, dann immer energischer und schneller gegen das Holz, bis die Scharniere zu quietschen beginnen und ein junger Mann in der Öffnung steht. Er ist schon angezogen und sieht kein bisschen müde aus, obwohl es erst sieben Uhr morgens ist.
„Kann ich euch helfen?", fragt er ein wenig verdutzt in die Runde.
„Ich schätze schon", lässt Gulliver verlauten und nimmt sich einfach einmal die Freiheit die Wohnung zu betreten. Die anderen folgen ihm bestimmt. Der junge Mann wendet sich immer noch etwas verwirrt um und schließt die Tür hinter sich.
Man setzt sich ins Wohnzimmer. Es ist ganz aufgeräumt, hier und da liegen aber noch ein paar Kleiderhaufen und Kartonagen herum. Alles ist festlich geschmückt, Girlanden hängen von der Decke, Lichterketten zieren die Fenster und Watte verleiht dem Raum die wohlige Atmosphäre einer Winterlandschaft. Der Adventskalender ist bei Türchen Nummer 19 angekommen.
„Also was wollt ihr und... wer seid ihr eigentlich?", unterbricht der Inhaber der Wohnung jäh das besinnliche Schauen und Tuscheln.
„Nun, es ist so: Wir sind ein Sondereinsatzkommando der Elfen des Weihnachtsmannes und wurden mit der Mission beauftragt, ein verlorenes Geschenk ausfindig zu machen. Unsere Spur hat uns nun zu dir geführt. Die Zeit drängt, also frage ich gerade heraus: Weißt du etwas über ein fälschlich versendetes Paket, welches in diesem Papier verpackt war?" Demonstrativ hebt er den roten Fetzen in die Luft.
Der junge Mann muss nicht lange überlegen. Ein breites Grinsen zieht sich über sein Gesicht.
„Das gibt es doch gar nicht", schüttelt er den Kopf. Die Elfen blicken ihn verständnislos an.
„Es war genau am ersten Dezember, da erhielt ich ein Paket, das mir nicht gehörte. Ich wunderte mich darüber und öffnete es. Darin war ein Teddybär, den ich einem kleinen Mädchen auf der Straße geschenkt habe. Jetzt ergibt das alles Sinn! Es war also ein Weihnachtsgeschenk, dass mich da versehentlich erreicht hat." Gulliver nickt.
„Er hat es also auch nicht mehr", sagt er wie zu sich selbst und dann: „Wie sollen wir dieses Mädchen denn nur finden?"
„Ich weiß es nicht. Sie stand auf der Straße vor einem Kaufhaus, ich kenne sie nicht. Jungs, ich hoffe ich konnte euch helfen, aber ich muss jetzt wirklich los, mein Zug fährt in einer halben Stunde", drängt Sven.
„Wir müssen auch weiter. Vielen Dank und Frohe Weihnachten!"
Man wünscht sich noch ein paar nette Festtage und eine gute Reise, dann gehen die Elfen und Sven wieder getrennte Wege. Der junge Mann hält ein Taxi an, verstaut einige Tüten im Kofferraum und steigt dann selbst ein. Er winkt zum Abschied. Die Feiertage wird er mit der Familie verbringen. In der Heimat. Zusammen.
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Das Paket - Ein Adventskalender
General FictionEndlich ist es soweit! Stolz präsentiere ich euch hier meinen Adventskalender, der in wochenlanger täglicher Arbeit seit Anfang November entstanden ist. Ich hoffe, er gefällt euch. *******************************************************************...