In der Kiefernallee angekommen, verstecken sich die fünf kleinen Elfen flink hinter einem Gebüsch. Vor ihnen liegt das Zielobjekt: Haus Nummer 17. Einer, Sammi, der Kräftigste von ihnen, lugt vorsichtig hinter den Zweigen hervor und überprüft die Lage.
„Es brennt kein Licht," erstattet er Bericht.
Kein Wunder, es ist auch vier Uhr morgens. Doch es hilft alles nichts, die Männchen des Einsatztrupps müssen ihre Pflicht erfüllen und das verlorene Geschenk so schnell wie möglich wiederfinden. Ein kurzes Handzeichen von Gulliver genügt und die Kerlchen springen organisiert aus ihrem Versteck hervor, eilen über die Straße und beginnen damit, an der Fassade des mit Lichterketten und Efeu gezierten Hauses hoch zu klettern. Die ersten erreichen ein Fenster im ersten Stock, welches nur gekippt ist. Einer nach dem anderen hüpfen sie durch die schmale Öffnung und landen in einem Raum, welcher ihnen beinahe den Atem nimmt. Es ist die Toilette des Hauses. Rasch stürzen die Wichte durch die Tür, welche einen Spalt breit offensteht und enden im Flur. Sie verteilen sich und infiltrieren das Haus. Sie öffnen Schubladen, durchwühlen Kleiderstapel, graben im Müll herum und öffnen sogar Plätzchendosen. Doch sie finden nichts.
Plötzlich ertönt ein lautes Kreischen hinter ihnen. Gulliver und seine Männer sind wie erstarrt, als die alte Dame ihr Wohnzimmer betritt und das Chaos betrachtet, dass die Elfen hinterlassen haben.
„Was ist denn hier los?", kreischt sie in nicht minder hohem Ton und blickt ungläubig zu allen Seiten.
Gulliver geht mit zur Beschwichtigung erhobenen Händen auf die Frau zu. Diese fühlt sich dadurch jedoch scheinbar bedroht. Flink holt sie nämlich einen Besen aus dem Wandschrank und verpasst dem kleinen General einen Schlag, dass er quer durch die Stube saust. Benommen rappelt er sich wieder auf und brüllt die Dame an:
„Hören Sie doch auf mit dem Blödsinn! Wir sind hier in einer wichtigen Mission und bitten um Ihre Mitarbeit. Wir sind keine Feinde!"
Sofort kehrt Stille ein. Die Frau lässt, ganz erschrocken von der lauten Stimme des kleinen Männchens, den Besen fallen und starrt wie gebannt auf den zornesroten Kopf des Wichtels. Einige Sekunden vergehen ohne ein Wort, dann bittet die Dame die Kerlchen, sich doch zu setzen. Sie ist ganz perplex. Einige Beschwichtigungen und Erläuterungen später atmet sie wieder ruhig und gleichmäßig und scheint die Situation zu verstehen.
„Ihr seid also auf der Suche nach dem Paket, dass ich vor einigen Tagen von der Straße mitgenommen habe?", fragt sie zur Bestätigung.
Alle nicken.
„Das habe ich nicht mehr. Ich habe das Kätzchen meiner Tochter geschenkt. Meine Enkel haben sich wahnsinnig gefreut. Gehört es denn euch?"
„Gehört uns was?", fragt Bartholomäus, ein kleiner pummliger Elf mit viel zu kleinem Kopf.
„Das Kätzchen", erklärt die Frau.
„Ein Kätzchen? Na, Donnerwetter, es geht um das Paket. Wo ist es, war etwas darin?", fragt Gulliver hektisch.
„Nun, das habe ich zu dem Kätzchen dazugegeben. Etwas anderes als der Kater war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr darin. Soll ich Isabella anrufen?", fragt sie hilfsbereit.
„Nein, danke, meine Dame. Aber wenn der Inhalt zu diesem Zeitpunkt schon verschwunden war, können wir uns alle weiteren Schritte sparen. Verdammt" Der Kopf des kleinen Zwergs beginnt zu arbeiten. Sie haben keine Spur mehr.
„Wir drehen uns im Kreis", stellt Sammi treffend fest.
Irgendwo musste der Inhalt doch verloren gegangen sein. Nur wo? Es gibt einfach keinen Anhaltspunkt mehr. Gulliver ist verzweifelt. Dankend verabschiedet er sich von der Dame und verlässt mit seinem Trupp das Haus zur Hintertür. Betrübt bleiben sie noch einen Moment stehen und blicken in den Himmel, den die ersten Sonnenstrahlen gerade erhellen. In dem Moment beginnt der Schnüffler zu quietschen.
3.0pfr
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Das Paket - Ein Adventskalender
General FictionEndlich ist es soweit! Stolz präsentiere ich euch hier meinen Adventskalender, der in wochenlanger täglicher Arbeit seit Anfang November entstanden ist. Ich hoffe, er gefällt euch. *******************************************************************...